28. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Kommt das Mahl ist bereitet

1. Lesung: Jes 25, 6-10a
2. Lesung: Phil 4,12-14.19-20
Evangelium: Mt 22,1-14

 

„Das Essen ist fertig! Kommt bitte!“ Dieser Ruf drang bei uns zu Hause öfter durch das Haus. Und trotzdem dauerte es meistens, bis sich die Familie versammelte. Vater und Bruder wollten nur noch den nächsten Spielzug der Fußballübertragung in der Sportschau verfolgen, ich hing meistens noch am Telefon und die jüngeren Brüder wurden mit dem Spielen nicht fertig. Unsere Aufgabe lautete häufig: „Ja, gleich!“ – Aber daraus wurde manchmal eine längere Prozedur.. Kein Wunder, dass unsere Mutter manchmal sauer reagierte.

Ähnliches bekomme ich immer wieder zu hören, wenn ich mit Leuten spreche. Jetzt haben wir soundso viele zu unserer Hochzeit eingeladen, aber die können nicht kommen, jene haben etwas anderes vor, die sind in Urlaub.

Auch nach Beerdigungen heißt es oft: „Du, tut mir leid, ich käme gerne, aber ich habe keine Zeit! Die Arbeit ruft!“ Ähnliches gilt für zwanglose Einladungen, für so manches Essen ohne großen Anlass.

Zugegeben, so ein Essensruf kann manchmal stören. Eine Einladung kann mehr Zeit in Anspruch nehmen, als ich eigentlich investieren wollte. Auch als Pfarrer bin ich oft in der Versuchung, einfach abzusagen, Arbeit vorzuschieben … Aber dann denke ich mir auch immer wieder: Jetzt haben die alles organisiert, vorbereitet, würden sich freuen, es ergäbe sich vielleicht eine gute Unterhaltung … und gehe doch, obwohl das vielleicht wieder Umziehen heißt, überlegen, was nehme ich mit etc. …

 

1. Gott bittet zum Mahl

Von solchen Erfahrungen berichtet unser heutiges Evangelium. Tausend Ausreden hat das Volk des ersten Testamentes, um Jesus und seine Rede von Gott, um Lebensgemeinschaft mit ihm herumzukommen. Und was er alles unternommen hat, unser Evangelist Matthäus: Immer wieder zitiert er Texte des Alten Bundes, um zu beweisen; dieser Jesus ist der ersehnte Messias, der von Gott verheißene Retter. Aber das Volk Israel zieht nicht. Wie er ihnen auch den Tisch deckt, wie er sich verhält, von Gott redet, heilt, Menschen hilft und Hoffnung macht. Er schmeckt ihnen nicht. Seine Rede von seinem Vater im Himmel braucht Verdauen. Sein Umgang mit Zöllnern, Sündern, Dirnen, Randsiedlern der Gesellschaft versalzen ihre fromme Suppe, ihr Leben, ihr Denken von Gott, ihr Erfüllen von Geboten und alles recht machen wollen.

Es kommt keiner. Alles ist bereitet. Doch der festlich gedeckte Tisch des Mahles bleibt leer.

Gott unternimmt andere Einladungen. Wenn die ursprünglichen Gäste schon nicht kommen, dann lässt er andere zu Tisch bitten. Und jetzt versammelt sich ein buntes Völkchen, Böse und Gute. Die junge Kirche wendet sich an alle, Menschen. Wenn die Gläubigen Israels nicht bereit sind, dann wird die Botschaft an andere weitergesagt, dann dürfen die hören, einspringen, Platz nehmen, essen und trinken.

Wir Menschen von heute können uns wohl gar nicht mehr vorstellen, wie weh das Jesus, Paulus, den Aposteln getan haben muss, dass seine , ihre Sendung, ihr Eifer, ihre Lebenshingabe, ihre Faszination an diesem Gott bei den vielen eigenen Leute keinen Widerhall findet, ins Leere geht.

 

2. Gekommen – aber unpassend gekleidet

Eine kleine Episode in diesem Evangelium löst in uns wohl Kopfschütteln aus. Da wird einer von der Straße weggeholt, er lässt sich einladen, und dann wird er wegen seiner unpassenden, wenig festlichen Klamotten getadelt.
Das kann ja wohl nicht sein. Hier spüren wir wahrscheinlich alle, dass das eine spätere Hinzufügung ist, nämlich als sich die junge Christengemeinde versammelt, das Ostermahl Jesu hält, und Leute mitessen, und teilnehmen wollen, deren Lebensstil nicht zur Feier ihres Glaubens passt.

Die, die am Herrenmahl teilnehmen, die haben sich mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld zu bekleiden. Die haben sich gegenseitig zu ertragen und zu vergeben. Deren Maßgabe des Zusammenhaltes ist die Liebe. Den Hauptraum in ihrem Herzen nimmt der Friede ein, oder sollte es wenigstens (vgl. Kol 3,12-15).

Und so ist das bis heute. Wo sich Lebenspraxis und Glauben nicht decken, oder wenigstens schneiden, wo Egoismus und Habgier, Unversöhnlichkeit statt Versöhnungsbereitschaft vorherrschen, da kann ich nicht das Liebesmahl des Herrn feiern.

 

3. Heute sind wir eingeladen

Sonntag für Sonntag lädt uns die Kirche im Namen Jesu ein, das Herrenmahl mit ihm zu feiern, sein Gedächtnis zu begehen. Geht es uns da nicht auch oft so wie den Hochzeitsgästen im Evangelium? Haben wir nicht auch oft Ausreden? Warum es heute nicht geht, was alles wichtiger ist, wo ich hin muss? Solche Fragen geistern uns oft durch unseren Kopf.

Oft sind wir vielleicht sogar der Meinung, dass es an den Einladenden liegt: an Papst und Bischöfen, Priestern, Seelsorgerinnen und Seelsorgern.

Dabei ist diese Feier Sonntag für Sonntag der Beweis, dass Gott uns das Köstlichste reicht, was er zu bieten hat, seinen Sohn. Sonntag für Sonntag will er uns ein wenig mehr durchblicken lassen, Verhüllungen wegnehmen, trösten, Tränen abwischen, Hoffnungen nähren, sich als Retter erweisen.
Und wir alle haben Platz an seinem Tisch. Wir alle dürfen seine rettende Tat immer wieder feiernd begehen und der Welt sagen, wie wir leben können:

Fürsorglich umsorgt dürfen wir aufstehen und die Unseren umsorgen. Vom gedeckten Tisch des Wortes und Mahles dürfen wir aufstehen und anderen ein gutes Wort sagen, Teller und Becher füllen. Getröstet mit neuem Mut, neuer Kraft zur Liebe, neuer Hoffnung ausgestattet, dürfen wir gehen und selbiges weiterschenken. Es gibt in unserem Leben so vieles zu tun und zu lassen. Dass wir uns für die Begegnung mit Gott, das Ausruhen bei ihm und das Gestärkt werden von ihm genügend Zeit nehmen, seine Einladung annehmen und entsprechend leben, dazu heißt es: „CARPE DIEM!“ Nutze die Zeit! Verpasst die Gelegenheit nicht! Gönne IHN dir! Amen.

 

Albert L. Miorin, Pfarrer