19. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Mut zum Aufbruch

Lesung: 1 Kön 19,19a.11-13a
Lesung: Röm 9,1-5
Evangelium: Mt 14,22-33

 

Liebe Gemeinde,

ich denke, die Aussage aus dem Evangelium des letzten Sonntags steht noch im Raum: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Für die Pfarrgemeinden wird es immer schwieriger, regelmäßig Eucharistie zu feiern. Es gibt die Pfarrverbände und Seelsorgeräume / -bereiche, in denen ein Priester mehrere Pfarreien „versorgen“ muss. Ich bin etwas konservativer als manch einer meiner Mitbrüder und plädiere dafür, dass nur ein Mensch, der die Priesterweihe empfangen hat, einer Eucharistiefeier vorstehen kann. Ich habe bewusst das Wort Mensch gebraucht, denn für mich ist der zölibatäre Mann wohl nicht unbedingt die Voraussetzung für einen Vorsteher der Eucharistie. Bei Berichten über Bischofssynoden zur Eucharistie kommt das Thema Zölibat kaum vor. Ich habe vor Jahren einmal Bischof Krätzl gegenüber meine Überraschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass dieses Thema kaum zur Sprache kommt. Es gibt immer wieder Wortmeldungen, aber die werden von der Kurie abgeblockt. Es wird schon lange Jahre über die sogenannten „viri probati“, bewährte verheiratete Männer, gesprochen. Es gibt die Tausende verheirateten Priester. Ich denke da an einen ehemaligen Pfarrer meiner Heimatgemeinde. Er hat seine Haushälterin geheiratet und musste natürlich aus dem Amt scheiden. Da er nicht von der Seelsorge lassen konnten, ist er als evangelischer Christ zum Pfarrer ordiniert worden. Über Frauen als Priesterinnen auch nur zu diskutieren, ist von der obersten Kirchenleitung verboten mit dem Anspruch, dies sei ein unfehlbarer Spruch.

Die Kirche wird nicht müde, zu betonen, wie wichtig die Eucharistiefeier für die Katholiken sei. Die Gläubigen hätten ein Recht auf sie und die Sonntagspflicht wird eingeschärft. Was aber geschieht wirklich? Der Papst hat vor Priestern, Diakonen und Seminaristen auf die Frage eines Priesters, der mehrere Pfarreien zu betreuen hat und seine Not damit betonte, geantwortet: „Er habe keine Patentrezepte parat. Alle in der Kirche müssten nach gemeinsamen Lösungen suchen. Er wies auf den unersetzbaren Dienst des Priesters hin und empfahl den Geistlichen die helfende Gemeinschaft und das stärkende Gebet“. Denken wir an den Krampf um ministrierende Mädchen: Nur Jugend, daraus könnten Priester erwachsen!

Wobei zu betonen ist, dass die Zusammenkunft am Sonntag das Wesentliche ist, in der das Wort Gottes verkündet wird. Es gehört zu den Punkten, die im Rahmen der Diskussion um die Pfarrverbände immer wieder betont werden, auch wenn im Sonntag keine Eucharistiefeier sein könne, müsste die Gemeinde zusammenkommen und sich versammeln.

Wer aber dann leitet die Versammlung, wer übernimmt verantwortliche Dienste? Finden sich mutige Laien, die diese Dienste übernehmen? Steigen sie – wie Petrus – aus dem bergenden Platz und suchen einen neuen Platz im Kirchenraum? Einer meiner Brüder hat mir einmal einen Text mitgeschickt: „Mein Platz in der Kirche. Einmal wörtlich genommen. Wo stehe ich in der Kirche?“ Der Text schließt mit dem Satz: Als ich dieses Gedankenspiel machte und mir auffiel, wie weit vorne ich säße, dauerte es nicht mehr lange, bis ich mir endlich einen Ruck gab und anfing zu ministrieren.“ Es ist der Text einer Frau!

Die Geschichte, die wir heute im Evangelium vernommen haben, ist kein Tatsachenbericht; aber auch kein frommes Märchen. Sie möchte uns genauso wie die Lesungen Glauben und Vertrauen lehren. Die äußeren Umstände sind nicht immer günstig, vieles spricht für das sichere Schiff. Oft müssen wir zu neuen Schritt richtig gedrängt werden: ich werde angefragt für Aufgaben in der Gemeinde; ein Streit brodelt in mir, meine berufliche Situation ist wie ein goldener Käfig ... Das Evangelium und die Lesungen ermutigen uns, im Glauben jene Schritte zu wagen, zu denen wir uns gerufen fühlen. Denn es ist das Wort Gottes, das uns immer auf neue Wege weist.

Ängste und Zweifel sind dabei normal. Glaube bedeutet immer ein Wagnis. Aber wenn wir die gewohnten Sicherheiten verlassen, werden wir auch erleben können, dass Gott uns nicht allein lässt und dass seine Hand uns hält.

 

P. Dr. Winfried Glade SVD