25. Sonntag im Jahreskreis (A)

Liturgische Bausteine

Interkulturelle Woche vom 21.-27.09.2014 „Offene Gesellschaft“

1. Lesung: : Jes 55,6-9
2. Lesung: 1Thess 5,14-24
Evangelium: Mt 20,1-16


Einleitung

Das heutige Evangelium erzählt uns das bekannte Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Der Text bringt die ökonomische Frage ins Spiel, die bei der Debatte um Integration und Teilhabe nicht außer Acht gelassen werden darf. Viele Jahre kannten wir Tagelöhner nur aus der Bibel, man musste den Kindern erklären, was das ist. Heute stehen die Tagelöhner mitten in Deutschland auf der Straße und warten auf Arbeit, eine Stunde, zwei Stunden, acht Stunden. Und nicht alle Arbeitgeber sind so freundlich wie der Gutsbesitzer im biblischen Gleichnis. Manche zahlen extrem schlecht oder auch einmal gar nicht. Andere nutzen die Armut der Menschen aus und nehmen ihnen 100 Euro die Woche ab für einen Schlafplatz auf dem Boden einer verschimmelten Bruchbude. Es sind ja nur Bulgaren und Rumänen, die sich nicht wehren können, und zu Hause, in den neuen Slums am Rande Europas, ist alles sowieso noch viel schlimmer. 

Was sagen wir dazu? Was tun wir dagegen? Diese Fragen gehen uns alle an, nicht nur die besonders stark betroffenen Kommunen.


Autor des hier leicht abgewandelter Texte ist Prof. Dr. Wolfgang Reinbold


Bußakt

Wir sprechen das Schuldbekenntnis: Ich bekenne Gott, … 


Tagesgebet

Wo du bist, Gott,
   zählen Geschlecht, Hautfarbe und Herkunft nicht mehr.
Wo du wirkst, Gott,
   leben Menschen und Kulturen in aller Verschiedenartigkeit miteinander.
Wo du bleibst, Gott,
   verlieren Angst, Vorurteile und Hochmut ihre Macht.
Darum lass uns, Gott,
   immer wieder bei dir sein und mit dir leben.
Amen.


Text: Vera Sabine Winkler (in: Heidi Rosenstock/Hanne Köhler, Du Gott, Freundin der Menschen. Neue Texte und Lieder für Andacht und Gottesdienst, Stuttgart (Kreuz Verlag) 1991, S. 106


Einleitung zur 2. Lesung: (1 Thess 5,14-24)

Christen tun Gutes, nicht nur in der Gemeinde, sondern auch über ihre Grenzen hinaus. Sie sind, mit dem grässlichen Wort unserer Zeit zu sprechen, »Gutmenschen«. Eine Gesellschaft, die zulässt, dass man das »Gute« lächerlich macht, begeht einen Fehler.


Autor des hier leicht abgewandelter Texte ist: Prof. Dr. Wolfgang Reinbold


Credo

Wir glauben an Gott, den Schöpfer der Welt,
und an Jesus Christus, den Erlöser alles Erschaffenen,
und an den Heiligen Geist, durch den wir Gottes Gaben erkennen.
Wir bekennen, diese Gaben oft missbraucht zu haben,
und bereuen unsere Schuld.
Wir bezeugen, dass die natürliche Welt Gottes Schöpfungswerk ist.
Wir wollen sie schützen und verantwortungsvoll nutzen.
Wir nehmen dankbar die Möglichkeiten menschlicher Gemeinschaft an.
Wir setzen uns ein für das Recht jedes Einzelnen
auf sinnvolle Entfaltung in der Gesellschaft.
Wir stehen ein für das Recht und die Pflicht aller Menschen,
zum Wohl des Einzelnen und der Gesellschaft beizutragen.
Wir stehen ein für die Überwindung von Ungerechtigkeit und Not.
Wir verpflichten uns zur Mitarbeit am weltweiten Frieden
und treten ein für Recht und Gerechtigkeit unter den Nationen.
Wir sind bereit, mit den Benachteiligten unsere Lebensmöglichkeiten zu teilen.
Wir sehen darin eine Antwort auf Gottes Liebe.
Wir anerkennen Gottes Wort als Maßstab
in allen menschlichen Belangen jetzt und in der Zukunft.
Wir glauben an den gegenwärtigen und endgültigen Sieg Gottes.
Wir nehmen seinen Auftrag an, das Evangelium in unserer Welt zu leben.
Amen.


