4. Adventssonntag (B)

Predigtimpuls

Dankbar werden, um wirkliches Leben zu empfangen

Lesung: 2 Sam 7,1-5.8b-12.14a.16
Lesung: Röm 16,25-27
Evangelium: Lk 1,26-38

 

Gehen wir weiter auf unserem Weg der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.

Die Symbole für den 1. Advent waren das Stopp-Schild und die Lupe: Stopp sagen und Gottes Botschaft groß werden lassen. Für den 2. Advent waren es der Kompass und die Schaufel: Das Ziel anpeilen und den Weg dorthin frei machen. Für den 3. Advent waren es das Stethoskop und der Spiegel: Meine eigenen Herztöne wahrnehmen und mein Herz heilen lassen. Statt die anderen durch den Spiegel meiner Erwartungen und Urteile anzuschauen, echte und herzliche Begegnung wagen.

Die Symbole für den 4. Advent sind das Geschenk und der Säugling.

 

1. Das Geschenk.

„So spricht der Herr zu David: Du willst mir ein Haus bauen, damit ich darin wohne? Seit dem Tag, als ich die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt habe, habe ich bis heute nie in einem Haus gewohnt, sondern bin in einer Zeltwohnung umhergezogen. … Ich habe dich von der Weide und von der Herde weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel wirst, und ich bin überall mit dir gewesen, wohin du auch gegangen bist. … Nun verkündet dir der Herr, dass der Herr dir ein Haus bauen wird“ (2 Sam 7,5-6.8-9.11). Wie David, so wollen auch wir Gott gerne in ein Haus setzen, damit er dort verfügbar wird. Das sind unsere heutigen Kirchen und Tabernakel, in denen wir Ihn eingefangen zu haben glauben. Das ist die Theologie, die mit Wissenschaft und Dogmatik aussagen will, wie Gott ist und wie nicht. Gott betont jedoch gegenüber solchem Ansinnen, dass er ein Gott des Unterwegsseins ist. Man kann ihn nicht auf einen Ort fixieren, ihn nicht festhalten, weder in Gebäuden aus Stein, noch in theologischen Definitionen. Man kann ihn nur auf dem Weg neu und neu entdecken, so wie er sich in der Begegnung jeweils schenkt.

Das Geschenk als Symbol will deutlich machen, wie wichtig es bei der Ankunft des Herrn ist, sich beschenken zu lassen. Das Besitzen- und Festhalten-Wollen entspricht unserem Sicherheitsbedürfnis, aber es macht uns nicht glücklich. An Weihnachten werden wir uns wieder gegenseitig beschenken, weil Gott es ja ist, der uns zuerst beschenkt. Aber wie schwierig es ist, ein Geschenk zu finden, für Menschen, die schon alles haben! Man kann sie eigentlich gar nicht mehr beschenken. Und wenn man etwas findet, dann oft etwas, was das übervolle Haus nur noch mehr überquellen lässt. Gott geht es da genauso. Menschen, die satt sind mit dem, was sie haben und sich leisten können, haben keinen Platz mehr für das Wesentliche von Weihnachten. Es kommt nicht darauf an, was wir besitzen, wie angesehen oder einflussreich wir sind. Es kommt darauf an, ob wir gelernt haben zu empfangen.

Wie steht es mit dir? Bist du bereit, dich von Gott überraschen zu lassen? Gott bleibt immer anders, als wir Menschen von ihm denken können. Erwarte nichts, aber erhoffe alles. Das Geschenk fordert zu der Haltung auf: Mach dich frei von deinem Ballast, mach dich frei vom Vergleichen und Bemessen, mach dich frei von deinen allzu genauen Erwartungen und lass dich überraschen. Lass dich aus deinem bequemen Sitz hochziehen und neu auf den Weg bringen. Nur dann wirst du die Freude erleben, die der Schenkende mit dir teilen will.

Die erste Botschaft des 4. Advent ist: Lerne, zu empfangen und dich beschenken zu lassen!

 

2. Der Säugling.

„Der Engel trat bei Maria ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. … Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. … Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? … Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. … Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel“ (Lk 1,28.31.34-35.38). Maria steht stellvertretend für uns, zu denen Gott genauso sagen möchte: „Du bist begnadet, der Herr ist mit dir! Wenn du meiner Botschaft der Liebe Vertrauen schenkst und dir nach ihr geschehen lässt, wird dein Leben reich werden. In dir wird Jesus selbst lebendig werden.“

Gottes Geschenke sind nicht wie ein Spielzeug, an dem man eine Zeit lang seine Freude hat und das man dann irgendwann in einer Ecke verstauben lässt. Sie sind auch nicht wie ein Kleidungsstück, das einen für einige Waschgänge lang schmückt, bis es aus der Form geht oder unmodisch geworden ist. Gottes Geschenke sind lebendig wie ein Säugling, der uns verzaubert und beglückt, der aber auch unsere ganze Aufmerksamkeit und Fürsorge braucht. Gottes Geschenk ist keine Wohlstandszugabe, vielmehr drängt es darauf, zum neuen Mittelpunkt des Lebens zu werden. Gottes Geschenk ist nicht irgendein Zeitvertreib, sondern reizvolle Herausforderung, mehr Mensch zu werden. Mütterlich und väterlich zu leben, behutsam und fürsorglich.

Wie steht es mit dir? Bist du bereit, dir von Gott allen Segen zusprechen zu lassen, wie Maria es getan hat? Bist du bereit, dich Gottes Botschaft der Liebe anzuvertrauen? Bist du bereit, das daraus wachsende Leben anzunehmen, es zu hegen und zu pflegen?

Es könnte sein, dass du diese Bereitschaft noch nicht in dir findest. Dann ist es so. Ich lade dich ein, dass du dir dann die Botschaften und Symbole der vergangenen Sonntage noch einmal anschaust. Nimm wahr, wo du noch vertiefen möchtest, was dir noch fehlt auf dem Weg auf das Weihnachtsfest hin. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Jesus wird in der Nacht zum 25. Dezember geboren, aber er wird jeden Tag in dir geboren, an dem du bereit bist, ihn zu empfangen.

Die zweite Botschaft des 4. Advent ist: Nimm Gottes Geschenk bei dir auf wie einen Säugling!

 


Ich wünsche dir, dass dich dieser Advent mit seinen vier Schritten wach und bereit gemacht hat, Den zu empfangen, der da kommen soll. Alles andere müssen und dürfen wir Ihm überlassen. In diesem Sinne eine gesegnete Zeit!

 

P. Thomas Heck SVD