Erzengel Michael, Gabriel und Rafael (F)

Predigtimpuls

Gottes Zuspruch

Lesung: Offb 12,7-12a
Evangelium: Joh 1,47-51

 

Ich lade Sie ein, am heutigen Festtag der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael mit mir über die Bedeutung ihrer Namen nachzudenken. Es sind biblische Namen, die uns – gerade in unserer Zeit – viel zu sagen haben. Diese Namen konfrontieren uns mit einer Frage, einem Ausruf und einem Zuspruch.

 

Zuerst die Frage: „Wer ist wie Gott?“ Das bedeutet „Michael“, übersetzt auf Deutsch. Michael hinterfragt uns, er hinterfragt die Menschen unserer Zeit, ob wir uns nicht an die Stelle Gottes setzen. Das kann viele Facetten haben – und oft ist es fatal. Wo lauter Ich-AG´s gegründet werden, gehen der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Solidarität verloren. Wo das Wirtschaftswachstum um jeden Preis in den Himmel gehoben wird, geht die Erde vor die Hunde, durch Umweltzerstörung, Aussterben von Arten und Klimawandel. Michael, der Engel, der Bote Gottes, fordert uns auf, Gott und seine Intention für die Welt wieder an die erste Stelle zu setzen. Gott will, dass sie das Leben haben, und es in Fülle haben, so lesen wir im Johannesevangelium. Er steht auf der Seite der Armen und Entrechteten. Er fordert uns auf, bedrohtes Leben zu schützen.

Aber wie soll das gelingen, angesichts so vieler anscheinend übermächtiger Kräfte und Interessen, die den eigenen persönlichen Vorteil zum Gott erhoben haben? Wie da einen Umschwung bewirken?

 

Der Erzengel Gabriel kommt uns mit einem Ausruf zu Hilfe. Seine Name bedeutet: „Meine Kraft ist Gott!“ Wer auf ihn vertraut, wird nicht zuschanden, das haben die Psalmisten schon gebetet, und gläubige Menschen beten es seit Jahrtausenden. „Meine Kraft ist Gott!“ Das hat auch Maria verstanden, als Gabriel sie bat, die Mutter Jesu zu werden. „Wer bin ich, dass du mich fragst?“ hat sie erschrocken gemeint. Und dann doch zugestimmt – im Vertrauen auf diese Kraft Gottes. Gabriel, der Bote Gottes, hat diese Botschaft für uns: Du darfst darauf vertrauen, dass Gott deine Kraft ist, wenn du dich einsetzt für Veränderungen. Du darfst hoffen, dass Gott dich nicht im Stich lässt, wenn du ein solidarischer Mensch bist und für sozial Schwache und Flüchtlinge einstehst, auch wenn sie dich einen naiven „Gutmenschen“ schimpfen. Du kannst damit rechnen, dass Gott deine Kraft ist, wenn du deinen Lebensstil umstellst, Ressourcen schonst und dich um bewusstes Einkaufen bemühst. Du kannst darauf bauen, dass Gott dir zur Hilfe kommt, wenn du dich in Treue und Verantwortung um deine Familie und deine Aufgaben in Kirche und Welt bemühst.

 

Aber, könnte jemand einwenden, liegt nicht alles viel zu sehr im Argen? Bin ich selbst nicht zu sehr korrumpiert durch egoistische, genusssüchtige Haltungen? Was bleibt mir anderes übrig als mit zu schwimmen im Strom, wenn ich den Kopf über Wasser halten will? Hier begegnet uns Rafael, der durch die Bedeutung seines Namens einen Zuspruch für uns hat: „Gott heilt!“ Bei Darstellungen dieses Erzengels findet sich manchmal die lateinische Inschrift: „Medicina Dei“. Gott hat eine Medizin für uns. Er ist der Arzt, der uns heilen kann von unseren Süchten, der uns befreien kann von unseren Abhängigkeiten, der uns helfen kann, Egoismus und Selbstsucht zu überwinden. Ja, sogar über die persönliche Ebene hinaus kann er uns helfen, unser Umfeld umzugestalten, damit es gerechter und friedlicher wird. Im Blick auf Jesus und im Hören seines Wortes können wir selbst innerlich umgestaltet werden und zur Umgestaltung der Welt beitragen.

 

So sagen uns die drei Engel, deren Fest wir heute feiern, wie Gott zu uns ist und was aus uns und der Welt werden könnte, wenn wir seinem Wort Gehör schenken. Auf eines noch möchte ich zum Abschluss hinweisen: Im Evangelium sagt Jesus zu Natanael: „Noch ehe Philippus dich rief, habe ich dich unter dem Feigenbaum gesehen.“ Noch ehe Gott uns ruft, hat er uns schon gesehen. Angeschaut. Liebevoll. Wertschätzend. Voller Sehnsucht, dass wir ja sagen zu ihm, zu ihm kommen und ihm sagen: Ich bin bereit, dir nachzufolgen. Mögen Gottes Engel uns geleiten, damit wir hinfinden zu Jesus und aus ganzem Herzen das Ja der Nachfolge sagen.

 

P. Franz Helm SVD