Soziales Bekenntnis der Evangelisch-Methodistischen Kirche


Fürbitten

Herr, unser Gott, immer begleitest du uns Menschen und hörst das Elend und die Schreie deines Volkes. Wir bitten dich: 

  • Für alle, die in der Suche nach einem würdigen menschlichen Leben ihr Land verlassen müssen, dass sie in den Ankunftsländern eine integrative Gesellschaft erfahren. Lasst uns den Herrn bitten. A: Wir bitten dich, erhöre uns.
  • Für alle Menschen, die von den reichen Ländern als Armutsmigranten stigmatisiert und abgelehnt werden, dass diese nach Recht und Gesetz handelnden Länder auch ihrer Pflicht nachkommen, indem sie die Ursachen der Migration bekämpfen und beheben.
  • Für alle Flüchtlinge, die in ihren Ländern unfrei und verfolgt leben, dass Weltorganisationen aus humanitären Gründen Wege und Orte des menschenwürdigen Lebens für sie schaffen.
  • Für uns und alle Menschen guten Willens, dass wir mit unserem Verhalten und unserer Lebensform bekunden, immer Unterschiede zu feiern, aber Fremdenfeindlichkeit und Rassismus niemals tolerieren.

Ja, Gott, dir vertrauen wir unsere Schwestern und Brüder an, denn du bist der „Gott mit uns“. Und wie du dich vor Zeiten deinem unterdrückten und leidenden Volk angenommen hast, so geschehe es auch in der Gegenwart. Dir sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit.


Autor der einzelnen Fürbitten: Msgr. José Antonio Arzoz


Oder


Wo niemand von uns war,
bist Du dabei gewesen,
mit leidend,
Begleiter im Sterben für die einen,
Quelle der letzten Kraftreserven für die andern,

Helfer der Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa,
zu Fuß, auf Lastwagen, in gefährlichen Verstecken,
als Schiffbrüchige auf den Randmeeren unseres Kontinents.

Wir bitten
um Trost, den die Jahre bringen,
für die Hinterbliebenen der vielen Toten ohne Grab
an den Grenzen Europas,
um Klugheit und Unerschrockenheit für alle,
die Flüchtlinge aus Todesgefahr zu retten versuchen,

um Einsicht und Ehrlichkeit für die Frauen und Männer,
die für eine den Menschenrechten verpflichtete Flüchtlingspolitik
Verantwortung tragen in der EU und in unserem eigenen Land.

Wir bitten aber auch für uns selbst
um den Glauben,
der Jesus selber sucht unter den Flüchtlingen,
die von Armut und Verfolgung getrieben werden
auf ihrem gefährlichen Wege.


Quelle: Brot für die Welt


Oder


Kein Volk auf Erden ist deinem Herzen näher
als das Volk der Flüchtlinge;
verbunden nicht durch Sprache, Kultur und Geschichte,
sondern durch die Folgen von Unterdrückung, Umweltzerstörung,
bitterster Armut und aller Formen kriegerischer Gewalt.
Schaffe der Nachricht von dem abermaligen Höchststand der Flüchtlingszahlen
einen Widerhall in unseren Herzen und Gewissen,
damit wir anfangen zu tun, was uns möglich ist,
durch Unterstützung für Projekte der Flüchtlingshilfe,
aber vor allem, weil wir unseren Bürgerwillen bekunden,
gegen Waffenexporte und ungerechte Gesetze und Verträge,
die unzählige Menschen brotlos und wehrlos zu Flüchtlingen machen.


