4. Sonntag im Jahreskreis (A)

Liturgische Bausteine

„ICH STEH VOR DIR MIT LEEREN HÄNDEN, HERR“

1. Lesung: Zef 2,3; 3,12-13
2. Lesung: 1 Kor 1,26-31
Evangelium: Mt 5,1-12a

Eröffnungsworte

„Besitze ich denn irgendetwas, was nicht DU mir gegeben hättest?“ Diese Frage möchte ich an den Anfang unseres heutigen Gottesdienstes stellen, im Wissen um die Kraft der „Spiritualität der leeren Hände“: „Ich steh vor dir mit leeren Hände, Herr“. Die Fülle im Leersein. Macht in Ohnmacht. So liegt die Kraft eines neugeborenen Kindes zum Beispiel in seiner Ohnmacht, in seiner Angewiesenheit auf die Hilfe des Anderen, ja in seinen „leeren Händen“. Es sind die leeren Hände, die Gott brauchen kann. In dieser Feier der Eucharistie wird der Priester vor der Wandlung seine leeren Hände über die Gaben halten und den Geist Gottes herab rufen.

Wir sind nun eingeladen, mit leeren Händen vor Gott zu stehen – Gott, der den Weg des Verlierers, des Verrats, des Scheiterns, der gebundenen Hände, des schweigenden Leidens geht. „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (2 Kor 12,9).


Kyrie (Nach einem Gedicht von Paul Weismantel)

Herr Jesus Christus,
- „Du kommst als Diener aller,
lebst als Mensch unter Menschen
und wirst durch deine wehrlos-verwundbare
Liebe ein verlassener letzter Mensch.
Herr, erbarme dich.

- Du wählst die Karriere nach unten,
durchbrichst das uralte Schema
von Herren und Knechten,
erntest dafür Spott und Hohn,
bis zum bitteren Ende.

- Du trägst die Dornen,
die Schläge ins Gesicht
das Unrecht, das Kreuz,
damit für uns Unerträgliches
und Unsägliches
tragbar werde.“


Tagesgebet

Herr Jesus Christus,
Menschen mit leeren Händen finden keinen Platz in unserer Gesellschaft.
Denn sie bewundert nur jene, die mit vollen Händen und vollen Taschen daherkommen.
Oft schämen wir uns, das Bekenntnis unserer Armut und unsere Angewiesenheit auf dich zu bekunden.
Denn das Gesetz, das in unserer heutigen Gesellschaft gilt, ist: „Ich bin reich und stark, darum bin ich“.
Du aber stürzest die Mächtigen vom Thron und erhöhst die Niedrigen.
Ja, du hast die Niedrigkeit deiner Magd angesehen.
Die Armen vor dir und die Trauernden preisest du selig.
Du bist Gott der Armen, der Schwachen, der Unedlen.
Wir bitten dich:
Mach unser Herz frei für dich und für die Nöte der Menschen,
die oft ohne Stimme ins Leere hinaus schreien.
Und wenn wir selber in Glaubensnot geraten sind,
so lass uns Zuflucht suchen und finden beim Namen des Herrn,
der dich in die Welt gesandt hat, um die Verlorenen zu suchen.
Darum bitten wir im Wissen um die Kraft deines Geistes,
   heute und in allen Tagen unseres Lebens. Amen.


Einleitung zur 1. Lesung

Der neunte der sogenannten „kleinen Propheten“ Zefanja war kein Mann von vielen Worten und wirkte um 630 v. Christus in Jerusalem. Er sah sich berufen, mit Strafandrohungen und Gerichtsankündigungen in wenigen aber klaren Worten sein eigenes Volk aufzurütteln (1,2-2,3) – das Volk, dem Jahwe gleichgültig und das von ihm abgefallen war. Der „große Prediger des Weltgerichts“ (A. Läpple) hat aber nicht nur vom „Tag des Zornes des Herrn“ gepredigt, sondern auch von Verheißungen (3,1-20): „Ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn“ (3,12).


Einführung zur 2. Lesung

In der von Paulus begründeten Jesus-Gemeinde in Korinth gab es nicht viele Gebildete aus der intellektuellen Elite der Stadt, sondern vor allem viele Ungebildete. Paulus wusste um ihre Kleinmütigkeit und forderte sie auf, auf die Gnade ihrer Berufung durch die Taufe zu schauen: „Seht doch eure Berufung, Brüder und Schwestern“. Dass zu der neu gegründeten Gemeinde nicht viele stolze Intellektuelle, sondern viele einfache Ungebildete gehören, ist für Paulus ein „Zeichen der göttlichen Gnadenwahl“ (Friedrich Lang): „Das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen“ (1,27).


Einleitung zum Evangelium

Die Seligpreisungen, Makarismen genannt, bezeichnen einen bekannten Abschnitt der Bergpredigt in Mt 5,1-13. Die wenig bekannte Version findet sich in der Feldrede bei Lukas 6,21-25, wobei hier nur vier Seligpreisungen zur Sprache gebracht werden (bei Mt 8+1 Mal „Selig sind...). Dass hier die Passiv-Formulierungen verwendet werden, zeigt, dass Gott selber es ist, der hier handelt, dessen Namen aber aufgrund seines Wesens als des „Mysterium tremendum et fascinans“ nicht ausgesprochen werden darf. Das Wort „makários“, das im Deutschen unvollkommen mit „selig“ übersetzt wird, meint im Grunde die innerliche Freudigkeit und heitere Gelassenheit, die um keinen Preis der Welt und durch nichts genommen werden kann. Solche Freude und Gelassenheit, die nicht von den Wechselfällen des Lebens und von der Materialität des Daseins abhängig ist, wird allen zuteil, die „mit leeren Händen“ vor Gott stehen.


