Aschermittwoch

Predigtimpuls

Zeit der Umkehr

1. Lesung: Joël 2,12-18
2. Lesung: 2Kor 5,20-6,2
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
Evangelium: Mt 6,1-6.16-18
Zum Kantilieren des Evangeliums: www.stuerber.de

„So spricht der Herr: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen. Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott!“ 

Wie kommen diese Worte bei Ihnen an? Wir werden ja immer wieder aufgefordert umzukehren; hören Sie diese Worte noch? Nehmen Sie sie ernst oder ärgern Sie sich darüber? Warum werden wir immer wieder zur Umkehr aufgerufen? Wir sind doch anständige Menschen, und Christen.

In der zweiten Lesung hörten wir: „Wir sind Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen.“ Gott mahnt und Christus bittet; Gottvater und Jesus Christus liegt also viel daran, uns mit Gott versöhnen zu lassen. 

Aber wer ist es denn, der uns mit Gott versöhnt? Gott selbst durch Jesus Christus, durch Jesu Leben, sein Leiden und sein Sterben. Jesus hat sein Leben dafür gegeben, hat sich selbst ganz gegeben, um uns mit Gott zu versöhnen. Kann uns deutlicher gezeigt werden, wie wir von Gott und von Jesu geliebt sind? Die Versöhnung ist Gottes Geschenk, Gottes Angebot, aber wir müssen es annehmen, müssen seine Liebe annehmen. 

Da fragen wir uns: Sind wir nicht durch die Taufe mit Gott versöhnt. Aber Paulus spricht auch zu Getauften; er sieht offenbar die Versöhnung nicht nur als einen einmaligen Akt, sondern als fortlaufenden Prozess, in dem wir immer tiefer mit Gott versöhnt werden. Wir versagen auch immer wieder, begehen kleinere oder größere Sünden, auch große Sünden. Vielleicht finden sich bei uns Haltungen, die einer Korrektur bzw. einer Umkehr bedürfen. Es mag sein, dass diese Haltungen uns gar nicht bewusst sind, obwohl sie doch tief in uns verwurzelt sind. Von solchen Haltungen spricht Jesus im heutigen Evangelium.

„Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten.“ Dieser Satz wird im Folgenden entfaltet. 

Ich denke, wir alle wünschen uns, dass die anderen ein gutes Bild von uns haben und vor allem unsere guten Seiten sehen. Das ist ganz natürlich; dagegen ist nichts einzuwenden. Wenn wir den Eindruck haben: man sieht einzig unsere Schwächen oder beurteilt uns nach einem einmaligen Versagen, dann fühlen wir uns nicht wohl. Wir empfinden das als ungerecht, denn wir haben ja noch viele andere Seiten.

Falsch wird es, wenn unser Leben und unser Handeln davon bestimmt werden, nach außen hin ein gutes Bild abzugeben. Falsch ist es, wenn es uns wichtiger ist, von anderen für gut gehalten zu werden, als gut zu sein. Dann geben wir der Fassade alle Aufmerksamkeit und pflegen sie und merken vielleicht gar nicht, dass unser Lebensgebäude dahinter dringend einer Renovierung bedarf, vielleicht sogar baufällig ist. Diese Gefahr besteht nicht nur für die sogenannten Prominenten, die wegen ihrer Leistung oder ihrer Position viel Aufmerksamkeit bekommen; das ist eine Gefahr auch für uns, vor allem, wenn wir gar nicht merken, wie wichtig uns die Meinung der anderen ist und wie sehr wir nach Anerkennung hungern. 

Das wird nun verdeutlicht mit Almosengeben, Beten und Fasten, aber wir können es auf viele andere Tätigkeiten übertragen; wenn sie in sich noch so gut sind, aber wir tun sie nicht des Guten wegen, auf das sie ausgerichtet sind, sondern nur, um Lob und Anerkennung einzuheimsen, also um unser Image zu pflegen, oder wir nutzen sie als Werbemittel, um damit irgend einen Gewinn für uns selbst herauszuholen, dann verlieren diese guten Taten vor Gott ihren Wert. Dann ist die Spende, die wir geben, nicht Ausdruck tiefen Mitgefühls mit Menschen in Not, wir nutzen vielmehr diese Not für uns selbst aus. Dann geht es beim Beten und Fasten nicht mehr um die Verherrlichung Gottes, sondern um Selbstdarstellung. 

Gott kann mit solchen „guten Werken“ nichts anfangen, und wenn wir feststellen, es geht nur um Anerkennung oder Profit, verliert ein Mensch auch unsere Achtung. Wir mögen Ehrlichkeit und verachten Heuchelei. Jesus ruft uns zur Ehrlichkeit auf, Gott gegenüber, den Mitmenschen gegenüber und auch uns selbst gegenüber.

Gerade wenn wir einen Menschen tief lieben, möchten wir bei ihm diese Ehrlichkeit sehen; wenn wir stattdessen bei ihm Heuchelei und Verstellung feststellen müssten, schmerzt es uns. Jesus liebt uns, deshalb warnt er uns vor Verstellung, die uns innerlich verbiegt, und ruft uns zur Lauterkeit auf.
Die Fastenzeit, eine gute Zeit, die Motive für unser eigenes gutes Handeln zu überprüfen.


P. Lothar Janek SVD