7. Sonntag der Osterzeit (A)

Predigtimpuls

„Verherrliche Deinen Sohn…“ - Geschenke des Vaters

1. Lesung: Apg 1,12-14
2. Lesung: 1 Petr 4,13-16
Evangelium: Joh 17,1-11a

 

Heute, am letzten Sonntag vor dem Pfingstfest, lässt uns die Liturgie der Kirche an einer Zwiesprache zwischen Jesus und seinem Vater teilnehmen. In diesem Dialog zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn können wir - so scheint mir - bis in das Herz der göttlichen Dreifaltigkeit hineinhören, als ob die Himmelstüre einen kleinen Spalt offen wäre.

 

Jesus bittet seinen Vater: „Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche…“ Was meint er wohl mit dieser Bitte? Der Auftrag mit dem Jesus in die Welt kam war klar: Der Epheserbrief (1,10-11) sagt es: „Er (Gott der Vater) hat beschlossen… in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Eden ist. Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschliesst…“ Jesus soll die Menschheit zurückführen zu seinem Vater. Um diesen Auftrag ausführen zu können, erhielt er besondere Gaben:

Wortgewandtheit, damit er Gottes Botschaft an die Menschen gut darstellen konnte. Denken wir an die schönen Gleichnisse. Die Menschen verstanden, was er sagte und waren begeistert und staunten.

Ferner erhielt er Wunderkraft, um seine Botschaft zu unterstützen. Jesus dankt seinem Vater, weil er ihm „Macht über alles Fleisch gegeben hat“. Vielleicht dürfen wir dabei denken an sein Wandeln auf dem Wasser, die Brotvermehrung, die Totenerweckungen; seine Macht über den Sturm, die Verwandlung von Wasser in Wein, auch seine Macht über Brot und Wein, nebst all den Krankenheilungen. Diese Wunderkraft sollte es den Menschen leichter machen, in Jesus den Gesandten Gottes zu erkennen und den Weg zum Glauben und somit zum ewigen Leben zu finden. 

Auch der Leib, der Leid und Tod erfahren konnte, gehörte zu den Gaben, die der Vater ihm für seine Erlöseraufgabe schenkte. So können wir im Hebräerbrief (10,5-6) lesen: „Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen…. Da sagte ich: Ja, ich komme…, um deinen Willen, Gott, zu tun.“

 

Wortgewandtheit, Wunderkraft und ein leidensfähiger Leib waren die Werkzeuge, die Jesus für seine Aufgabe erhielt.

 

Wenn nun Jesus mit der Bitte zum Vater kommt: „Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche…“, so verstehe ich, dass im Geschenk dieser außerordentlichen Gaben der Vater sich verherrlicht, denn er zeig damit seine Grösse und seine Macht. Und der Sohn verherrlicht seinen Vater, indem er diese Gaben dankbar annimmt und dem Willen des Vaters entsprechend zu unserer Erlösung einsetzt. Jesus sieht jeden Augenblick seines Lebens, seiner ganzen Existenz, als ein Geschenk des Vaters, und in Dankbarkeit und Vertrauen setzt er alles ein, dem mächtigen Willen des Vaters zu entsprechen. Es war seine Nahrung, den Willen des Vaters zu tun. - Dieses gegenseitige, göttliche Beschenken kann uns eigentlich nicht verwundern, denn wenn das Johannes-Evangelium Gott als Liebe definiert, so wissen wir doch, dass Schenken der Atem der Liebe ist.

 

Jesus bläht sich nicht auf mit seinen Gaben. Es steigt ihm nicht in den Kopf. Er nimmt sie an und setzt sie ein im Dienste seines Vaters. - Stellt euch vor, Jesus hätte mit seiner Gabe der Heilung eine Arztpraxis aufgemacht. Ganz bestimmt wäre er ein sehr angesehener und reicher Mann geworden. Sogar hohe Beamte wären in seine Praxis gekommen. Vielleicht hätte selbst der Kaiser in Rom seine Dienste erwünscht. Und Jesus hätte große Auszeichnungen erhalten. Aber wo könnten wir uns dann in ihm finden? Wie wäre er dann „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ für uns?

 

Vielleicht dürfen wir die Bitte „verherrliche deinen Sohn“ sogar so verstehen, dass Jesus den Vater bittet: Schenke mir noch mehr Möglichkeiten, dich zu verherrlichen! Und der Vater antwortet ihm und bietet ihm das Kreuz an. Das ist dann der absolute Höhepunkt auf Seiten des Menschen, über das eigene Leben hinaus auf Gott vertrauen. Jesus sah das Kreuz als Verherrlichung des Vaters. Er konnte nicht weiter gehen als bis zum: „Es ist vollbracht!“

 

Aber das Schenken endet nicht mit dem Tod am Kreuz. Der Vater antwortet und beschenkt ihn weiter. Er bestätigt seinen Sohn, er bestätigt das grenzenlose Vertrauen seines Sohnes, das über den Tod hinausging, und er holt ihn aus dem Grab zur Rechten seines Thrones. Der Hebräerbrief (12,2b) sagt es so: „… Jesus hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt.“

 

Wir sind stecken geblieben im ersten Satz des Dialogs zwischen Gottvater und Gottsohn in unserem Evangelium und es gäbe da noch so viel zu betrachten; aber es genügt bereits, um unser Leben zu bereichern. Von Jesus können wir wahres Menschsein lernen. Auch du und ich sind geschaffen, um einen Auftrag in dieser Welt zu erfüllen. Niemand ist zufällig in der Welt. Wir dürfen uns im Dienst Gottes wissen. Er gibt uns die Talente und die Gelegenheiten, um unseren Auftrag ausführen zu können. Alles ist von ihm! Wir brauchen uns gar nichts einzubilden. Paulus schreibt an seine Korinther (1 Kor 4,7b): „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?“ Und noch schöner lesen wir im Epheserbrief: „Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat.“

 

Mit diesem Wissen sollten wir in unserem Alltag leben und Gott dankbar mit unseren kleinen Verpflichtungen Ehre und Verherrlichung geben. Denn das ist der Weg, den Jesus uns zeigt; Weg zu erfülltem Leben, der zum Leben in Fülle führt.

P. Hans Rudi Krieg SVD