9. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Die Erfahrung von Zusammenbrüchen

1. Lesung: Dtn 11,18.26-28.322.
Lesung: Röm 3,21-25a.28
Evangelium: Mt 7,21-27

Die Erfahrung von Zusammenbrüchen

Wir Menschen suchen nach Stabilität, möchten einen festen Boden unter den Füßen haben. Wir brauchen Halt in all den Wechselfällen des Lebens. Darum versuchen wir uns gegen alles Mögliche abzusichern. „ Der kluge Mann baut vor!“ sagt der Volksmund.

Dieser Wunsch scheint verständlich angesichts der Zusammenbrüche, Konkurse, Katastrophen in unserer Zeit. Wir denken an die Wirtschafts- und Bankenkrise im vergangenen Jahr. Terroristische Anschläge, Aufstände gegen totalitäre Regime, Naturkatastrophen und schlimme Verkehrsunfälle lassen den Glauben der Menschen an Sicherheit wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen.
Und auch im alltäglichen Leben erfahren die Menschen Zusammenbrüche. Krankheit und Tod, das Scheitern von Ehen und Auseinanderbrechen von Familien, Verlust des Arbeitsplatzes lassen die schönsten Träume von einem grundsoliden Leben zerplatzen wie Seifenblasen.

Das Lebenshaus solide bauen: Jesu Wort hören und tun
Da kommt dann die Frage nach dem, was Halt auch in den Erschütterungen des Lebens gibt, die Frage nach dem Fundament, das einem Lebenshaus ein tragfähiges Fundament gibt.

Da hören wir Jesu Weisung im heutigen Evangelium.

„Wer meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute.“

Ein solides Fundament ist für uns Christen Jesu Wort. Aber das Hören des Wortes allein genügt nicht, es muss auch Richtschnur sein für unser Tun.

Eine Satire verdeutlicht das trefflich. Dort heißt es: „Als Jesus die Bergpredigt beendet hatte, fragte er einen Betroffenen: Wer hat dir denn gesagt, du sollst auch danach handeln? Du sollst doch nur einsehen, dass du ein Sünder bist. Also resigniere und mache so weiter wie immer. Hauptsache, du erkennst, dass du mich brauchst. Wenn du auf mich hoffst, kannst du ruhig tun, was dir in den Kopf kommt. Schließlich will ich die Welt nicht verändern.“

Sicher dürfen wir glauben, dass Gott von sich aus alles für den Menschen getan hat. Doch so sehr wir vertrauen dürfen, dass er uns in seiner Treue bedingungslos barmherzig ist, wäre diese Barmherzigkeit missverstanden, würden wir sie als Freibrief für die eigene Bequemlichkeit verstehen. Das wäre ein fataler Irrtum.

Das Wort des Herrn „hören und auch danach handeln“ das gehört untrennbar zusammen, sie sind wie eine Klammer, die christliches Leben zusammenhält und für die Welt wirksam macht.

Und ein zweiter Irrtum der zu vermeiden ist: es reicht nicht, einfach nur irgend etwas zu tun, in reinen Aktionismus zu verfallen. In der Parabel, die Jesus im heutigen Evangelium erzählt, handeln ja zwei, - beide haben ein Haus gebaut, der eine auf ein festes Fundament, der andere jedoch auf Sand.

Um dem menschlichen Lebenshaus ein solides Fundament zu geben, reicht es nicht, einfach irgend etwas zu tun. Vielmehr kommt es darauf an, etwas Sinnvolles, Tragfähiges zu tun, damit nicht der nächstbeste Sturm das Ganze zerstört.

Auf die Qualität kommt es an.

Die gehörte und in die Tat umgesetzte Bergpredigt entscheidet darüber, ob unser konkretes Leben in dieser Zeit auch „ein Stück Ewigkeit“ werden wird.  Jesu Wort in der Bergpredigt ist Weisung, die auf das Tun der Liebe zielt; auf ein Tun einer Liebe, die keine Grenzen mehr kennt, die Maß nimmt an der grenzenlosen Liebe Gottes zum Menschen.

Das Reich Gottes wird in unserer Welt ein Stück mehr Wirklichkeit, wo wir nichts und niemanden von unserer Güte und Sorge ausschließen.

Dort, wo wir beginnen, in kleinen Schritten Veränderungen herbeizuführen, um das Leben in unserer Umwelt liebevoller zu gestalten, Lüge, Hass, Gewalt und Krieg zu überwinden, - da werden wir zu Mitarbeitern am Kommen des Reiches Gottes.

Alle, die Jesu Wort von der größeren Gerechtigkeit hören, es in sich einlassen und das Haus ihres Lebens darauf bauen, dürfen Vertrauen und Zuversicht haben, dass ihr Lebenshaus auch in der entscheidenden Stunde Bestand haben wird.

Sie haben ja ihr Leben auf ein stabiles Fundament gebaut.

P. Hein Preun SVD