Dreifaltigkeitssonntag (A)

Predigtimpuls

Das ist eine Beziehungssache

1. Lesung: Ex 34,4b.5-6.8-9
2. Lesung: 2 Kor 13,11-13
Evangelium: Joh 3,16-18

Göttliche Beziehungen

Das Wort „Dreifaltigkeit“ oder „Dreieinigkeit“ schufen Theologen und beschrieben damit, dass wir an einen Gott in drei Personen glauben. Jesus hat dieses Wort nie benutzt, allerdings steht in den Evan¬gelien viel über seine Beziehungen zum Vater. Dort beschreibt er z.B. in wie weit er und der Vater sich gegen¬seitig kennen und in wie weit er vom Vater beauftragt wurde: „Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn ...“ (Mt 11,27) Er vollbringt dieselbe Mission wie sein Vater und lebt in vollkommener Einheit mit ihm. Der Sohn ist im Vater und der Vater im Sohn (vgl. Joh 14,10-13) und damit ist der Sohn derselbe Gott wie der Vater. Beide sind so eng miteinander verwoben, dass sie eine vollkommene Einheit bilden, ohne aber die eigene Person aufzugeben.

 

Der Heilige Geist

Der Sohn liebt den Vater und der Vater liebt den Sohn. Diese gemeinsame Liebe ist etwas so Großartiges und Göttliches, dass sie selbst wiederum eine göttliche Person ist: der Heilige Geist. (vgl. 1 Joh 4,16) Nach der Auferstehung Jesu setzt der Heilige Geist die begonnene Mission fort. Der Geist spricht und tut nichts ohne den Vater und den Sohn (vgl. Joh 15,25; 16,13-15). Wir glauben damit an drei göttliche Personen, die so eng miteinander verbunden sind, dass sie miteinander nur ein gemeinsames Wesen haben. Sie sind derselbe und einzige Gott. Paulus war einer der ersten, der dies in Worte fasste. Er beendete seinen zweiten Brief an die Korinther mit einem dreifaltigen Segensgruß: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei bei euch!“ (2. Kor 13,13) Das Glaubensge¬heimnis der Dreifaltigkeit strapaziert unsere Vernunft. Letztlich kann man es nur im Glauben annehmen. Aus unserer Welt gibt es nichts, womit man es vergleichen könnte. Es lassen sich aber Beispiele finden, mit denen man darauf hinweisen kann.

 

Familienbeziehungen

Ich möchte hier ein Beispiel anführen, das gut auf die Beziehung der drei göttlichen Personen unter¬einander hinweist. Es eignet sich allerdings weniger um die Einheit der drei Personen zu verdeutlichen, dazu müsste man ein anderes Beispiel nehmen. Ich beziehe mich hier auf die Entstehungs¬geschichte einer Familie: Ein einsamer Mensch liebt sein Leben und sich selbst, aber er wünscht sich auch, seine Liebe zu verschenken und sehnt sich nach Antwort auf diese Liebe. So kommt es, dass ein Mann und eine Frau sich ineinander verlieben. Die beiden wünschen sich gegenseitig nur das Beste und schätzen den anderen in seiner Andersartigkeit. Sie versuchen so viel wie möglich gemeinsam zu tun. Es ist ihnen wichtig sich einig zu sein und die gegenseitige Liebe dem anderen immer wieder zu zeigen. Sie freuen sich aneinander und finden in der gemeinsam verbrachten Zeit tiefen Frieden und höchstes Glück. Sie können sich ein Leben ohne den anderen nicht mehr vorstellen und es würde ihnen sehr weh tun, wenn sie den anderen verlieren müssten. Es wäre dann so, als ob ein Teil von ihnen selbst herausgerissen würde.

 

Die Liebe zum Dritten

Weil sie sich gegenseitig lieben, möchten sie, dass diese Liebe ein ganzes Leben lang hält und sie heiraten. Beide freuen sich am anderen, aber sie fühlen, dass ihre gegenseitige Liebe noch nach mehr drängt. Sie möchten ihr großes Glück nicht für sich behalten, sondern es entfalten und weiter geben. Deshalb wünschen sie sich gemeinsame Kinder. Und als das erste Kind das Licht der Welt erblickt, sagen Mutter und Vater gemeinsam: das ist mein Sohn. Er gleicht mir. Etwas von mir ist in ihm. Beide Eltern lieben ihren Sohn über alles. Der Sohn wächst heran und kann nun die Liebe zu seinen Eltern auch bewusst zeigen. Er freut sich darüber, wenn seine Eltern für ihn da sind. Er macht ihnen kleine Geschenke und fühlt sich in ihrer Mitte geborgen. Die Mutter entdeckt in ihrem Sohn ein wenig vom Vater und liebt den Sohn nicht nur um seiner Selbst willen, sondern auch weil er der Sohn ihres Mannes ist. Ebenso geht es ihrem Ehemann. Er liebt den Sohn auch weil er seinem Wesen nach seiner Mutter ähnelt. So liebt der Vater seine Frau auch durch seinen Sohn.

 

In diesem Beispiel steht der Familienvater für Gott Vater, die Mutter für den Heiligen Geist und der Sohn für Jesus Christus. Die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander weisen auf die gegenseitige Liebe der drei göttlichen Personen und ihren ständigen Austausch der Liebe hin.

P. Oliver Heck SVD