Quelle: Brot für die Welt


Hochgebet „Migration“

Präfation 

Gott, wie gut ist es hier versammelt zu sein,
   um dich durch unseren Herrn und Bruder Jesus Christus zu loben.
Die Geschichte deines Volkes ist eine Geschichte permanenter Migration.
Abraham brach aus der Stadt Ur auf und in ein fremdes Land.
Israel zog mit seinen Söhnen nach Ägypten,
   weil es dort bessere Lebensmöglichkeiten gab.
Als das Blatt sich wendete 
    und seine Nachkommen ausgebeutet und gedemütigt wurden,
hast du dein Volk durch
   geisterfüllte Frauen und Männer wieder in die Freiheit geführt.
Dabei zeigte sich aber auch, wie schwer sich der Mensch tut,
   sich deine Vision von einem freien und geglückten Leben zu eigen zu machen.

Durch Gesetze und Vorschriften geknechtet
   und in Abhängigkeit getrieben,
  wiederholte sich die Geschichte der Heimatsuche.
Dabei hast du dein Volk nie allein gelassen,
   hast ihm immer wieder begnadete Frauen und Männer gesandt,
den Traum von Geborgenheit und Menschenwürde
   in deiner Gemeinde wach und lebendig zu erhalten.
Mehr noch: Um deine Sehnsucht nach Gemeinschaft
   mit den Menschen noch deutlicher werden zu lassen,
hast du dich selbst übertroffen und uns deinen einzigen Sohn,
   unseren Herrn Jesus Christus, geschenkt, der unser Bruder wurde,
damit er den ewigen Kreislauf des Aufbrechens und Suchens beende
   und uns den Weg zu einem erfüllten Leben mit dir weise.
Dafür loben wir dich jetzt in der Gemeinschaft der Kirche
  im Himmel und auf der Erde und singen voll Freude:

Sanktus


Ja, guter Gott, immer waren Menschen genötigt,
   ihre Heimat zu verlassen, um ihr Leben zu retten;
Menschen wurden von Menschen wie Ware behandelt,
   ausgebeutet, misshandelt und vertrieben:
Lot und seine Sippe flohen vor der Vernichtung;
Hagar floh mit ihrem Sohn in die Wüste;
Josef wurde von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft;
Elija und viele anderen Propheten wurden politisch verfolgt,
   misshandelt und mussten fliehen.
Dein Volk wurde ins Exil verschleppt
   und durfte erst nach langer Zeit in die Heimat zurückkehren.
Das Verbindende in all diesem Leid und Unglück
   war deine liebende und sorgende Nähe gerade zu diesen Menschen.

Besonders deutlich wird dies im Leben Jesu:
er wurde in der Fremde geboren,
   musste mit den Eltern nach Ägypten fliehen
und hatte keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte.

So bitten wir dich, du heiliger und guter Vater,
sende uns den Leben spendenden Geist,
   damit er uns diese Gaben von Brot und Wein
   in den Leib † und das Blut Jesu Christi wandle.

Denn als Jesus spürte, dass sich sein letzter Aufbruch näherte
   und das Ende bevorstand,
nahm er bei einem festlichen Mahl im Kreis der Seinen
   ein Stück Brot in die Hand,
lobte dich, den Geber alles Guten,
   sprach darüber das Segensgebet,
brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten:

NEHMT UND ESST ALLE DAVON:
DAS IST MEIN LEIB,
DER FÜR EUCH HINGEGEBEN WIRD.

Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch,
   dankte dir wiederum,
reichte ihn seinen Jüngern und sprach:

NEHMT UND TRINKT ALLE DARAUS:
DAS IST DER KELCH DES NEUEN UND EWIGEN BUNDES.
MEIN BLUT,
DAS FÜR EUCH UND FÜR ALLE VERGOSSEN WIRD
ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN.
TUT DIES ZU MEINEM GEDÄCHTNIS.

