Hl. Arnold Janssen – Priester, Ordensgründer (G; H für SVD, SSpS und SSpSap)

Predigtimpuls

Tod und Vermächtnis des Hl. Arnold Janssen

1. Lesung: Jes 52,7-10
2. Lesung: Eph 3,8-12
Evangelium: Joh 1-5.9-14.16-18

Todesstunde des Heiligen
Heute vor 102 Jahren, am 15. Januar 1909, verstarb in Steyl in den Niederlanden der hl. Arnold Janssen. In der Chronik des Missionshauses St. Michael heißt es: „Um 1 Uhr nachts starb er [AJ], sanft und ruhig in Gegenwart seines Bruders Juniperus. P. Bodems, Br. Engelbert, auch P. Auf der Heide und P. Stolte kamen noch. R.i.P.“

In der Chronik der Steyler Anbetungsschwestern heißt es an diesem Tag: „Vor dem Morgengebet teilten die Missionsschwestern uns mit, dass unser teurer geistlicher Vater in der Nacht um 1 Uhr gestorben sei. Welch ein Opfer! Welch ein Schmerz!“

Reaktionen auf die Nachricht von seinem Tod
Am Morgen dieses 15. Januar feierte der amtierende Generalsuperior der Steyler Missionsgesellschaften, P. Blum, die hl. Messe mit den Anbetungsschwestern. Nach der hl. Messe, so heißt es in der Chronik, „betete er für den verstorbenen Hochwürdigsten P. Generalsuperior.“ 

Heute, 102 Jahre nach dem Tod von Arnold Janssen, beten wir nicht für seine Seelenruhe, sondern wir verehren ihn als Heiligen, wir beten zu ihm für uns und unsere Anliegen. Damit tun wir aber nichts Neues – denn bereits unmittelbar nach seinem Tode sagten Bewohner von Steyl und Tegelen, die dem aufgebahrten Leichnam die letzte Ehre erwiesen, zu den Bewohnern des Missionshauses: „Das war ein heiligmäßiger Mann.“

Und genau das war auch in vielen Beileidsschreiben zu lesen, die zum Tode Arnold Janssens in Steyl eintrafen: Ein Karmeliter aus Wien schrieb: „Da ich einem alten, recht frommen Laienbruder die traurige Nachricht mitteilte, rief dieser fast freudig aus: „O, dann haben wir ja einen Heiligen mehr!“ Dies glaube ich auch, und dies soll unser Trost sein: „Jetzt haben wir einen Heiligen mehr.“


Die in Wien lebende langjährige Wohltäterin Frau Fanny Stefko schrieb: „O wie herrlich glänzt er jetzt am Throne Gottes. O glückliche Gesellschaft des Göttlichen Wortes, die einen so heiligmäßigen Vorgesetzten hatte!“

Ein persönlicher Freund Arnold Janssens, der Franziskanerbischof Döbbing von Nepi und Sutri in Italien, schrieb: „Der ganzen Gesellschaft muss ich mein Beileid ausdrücken, möchte aber fast lieber gratulieren zu dem seligen Heimgange des teuren Obern, der ihr den odor sanctitatis und ein großartiges, providentielles Werk zurücklässt. ... Was Don Bosco im Süden, das ist Arnold Janssen im Norden geworden. ... Ich hoffe bei Gott, dass auch ihm die Ehre der Seligen und der Kirche zuteil werden.“ 

Der Bischof gab auch einen praktischen Ratschlag in Hinblick auf eine mögliche Selig- und Heiligsprechung. Er bat, „alles auf das Leben des Verstorbenen Bezügliche fleißig zu sammeln, den Sarg und das Grab entsprechend einzurichten.“

Das Vermächtnis des Heilige
Was war das Große, das Arnold Janssen in seinem Leben getan hat, das so viele Menschen sagen ließ: er ist ein heiligmäßiger Mensch gewesen!?
Die Antwort darauf könnte das sein, was der Reichstagsabgeordnete Horn zum Tode Arnold Janssens schrieb:
„Ich hatte das Glück, den teuren Verstorbenen seit länger als 33 Jahren zu kennen, und stets wandte er mir sein Wohlwollen und seine Freundschaft zu. Auch nahm er persönlich Anteil an meinem Leben und suchte in seiner großen Liebe und Freundschaft bei mehrfachen Anlässen mich geistig zu fördern. ... Wenn ich auch hoffe, dass er für sein irdisches, so überaus segensreiches Wirken den himmlischen Lohn bereits empfangen hat, so will ich mich doch mit meinen Gebeten der zahlreichen Schar derer anschließen, welchen er durch seine Stiftung und sein Wirken die Gnade des christlichen Glaubens und Lebens gebracht und vermittelt hat. Sein Wirken erstreckte sich nicht nur auf unser Vaterland, sondern auf alle Erdteile.“

Herr Horn war dankbar dafür, dass Arnold Janssen durch seine Stiftung, d.h. durch seine missionarischen Ordensgemeinschaften wie durch sein persönliches Wirken ihm und zahlreichen Menschen auf der ganzen Welt die Gnade des christlichen Glaubens und Lebens gebracht hatte.

