Christi Himmelfahrt (A)

Predigtimpuls

Jesus hat Mut. – Er vertraut uns sein Werk auch in unserer Zeit an

1. Lesung: Apg 1,1-11
2. Lesung: Eph 1,17-23
Evangelium: Mt 28,16-20

Jesus hat Mut. Man muss sich das einmal vorstellen. Da besteht die Schöpfung seit Milliarden von Jahre und der Mensch schon seit Jahrzehntausenden. Und zu einem bestimmten Zeitpunkt tritt Gott in diese Schöpfung ein, wird Mensch.

Er kommt nicht mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels, so dass alle einfach überzeugt sind und glauben müssen; er kommt als Mensch und lebt wie ein Mensch. Er wächst heran im Schoß einer Frau und wird von einer Frau zur Welt gebracht. Das muss man sich mal vorstellen: Gott wächst als Mensch im Schoß einer Frau heran – und das ohne Mithilfe eines Mannes. Da kann man fast verstehen, worum es den Männern so schwer fällt, die Jungfrauengeburt zu bejahen und im Glauben anzuerkennen.

Dann wächst er heran als Kind, als Jugendlicher. Mit etwa 30 Jahren tritt er in die Öffentlichkeit und sammelt Jünger um sich. Nach 3 Jahren als Wanderprediger zusammen mit den Jüngern wird er getötet. Doch der Tod bedeutet nicht das Ende, er zeigt sich seinen Jüngern als der Lebende und überträgt ihnen seine Mission: `Geht hinaus in alle Welt und gebt Zeugnis von mir´ (vgl. Mt 28,16-20).

Was waren das für Jünger, denen er sein Werk anvertraut und die er da in die Welt hinausschickte! Sie waren keine Schriftgelehrten, auch nicht die besonders Frommen im Lande, die übereifrigen Gesetzestreuen. Sie waren Fischer und Zöllner, zum Teil recht zwielichtige Personen. Außerdem zählten einige Frauen der verschiedensten sozialen Schichten zu ihrem Kreis. Diesem bunt zusammengewürfelten Personengemisch vertraute er sein Werk an.

Wenn heute jemand Pastoralreferent/in werden will, muss er/sie etliche Semester Theologie studieren; will jemand Priester werden, dauert das Universitätsstudium zwischen 4 und 6 Jahren. – Damals wurde der Apostelkreis schon nach 3 Jahre sich selbst überlassen. Nach den schrecklichen und traumatischen Ereignissen um Jesu Tod samt der unerwarteten Wende – Jesu Auferstehung – standen sie plötzlichen da und mussten sich den Schwierigkeiten der sich bildenden Glaubensgemeinschaft stellen.

Wenn wir die Apg aufmerksam lesen, fällt auf, dass es in der frühen Kirche Probleme über Probleme gab, welche die Apostel lösen mussten. Heute, nach fast 2000 Jahren wundert man sich, was aus dieser schwierigen Anfangsbewegung um den Mann aus Nazareth geworden ist. Ein Blick in die Kirchengeschichte macht deutlich, dass die Herausforderungen und Schwierigkeiten von damals bis in die Gegenwart hinein nicht weniger wurden. Im Gegenteil: Kaum zu glauben, dass die Kirche – nach allem, was sie an Höhen und vor allem an Tiefen durchlaufen hat – heute immer noch existiert.

Mit dem heutigen Papst, den heutigen Bischöfe, den heutigen Priester und Ordensleuten – mit ihnen führt Jesus sein Werk fort. Beweist er damit nicht auch heute noch seinen Mut, diesen Menschen, uns, sein Werk anzuvertrauen?

Warum hat er mich zum Priester berufen, ausgerechnet mich, wo ich doch Frauen und Männer kenne, die diesen Dienst viel besser ausüben würden als ich? Warum hat er Sie, die Gläubigen, ausgerechnet Sie in seine Nachfolge berufen, für ihn Zeugnis zu geben in Familie und Beruf, in Staat und Gesellschaft?

Staunend bleibt uns nur immer wieder festzustellen: Jesus hat Mut, uns sein Werk, seine Mission, seine Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen anzuvertrauen. Er muss uns nehmen, wie wir sind. Und das tut er auch. Er schenkt uns sein Vertrauen und ist zufrieden mit dem, was wir schaffen. Aber wir können und dürfen uns nicht einfach mit dem zufrieden geben, was ist. Denn Jesu Werk bleibt zu jeder Zeit auch Ansporn – soweit es uns möglich ist – seiner Lehre, seinem Werk, seinem Wort und seinem Geist Rechnung zu tragen in unserem Leben.

Das ist es, was das heutige Fest uns vermitteln will: Jesus, vertraut uns. Er überlässt uns sein Werk. Es ist nicht damit getan, die Hände in den Schoß zu legen. Der Auftrag ist klar. Die Engel in der Lesung der Apg spornen die Jünger an, nicht weiter nach oben zu schauen. `Stellt euch der Welt, seht den Hunger der Menschen nach Wahrheit und Gerechtigkeit, begreift ihre Sehnsucht nach Hoffnung und Liebe! Wo die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird, Menschen ausgebeutet und ihnen Bildung verweigert werden und sie mit ihrer Hände Arbeit nicht die Familie ernähren können: Da sollt ihr seine Zeugen sein!´

Die Apostel konnten in doppelter Weise Zeugnis geben: von dem, was sie mit ihm erlebt hatten und von ihrem eigenen Glauben. Unser Zeugnis muss sich mit Letzterem begnügen. In unserem Einsatz für sein Werk kann zum Ausdruck kommen, wie wertvoll uns unser Glaube ist und was uns die befreiende und frohmachende Botschaft Jesu bedeutet.

Mal ehrlich: macht es Dich oder Dich nicht glücklich, wenn Dir jemand etwas zutraut, wenn jemand Dir vertraut, sich Dir anvertraut?

Jesus hat Mut. Jesus macht uns, seiner von Krisen geschüttelten Kirche, Mut. Das will uns das heutige Fest wieder in Erinnerung bringen. Stellen wir uns dieser Herausforderung, heute von Ihm Zeugnis abzulegen.

P. Dr. Alois Kehl SVD