Aschermittwoch

Predigtimpuls

Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!

1. Lesung: Joël 2,12-18
2. Lesung: 2Kor 5,20 - 6,2
Evangelium: Mt 6,1-6.16-18


Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium! 

Im heutigen Evangelium warnte Jesus uns vor falschen Einstellungen in der religiösen Praxis warnt. Zuerst tadelt er das ungezügelte Streben nach Lob und Anerkennung, dann das Hinausposaunen der guten Werke, die man getan hat, und schließlich das fasten, womit niemand, es sei denn der eigenen Eitelkeit, gedient ist. Es folg nun der Ritus der Aschenweihe. U ihn besser verstehen zu können, wollen wir drei Gesichtspunkte herausgreifen: zuerst fragen wir nach der Bedeutung der Zeremonie, alsdann nach dem Sinn des religiösen Fastens und schließlich nach der Wichtigkeit des Betens in dieser Zeit. 


Das Aschenkreuz 

Der Gebrauch der Asche als Zeichen der Trauer und Bußgesinnung ist uralt. Man hat sich nicht nur mit der Bestreuung mit Asche zufriedengegeben, sondern schwärzte nicht selten das ganze Gesicht damit ein. Mit diesem Gestus wollte man sagen, dass man eigentlich recht hässlich ist und keinen Grund zum Stolz-Sein hat. In der Tat, wir sind alle echte Sünder und müssen uns vor Gott demütigen. Den Karnevalstrubel lassen wir hinter uns und kehren zur Last des Alltags zurück. Wir tun dies im Zeichen des Kreuzes, das wir auf der Stirn tragen, folgen Jesus mit dem eigenen Kreuz.  

Die Asche, von der wir sprechen, wird aus den Palmzweigen des Palmsonntags gewonnen. Das laute Hosanna-Rufen hatte bald für Jesus ein jähes Ende und verwandelte sich in ein „Kreuzige ihn!“ – In unserem Falle gilt es, an die Vergänglichkeit des Lebens um der lauten Freuden zu denken, wie es die alte Formel zum Ausdruck bringt: „Bedenke Mensch, du bist Staub und wirst zu Staub zurückkehren.“ 

Doch nicht das Sterben ist die Kunde des heutigen Tages, sondern das Bekenntnis zur frohmachenden Botschaft des Evangeliums. „Glaube dem Evangelium“, sagt der Priester und fordert uns zugleich zur Umkehr auf. Denn nur in einem reuigen Herzen kann die Frohbotschaft Jesu Fuß fassen. 


Vom richtigen Fasten 

Zeichen der Umkehr ist die Einschränkung von Nahrung und Genussmitteln. Natürlich kann man auch aus anderen Gründen fasten, wie allseits bekannt. Hier geht es nicht um das Schlank- und Fitwerden, das ja niemandem verwehrt ist, ja sogar in einer Wohlstandsgesellschaft angebracht ist. 

Es geht auch nicht zunächst um das Einsparen für die hungernde Welt. Sicherlich käme bei dem Einsparen nicht allzu viel heraus. Eher sollte man schon aus Solidarität mit jenem Drittel der Menschheit fasten, das nie genügend zu essen hat. Bei einem solchen Fasten würde man auf überflüssiges verzichten, um daraus eine Spende für die Hungernden zu machen.  

Doch beim kirchlichen Fasten geht es primär um etwas ganz anderes. Es soll nämlich unsere Beziehung zu Gott wieder in das richtige Licht gerückt werden. Die Präfationen der Fastenzeit sprechen es klar aus, wie man es sofort ersehen kann. Wir danken Gott und sprechen: „Durch das Fastendes Leibes hältst du die Sünde nieder, erhebst du den Geist, gibst du uns die Kraft und den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus“ (4. Präfation). Und weiter: Du hilfst uns, das Böse zu überwinden, du schenkst uns von neuem die Reinheit des Herzens und gibst deinen Kindern die Kraft, in der vergänglichen Welt das unvergängliche Heil zu wirken“(2. Präfation). Und schließlich erhalten wir so „die Gnade, das Osterfest in der Freude des Hl. Geistes zu erwarten“ (1. Präfation). Ob wir heute noch in der Lage sind, diese Gedanken in uns aufzunehmen, hängt davon ab, ob wir wieder mehr beten, uns vor den lautstarken Werbungen für Konsumgüter abschotten und unsere Begehrlichkeiten zu dämpfen wissen. 


Vom rechten Beten 

Ein gutes Gebet ordnet immer wieder unsere Ausrichtung auf Gott, unser Ziel, und auf die Menschen, mit denen wir zu tun haben. 

Die Frage, ob das Gebet gut war, ist nicht immer klar zu beantworten. Denn wir verfallen leicht in die Routine und dem zerstreuten Hersagen von Gebetstexten. Dazu kommt, dass man heute des Öfteren nicht so viel hält: man unterlässt die üblichen Gebete am Morgen, am Mittag und am Abend. Und nicht wenige sind nachlässig beim/im sonntäglichen Gottesdienst. Dennoch sollte man folgendes bedenken:  

Gebet ist Ausrichtung des Lebens auf Gott, den Schöpfer und Vater, dem wir alles verdanken. Daher ist Lob und Dank immer wieder angesagt. Auch unsere Bitten können vertrauensvoll vorgetragen werden, wie Jesus es uns gelehrt hat. 

Beim richtigen Beten lässt man die Unrast und die Sorge des Alltags beiseite und legt seine Kümmernisse in die Hände des himmlischen Vaters. Er ist nicht weniger um uns besorgt als wir selbst. 

Rechtes Beten macht auch unser Herz offen und weit für die Menschen, mit denen wir auf dem gleichen Weg in die ewige Heimat sind. Ihr Los kann uns nicht gleichgültig sein. Wir empfehlen sie daher Gott. 

Beten lässt uns auch die große Heiligkeit Gottes spüren, vor der wir unsere Grenzen und unser Versagen erfahren. Dennoch dürfen wir immer mit dem verlorenen Sohn genommen zu werde. Erforderlich ist nur Umkehr und Reue. 

Mit solchen Gedanken und Vorsätzen können wir getrost in die Fastenzeit eintreten um, erneut unseres Glaubens so richtig froh zu werden.


P. Dr. Heinrich Dumont SVD (†) - [Anmerkung der Redaktion: Die von P. Heinrich Dumont SVD (†) verfasste Predigt wurde schon veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1996/; S. 59-61]