Geheimnis des Glaubens!


Darum guter Vater, danken wir dir,
   weil du uns durch die Worte und das Handeln Jesu,
   durch sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung
Jesus als leuchtende Feuersäule
   für unseren Weg zu dir geschenkt hast.

In diesen heiligen Gaben
   schenkst du uns Hoffnung und Zuversicht,
vor allem all jenen, die heute heimatlos sind,
   die Vertriebenen und Ausgebeuteten,
  die wegen Krieg und schlechter Lebensbedingungen
zu Land oder über das Meer
   unter Lebensgefahr auf der Flucht sind.

Hilf deiner Kirche unter der Leitung des Bischofs von Rom, Papst NN,
   unseres Bischofs NN und der Gemeinschaft der Bischöfe
die Wege einzuschlagen, die deine Solidarität
   mit den vom Unglück geschlagenen Menschen
spürbar und erfahrbar macht.

In Gemeinschaft mit allen Heiligen,
   mit Maria und Josef, den Aposteln und Märtyrern,
die ihr Schicksal angenommen
   und mit dir im Herzen unterwegs waren,
wollen wir uns deinem Heilsplan anschließen,
   dich zu den Menschen tragen,
ihren Hunger und Durst stillen und ihre Wunden heilen
   um Zeichen der Hoffnung zu setzen.

Richte du uns auf,
   wenn wir auf unserem Weg zu erliegen drohen und müde werden.
Lass uns einmal mit all den Opfern von Gewalt und Tod,
  von Migration und Vertreibung
und mit unseren Lieben
   in Gemeinschaft mit dir für immer verbunden sein.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.

Doxologie


© P. Karl Jansen SVD


Gemeinsames Gebet vor dem Schlusssegen

O Maria, du Stern des Meeres,
wieder wenden wir uns zu dir,
um Zuflucht und Gelassenheit zu finden,
um Schutz und Hilfe zu erflehen.

Mutter Gottes und unsere Mutter,
wende deinen liebevollen Blick allen jenen zu,
die Tag für Tag den Gefahren des Meeres ausgesetzt sind,
um ihren Familien den nötigen Unterhalt zuteilwerden zu lassen,
und um dem Schutz der Schöpfung und dem Frieden unter den Völkern zu dienen.

Beschützerin der Migranten und Flüchtlinge,
stehe mit deiner mütterlichen Fürsorge jenen Männern, Frauen und Kindern bei,
die ihr Land auf der Suche nach Zukunft und Hoffnung verlassen müssen.
Möge ihre Begegnung mit uns und unseren Völkern
sich nicht in eine Quelle neuer und schwerer Formen
von Sklaverei und Demütigung verwandeln.

Mutter der Barmherzigkeit,
flehe um Vergebung für uns,
die wir blind vor Egoismus, krumm von unseren eigenen Interessen
und gefangen in unseren Ängsten unaufmerksam sind
gegenüber den Bedürfnissen und Leiden unserer Geschwister.

Zuflucht der Sünder,
erwirke die Bekehrung der Herzen jener,
die Krieg, Hass und Armut verursachen,
die Brüder und deren Schwächen ausnützen
und unwürdigen Handel mit dem menschlichen Leben treiben.

Vorbild der Barmherzigkeit,
segne die Männer und Frauen guten Willens,
die die auf dieser Insel landenden [in Europa eingeschleusten] Menschen
aufnehmen und ihnen dienen.
Möge die empfangene und geschenkte Liebe
ein Samenkorn für neue brüderliche Bindungen
und das Morgenrot einer Welt des Friedens sein.
Amen.


Gebet des Papstes Franziskus bei seinem Besuch auf Lampedusa


Weitere Anregungen und Texte finden Sie hier:

Die in den „Liturgischen Bausteinen“ veröffentlichten Gebete und Texte sind Alternativen zu den offiziellen Texten, die der Zelebrant immer im MB findet.

 

Zusammengestellt von: P. Karl Jansen SVD