Zweiter Adventssonntag (C)

Predigtimpuls

Auf dem Weg in die Zukunft des Gottesreiches

1. Lesung: Bar 5,1-9
2. Lesung: Phil 1,4-6.8-11
Evangelium: Lk 3,1-6


Advent – na und? 

Das bürgerliche Jahr neigt sich dem Ende zu. Für uns aber hat ein neues Kirchenjahr gerade begonnen. Ob gläubig oder ungläubig, einen Fixpunkt haben wir vor uns: Weihnachten. Auf alle Fälle ein paar Festtage. Weihnachten muss etwas los sein. Und so hasten die Menschen alle Jahre wieder durch den Advent, die Vorweihnachtszeit. Viele erreichen den Weihnachtsabend mit heraushängender Zunge und leerem Geldbeutel. Und dann soll man noch feiern! 

Festtage bedürfen einer sinnvollen Vorbereitung, wenn sie etwas bringen sollen. Noch einmal, ob gläubig oder nicht, Festtage sollen den Menschen aufbauen, sollen ihn in eine positive Stimmung versetzen. Das Ereignis der Weihnacht hat einst die Tore in eine gesegnete Zukunft weit aufgestoßen. Die Erinnerung daran, vermag der Mensch nicht aus dem Stand zu feiern, wenn sie mehr als zwei fette Tage sein soll. Wenn für uns Heutige Weihnachten ein Fest werden soll, aus dessen Erleben wir mit neuer Hoffnung und Zuversicht leben können, dann ist diese Vorbereitung nötig. Wir müssen uns zur Feier dieses Festes ein wenig zurechtrücken, wenn es über zwei Kalendertage hinaus wirken soll. „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern, deinem Sohn entgegenzugehen“, haben wir gebetet. Sein Entgegenkommen und unser Entgegengehen führen zu einem gesegneten Zusammenkommen. Das lässt uns ein frohes Fest feiern. 


Niedergeschlagenheit macht mutlos und verbaut Wege 

Heute zeigt sich ein Fehlverhalten, das beinahe Allgemeingut geworden ist. Ich denke an die große Niedergeschlagenheit, die um sich greift. Allzu viele sind so niedergeschlagen, dass sie die Freude am Leben restlos verloren haben. Wie soll man da noch feiern? Wohin soll das führen? Wir leben in einer äußerst kritischen Situation. Aber kann da Niedergeschlagenheit ein Ausweg sein? Wie finden wir neuen Mut? Wie kann Aufbruchsstimmung kommen? 

Ich denke, wir müssten zu dieser Situation erst einmal ja sagen, weil sie einfach da ist. Wir sagen nicht ja, weil es so ist, wie es ist. Das Ja ist das erste Zeichen zum Aufbruch aus dieser Realität in eine bessere Zukunft. Nur wer sich auf den Weg macht, kann das Ziel erreichen, und wenn der Start noch so mühsam ist. Da sollten wir uns kurz vor Weihnachten an einen absolut außergewöhnlichen Aufbruch erinnern. 


Gott geht auf den Menschen zu 

Gott ist Mensch geworden, um den Menschen so nahe zu kommen, wie nur möglich. „Christ, der Retter ist da“, werden wir singen. Das muss erlebte Wirklichkeit werden. Gott kommt, damit wir im Leben durchkommen. Er will sich mit uns auf den Weg in eine neue Welt machen, in die Welt des Gottesreiches. Die Ansage des Propheten Jesaja steht: „Und alle Welt wird das Heil Gottes schauen.“ 

Oder denken wir an das Wort aus der 1. Lesung: „Leg ab, Jerusalem, das Kleid der Trauer, und bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit, die Gott für immer verleiht. Zu Fuß zogen deine Kinder fort von dir, weggetrieben von Feinden; Gott aber bringt sie heim zu dir, ehrenvoll getragen, wie in einer königlichen Sänfte.“ Jerusalem und Israel haben das erlebt. Das ist Geschichte und kein Märchen! Auch die Menschwerdung des Gottessohnes ist Geschichte. Unwidersprechbar hat das Lukas im Evangelium verortet. Gott hat das Tor in die Zukunft aufgestoßen, das wir Heil nennen. Damit das für uns heute erfahrbar wird, ist eine Voraussetzung zu erfüllen. Die ist machbar! 

Gott bei uns ankommen lassen, ist der erste Schritt in eine gute Zukunft „Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Macht ihm die Straße eben!“ Es geht darum, dass wir den Herrn bei uns ankommen lassen, der sich immer neu zu uns auf den Weg macht. Es geht darum, dass wir vor diesem Gott keine Straßensperren errichten, die das Zusammenkommen verhindern. Diese Sperren haben viele Namen. 

Da ist die Straßensperre der Besserwisserei. Was hat Gott schon für eine Ahnung von der komplizierten Welt unserer Tage? Da finden wir selber durch. Wir wissen, was zu tun ist. Und wenn wir nicht mehr ein noch aus wissen? Dann schreien wir nach dem „himmlischen SEK“. Das soll uns raushauen. Wollen wir dem Gott, der die Schöpfung ins Dasein gerufen hat, wirklich Unwissenheit über die Probleme unserer Zeit in die Schuhe schieben? Ich denke, das ist ziemlich kleinkariert. Da ist die hohe Straßensperre eines brutalen Egoismus. Wie will ein Egoist eigentlich erfahren, dass ihm Gott auch im Geringsten seiner Brüder und Schwestern entgegenkommt? Wie befreiend Dienstbereitschaft sein kann, erfährt nur, wer sie ausübt. 

Da ist die Straßensperre „Keine Zeit – geschlossen“. Verschlossenheit öffnet keinen Weg in die Zukunft. Nicht für mich und auch nicht für andere. Wie will ich Begegnung mit Gott im Gottesdienst erfahren, wenn ich nie Zeit dazu finde? Ich denke auch an die kirchenamtliche Verschlossenheit, die uns begegnet. „Das Pfarrbüro ist wegen Urlaub geschlossen.“ „Wegen Fortbildung geschlossen.“ „Wegen Betriebsausflug geschlossen.“ Und jetzt werden Kirchen geschlossen! Geschlossene Kirchen sollen dem Herrn den Weg bereiten. Das kann es nicht sein. 

Wenn wir aus der Niedergeschlagenheit und Depression unserer Tage heraus wollen, dann ist das „bereitet dem Herrn den Weg“ unverzichtbar. Wer den Gott des Lebens an sich heranlässt, hat nichts zu befürchten, aber er kann alles gewinnen. 


Der Weg in ein neues Leben heißt Jesus Christus 

Gott wurde Mensch, um die Menschen in dieser Welt abzuholen und auf den Weg in sein Reich zu führen. Wir sollten uns gerne hier abholen lassen. Die Feier der Weihnacht will uns neu daran erinnern. „Treffpunkt Krippe“ ist „Treffpunkt mit Gott“. Advent ist: „Wir machen uns auf den Weg.“ Durchaus mit der Einschränkung, so gut wir können, aber immerhin. Wir sind nicht alleine. Viele halten es ebenso. 

Viele Gemeinden geben sich die größte Mühe, diese Wochen zu einer Zeit werden zu lassen, die allen Gliedern Zuversicht und Freude schenkt. Sie versuchen ganz konkret, dem Herrn die Wege zu bereiten. Fast möchte ich sagen: „Machen sie mit!“ Dann feiern wir Weihnachten als ein wunderbares Fest der Begegnung.


Pfr. Klaus Mucha