Geburt des Hl. Johannes der Täufer (H)

Predigtimpuls

Den Ruf Gottes hört nur der, der still werden kann

1. Lesung: Jes 49,1-6
2. Lesung: Apg 13,16.22-26
Evangelium: Lk 1, 57-66.80

 

 Schwestern und Brüder im Herrn!

„Für Elisabeth kam die Zeit der Niederkunft und sie brachte einen Sohn zur Welt“ (Joh 1,57). Mit diesen knappen Worten wird im ersten Kapitel des Evangelisten Lukas von der Geburt des Johannes erzählt.

Im gleich darauf folgenden Kapitel erzählt Lukas wieder in knappen und ähnlichen Worten von der Geburt eines anderen Kindes: „Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen“ (Joh 2,6f).

Elisabeth und Maria, Johannes und Jesus. Die Geschichte dieser beiden Frauen und deren Söhne ist eng miteinander verbunden und liegt zeitlich nur sechs Monate auseinander: 24. Juni der Geburtstag des Johannes, und 24. Dezember, sechs Monate später, die Geburt Jesu.

Auch die Vorgeschichten sind bei beiden Frauen sehr ähnlich. Keine von beiden hat auch nur im Geringsten damit gerechnet, schwanger zu werden. Elisabeth hat nicht mehr damit gerechnet. Sie war zu alt. Lange hatte sie zusammen mit ihrem Mann Zacharias auf ein Kind gehofft. Jetzt ist auch er alt und rechnet nicht mehr damit, noch Vater zu werden. Maria hingegen ist jung, sogar zu jung. Auf ein Kind hat sie sich noch nicht eingestellt.

Da braucht es einen Engel. Für beide Frauen der gleiche Engel. Gabriel überbringt beiden Frauen die Botschaft und hilft ihnen zu glauben, womit sie noch nicht rechnen oder nicht mehr gerechnet haben.

Elisabeth und Maria. Wir kennen diese beiden Frauen und deren Geschichte schon so gut, vielleicht zu gut. So gut, dass wir das Wunderbare dieser Erzählungen gar nicht mehr sehen. Was da geschehen ist, war so unglaublich, dass es nicht nur die beiden Frauen, sondern auch deren Partner, tief getroffen hat. Zacharias hat es, im wahrsten Sinne des Wortes, die Sprache verschlagen. Er konnte es nicht glauben und wurde daher stumm. Und Josef wollte es nicht glauben, er wollte es überhaupt nicht wahrhaben und schlich sich daher in aller Stille davon.

Elisabeth und Maria, Zacharias und Josef: Es war für alle nicht leicht das Unglaubliche zu glauben. Zu glauben, dass Gott so konkret in ihre Geschichte eingreift und einen Plan mit ihnen und für sie hat. Es war für sie schwer zu erfassen, dass sie ganz konkret von Gott berufen wurden an seinem Heilsplan mitzugestalten. Ja, sie wollten sich teilweise sogar wehren, ablehnen, was Gott da mit ihnen vor hatte. Um das zu erfassen und anzunehmen braucht es bei allen vieren die Stille, das Schweigen: Zacharias wurde stumm, Josef verfällt in einen tiefen Schlaf und träumt; und Maria zieht sich mit Elisabeth zurück – im Bergland von Judäa – drei Monate sind die beiden schwangeren Frauen beisammen. Freilich werden sie miteinander geredet haben. Aber ich denke, dass sie auch und vielleicht sogar vor allem miteinander geschwiegen haben, um das Unglaubliche zu begreifen.

Elisabeth und Maria, die Geschichte dieser beiden Frauen mit deren Partner ist so wunderbar, so schön wie ein Drehbuch für einen berührenden Film oder ein bewegendes Theaterstück. Und das Ganze konnte nur geschehen, weil keine der betroffenen Personen ihre Rolle verweigert hat – auch wenn die Versuchung vielleicht da war. In der Stille, im Schweigen konnten sie letztlich alle zustimmen. Sie konnten zustimmen, dass Gott gerade sie erwählte, um seinen Heilsplan hier auf Erden umzusetzen.

Weil Maria und Josef zugestimmt haben, ist Gott in Jesus Christus Mensch geworden. Weil Elisabeth und Zacharias zugestimmt haben ist Johannes geboren, der schon im Vorfeld den Weg für diesen Jesus bereitet hat. Große Ereignisse brauchen eine gute Vorbereitung. Und es braucht immer wieder Menschen, die bereit sind, mitzuwirken. Ganz konkret im Alltag des Lebens.
In der Lesung haben wir vom Propheten Jesaja gelesen: „Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt“ (Jes 49,1b). Auch hier hat Gott einen Menschen gerufen. Er hat diesem Menschen Jesaja eine Rolle zugeteilt. Jesaja soll Licht für die Völker sein, er soll Licht in die Dunkelheit der Welt bringen. Und Jesaja hat sich nicht gewehrt, obwohl es nicht leicht war. „Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan“ (Jes 49,4a) – so klagt Jesaja über die oft schweren Zeiten. Ja, es ist nicht immer leicht, den Willen Gottes zu tun.

 

Aber, so fällt mir gerade ein, bevor ich den Willen Gottes tue, muss ich ihn erst kennen: Ich für mich, den Willen Gottes für mein Leben. Was will Gott von mir? Hat er mich vielleicht auch schon im Mutterleib berufen? Hat er mir möglicherweise eine Rolle zugedacht? Soll ich im Heilsplan Gottes mitwirken? Und wenn ja – bleibt die Frage: Wie?

So, jetzt haben wir mehr Fragen als Antworten. Jetzt sind wir möglicherweise ein wenig verunsichert: so wie Elisabeth und Maria, Josef und Zacharias es waren.

Aber – vielleicht hilft auch uns die Stille. Vielleicht bekommt auch uns ein öfterer Rückzug ins Schweigen gut, damit wir besser Gottes Willen für unser Leben erkennen und annehmen.

 

P. Josef Denkmayr SVD