Was das bedeutet, welche Gnade der christliche Glaube ist, das sagen uns die folgenden Geschichten; zunächst einmal der Brief eines sterbenden jungen Mädchens an ihre Mutter:

„Liebe Mutter!
Seit einigen Tagen kann ich nur noch eine halbe Stunde täglich im Bett sitzen, sonst liege ich fest. Das Herz will nicht mehr. Heute früh sagte der Professor etwas - es klang so nach „gefasst sein“. Worauf? Es ist sicher schwer, jung zu sterben! Gefasst muss ich darauf sein, dass ich am Wochenanfang ein Gewesener bin – und ich bin nicht gefasst. Die Schmerzen wühlen fast unerträglich; aber wirklich unerträglich dünkt es mich, dass ich nicht gefasst bin. Das Schlimmste ist, wenn ich zum Himmel aufblicke, ist er finster. Es wird Nacht, aber kein Stern glänzt über mir, auf den ich im Versinken blicken könnte. Mutter, ich war nie gottesfürchtig; aber ich fühle jetzt, dass da noch etwas ist, das wir nicht kennen, etwas Geheimnisvolles, eine Macht, der wir in die Hände fallen, der wir antworten müssen auf alle Fragen. Und das ist meine Qual, dass ich nicht weiß, wer das ist.
Wenn ich ihn kennen würde! Mutter, weißt du noch, wie du mit uns Kindern durch den Wald gingst bei einbrechender Dunkelheit, dem Vater entgegen, der von der Arbeit kam? Wir liefen dir manchmal davon und sahen uns plötzlich allein. Schritte kamen durch die Finsternis – welche Angst vor den fremden Schritten! Welche Freude, wenn wir den Schritt erkannten als den deinen, den der Mutter, die uns liebte. Und nun höre ich wieder in der Einsamkeit Schritte, die ich nicht kenne. Warum kenne ich sie nicht?
Du hast mir gesagt, wie ich mich kleiden muss und wie ich mich im Leben verhalten muss, wie man isst, wie man so durchs Leben kommt. Du hast für mich gesorgt; du wurdest nicht müde über allem Sorgen.
Ich erinnere mich auch, dass du am Heiligabend mit deinen Kindern in die Christmette gingst; auch an ein Abendgebet erinnere ich mich, das du mir einige Male vorgesagt hast. Immer hast du uns zur Ehrlichkeit angehalten. Aber das alles zerfällt mir jetzt wie mürber Zunder. Warum hast du uns von so vielem gesagt und nichts – von Jesus Christus? Warum hast du mich nicht bekannt gemacht mit dem Klang seines Schrittes, dass ich merken könnte, ob er zu mir kommt in dieser letzten Nacht und Todeseinsamkeit? Dass ich wüsste, ob der, der da auf mich wartet, ein Vater ist! Wie anders könnte ich sterben!“ (Aus: Willi Hoffsümmer, Kurzgeschichten 7, Matthias Grünewald Verlag, Mainz, 2003, S. 73-74)

Ganz anders verlief die letzte Lebenszeit einer anderen jungen Frau, Lisa mit Namen. Ihr Leben war ein einziges Chaos gewesen: der Freundeskreis, die Drogensucht, der moralische Absturz. Sie hatte versucht, von der schiefen Bahn wieder weg zu kommen, und hatte sogar den Drogenentzug geschafft. Doch ihr Lebensstil hatte schon unauslöschliche Spuren hinterlassen. Kaum hatte sie Hals über Kopf geheiratet, zeigten sich die ersten Symptome von AIDS: ihr Mann verließ sie.

Luisa war allein – mit der ganzen Last ihres Scheiterns. Doch dann begegnete sie einer Gruppe von Menschen aus der Focolare-Bewegung, die sich am Wort der Heiligen Schrift ausrichteten und einander regelmäßig erzählten, was sie dabei erlebten. Luisa entdeckte eine Welt, die ihr bis dahin verborgen geblieben war. Gegenüber einem Gott, der Vater ist, der Liebe ist, konnte sie ihre Sünden nicht mehr für sich behalten: sie glaubte an seine Barmherzigkeit.