Fürbitten

Guter Gott. Du bist der Ursprung und die Quelle der Liebe. Mit leeren Händen vor dir stehend bitten wir dich:

  • Für alle Frauen und Männer, die den Ruf Jesu in seine Nachfolge spüren. Schenke ihnen die Freiheit, loslassen zu können, um mit leeren Händen und offenem Herzen dem Meister zu folgen.
  • Für alle Missionarinnen und Missionare sowie für die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Krisengebieten dieser Erde: um die Tatkraft der Liebe, die von Jesus ausgeht, damit sie nicht mit leeren Händen dastehen.
  • Für die Seelsorger, die stets mit Menschen zu tun haben, deren Herzen von Trauer erfüllt sind und die angesichts des Todes ihrer Familienmitglieder und Angehörigen voller Fragen und voller Schmerz mit leeren Händen vor Dir stehen. Gib ihnen Kraft, einfach da zu sein und lass sie gute Zuhörer sein, ohne Gefühle zu beurteilen und zu verurteilen.
  • Für uns alle, die wir oft stolz sind auf unser eigenes Können. Dass wir uns auf die Begegnung mit Gott einlassen: mit leeren Händen, kindlich, offen, ganz.
  • Für unsere lieben Verstorbenen, vor allem für jene, denen wir uns besonders verbunden fühlen; lass sie an deinem ewigen Leben teilhaben.

Guter Gott. Du kennst unser Herz, unsere Liebe, aber auch unser Verzagen und unsere Trägheit. Vollende Du das, was wir nicht leisten können. So bitten wir, durch Christus unseren Herrn. Amen.


Einleitung zum Vaterunser

„Herr, dein Wille geschehe“. Hier bin ich, mit leeren Händen vor dir stehend. Im Vertrauen darauf, dass du Menschen nicht mit „leeren Händen“ weggehen lässt, Menschen, die ihre Hoffnung auf dich setzen, Menschen, die uns anvertraut sind, tragen wir nun unsere Bitten und die Hoffnung aller Menschen vor dich, indem wir das Gebet sprechen, das Jesus, dein Sohn, uns zu beten gelehrt hat, …


Einleitung zum Friedensgebet

Hände können drohen oder verletzen. Hände können aber auch trösten und streicheln, bergen und schützen. Hände können etwas festhalten. Hände können aber auch loslassen. Was wir mit unseren Händen machen können, ist, sie einander zu reichen. Tun wir es nun und bitten wir gemeinsam: Herr Jesus Christus. Schau nicht auf unsere Sünde ... und schenke uns, nach Deinem Willen …


Meditation nach der Kommunion

Aus dem fernen Kalimantan (Indonesien) berichtet ein Priester und Missionar (P. CB Kusmaryanto SCJ) von seinen Missionserfahrungen mit den armen Menschen, die er seelsorglich begleitet. Eine von den vielen Erfahrungen wird hier übersetzt und dargestellt:[1]

„Romo*, Sie wissen ja. Ich habe kein Geld. Wenn die Anderen davon erfahren, dass ich heirate, werden sie mich darum bitten, ein Hochzeitsfest zu organisieren. Woher kriege ich das Geld dafür? Ich bin arm, ich habe nichts anzubieten. Wenn der Wortführer unserer Basisgemeinschaft weiß, dass ich heirate, wird er kommen und mir einen Vorschlag machen, einen Gebetsabend zu veranstalten. Woher kriege ich das Geld, um ihnen nach dem Gebet das „Abendbrot“ anzubieten?“ Er schwieg still und stand in sich selbst versunken.

„O Gusti**, gib mir Kraft“, seufzte ich tief. „Jetzt weiß ich den Grund, warum er unbedingt auf dem Reisfeld in seiner Hütte heiraten will.“ Dann gab ich ihm zur Antwort: „Das Hochzeitsmahl ist ja nicht notwendig bei einer Hochzeit. Wichtiger ist, dass unsere Glaubensbrüder und -schwestern es wissen, damit sie euch in ihr Gebet mit hinein nehmen können.“ Er wusste kein Wort mehr zu sagen. Ich musste ein paar Mal schlucken.
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[1] Entnommen und übersetzt aus: „Berjalan di Air Pasang Surut“ (Ein Erfahrungsbericht).

* „Romo“ ist ein javanisches Wort und heißt übersetzt: „Herr Pfarrer, oder Herr Pater“.

** „Gusti“ ist ursprünglich ein Hoheitstitel für die Adligen und für die Helden in den damaligen Königreichen in Indonesien. Dieses Wort bedeutet „Herr“. Heutzutage verwendet man das Wort „Gusti“ auch für Gott (besonders auf Java und Bali).
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Vor der Hütte stand das Paar und hieß uns warmherzig willkommen. Die Braut trug ein T-Shirt ohne besonderen Schmuck. Der Bräutigam hatte ebenso ein T-Shirt an. Es gab keine Brautmädchen, keine Hochzeitsmusik, keine Hochzeitsdekorationen. Ein Bündel getrockneten Schilfgrases auf dem Altar war die einzige Dekoration. Mein Herz weinte seine Tränen.

Als Bruder Paulus, mein Assistent, seine Kamera herausholte, um dieses große Ereignis zu verewigen, war die Batterie leer. Wir schauten uns in die Augen. Als ich das Brautpaar segnete, liefen mir ungewollt Tränen über die Wangen. Es war später Nachmittag.


Die in den „Liturg. Bausteinen“ veröffentlichten Gebete und Texte sind Alternativen zu den offiziellen Texten, die der Zelebrant immer im MB findet.

P. Dr. Polykarp Ulin Agan SVD aus: Die Anregung Januar 2011