Ihr Leben änderte sich: Die Vergebung, die sie erfuhr, erfüllte sie – trotz Schmerzen und Krankheit – mit einer nie gekannten Freude. Ihr Gesicht erstrahlte in einer neuen Schönheit, der das Fortschreiten der Krankheit nichts anhaben konnte. Sogar die Ärzte waren verwundert über ihre heitere Gelöstheit. Es war, als sei sie neu geboren.

Am Tage ihres Todes trug sie - wie sie es sich gewünscht hatte – weiße Kleider. Der Weg zur wahren Begegnung, zum Himmel, war frei geräumt (Aus: Neue Stadt, Dezember 2005, S. 21 – praktisch wörtliches Zitat).

Jesus – die Antwort auf die Fragen der Menschheit
Das letzte Wort, das man aus dem Munde Arnold Janssens vor seinem Tod gehört hat, war JESUS. Mit diesem seinem letzten Wort fasste er sein ganzes missionarisches Leben zusammen. Am Beginn seines missionarischen Lebens weihte er sich dem missionarischen Dienst mit den Worten: Gott, die Wünsche deines heiligsten Sohnes sind die meinigen, und ich werde arbeiten, soweit es mir möglich ist, damit dein heiliges Evangelium auf Erden verbreitet werde, welches die Seelen rettet, erleuchtet und belebt. Meine Zunge soll deinen göttlichen Worten dienen.

Jesus ist das Mensch gewordene Wort Gottes, das Wort das den Menschen die Frohe Botschaft Gottes verkündet:
Du bist mein geliebter Sohn! Du bist meine geliebte Tochter!
„Kann eine Mutter ihr Kind vergessen? Selbst wenn sie es könnte, ich vergesse dich nicht (Jes 49,15). Fürchte dich nicht, denn ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir“ (Jes 43,1).

Er ist der Vater, der auch auf das junge Mädchen gewartet hat, die aber nicht darum wusste und die unter diesem Nichtwissen schrecklich litt.

Das Wissen um die Liebe dieses Vaters gab der sterbenskranken Luisa neues Leben und neue Lebensfreude, eine neue Schönheit. Sie war wie neu geboren.
Dem Reichstagsabgeordneten Horn hatte Gott durch Arnold Janssen die Gnade geschenkt, ihn als liebenden Vater zu wissen; und für dieses Geschenk war er Arnold Janssen über dessen Tod hinaus dankbar.

Es gibt verschiedene Religionen in der Welt. Wie die Konzilserklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra Aetate“ sagt, erwarten die Menschen von den Religionen „Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen am tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist das Gute, was die Sünde? Woher kommt das Leid, und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen?“
Moderne Menschen schreien nach Gott. „Vielleicht suchen sie Gott unter den Götzenbildern von Macht, Geld, Einfluss, oder auf Irrwegen von Selbstsucht; sie flüchten sich in das Tätigsein oder sind betäubt von der Droge Teilnahmslosigkeit, enttäuscht und verzweifelt“ (Josef Sudbrack und Elisabeth Münzebrock, Hgb., Teresa von Avila, Benziger /Herold, 1983, S. 7).

Durch Arnold Janssen und seine Missionare und Missionarinnen in aller Welt ist bis auf den heutigen Tag Menschen auf der ganzen Welt in Wort und Tat die christliche Antwort auf dieses ihr Suchen, Rufen und Schreien gegeben worden: Es ist die Frohe Botschaft, dass sie von Gott mit nie endender, über den Tod hinausgehender Liebe geliebt sind.

Das zweite Vatikanische Konzil hat allen Katholiken ihre ihnen in der Taufe geschenkte missionarische Verantwortung ins Bewusstsein gerufen. Möge uns niemand fragen: warum hast du uns nicht von Christus erzählt? Mögen wir immer wieder wie der hl. Arnold Janssen sprechen: Gott, meine Zunge soll deinen göttlichen Worten dienen. Und verkünden wir durch unsere Worte die frohe Botschaft Jesu: Du bist Gottes geliebter Sohn, Gottes geliebte Tochter! Und mögen unsere Taten diese unsere Worte bestätigen, und mögen wir so Freude und Frieden in das Leben der Menschen bringen.

Heiliger Arnold Janssen, bitte für uns! Mögen wir in deinem Geiste Mitarbeiter Gottes an der Freude und an dem Frieden der Menschen sein. Amen

Autor

P. Jürgen Ommerborn SVD