Fest der Taufe des Herrn (B)

Predigtimpuls

Teilhabe an Christi Taufe und Sendung

1. Lesung: Jes 42, 5a.1-4.6-7 // Jes 55,1-11
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Apg 10,34-38 // 1Joh 5,1-9
Evangelium: Mk 1,7-11

Zum Kantilieren des Evangeliums: www.stuerber.de


Im Leben Jesu ist die Taufe durch Johannes den Täufer so etwas wie ein Markierungspunkt. Nach diesem Ereignis beginnt sein öffentliches Leben, wie man die Zeit zwischen der Taufe und dem gewaltsamen Ende am Kreuz zu nennen pflegt. 

Man kann also die Taufe durch Johannes als eine Einführung Jesu in seine Mission begreifen. Jesus reiht sich ein in die Schar der Sünder, die sich auf die Predigt des Täufers hin bekehrt haben und nun das Zeichen der Umkehr empfangen. Er bekennt sich solidarisch mit den Menschen und unterzieht sich der Taufe. Er führt aus, was das 4. Hochgebet mit dem Brief an die Hebräer von ihm sagt: „Er wurde in allem uns gleich außer der Sünde“ (vgl. Hebr 2,17). Er steigt in den Jordan und lässt sich mit Wasser übergießen. Als er das Wasser verlässt, öffnet sich der Himmel, der Geist lässt sich auf ihn hernieder, und die Stimme des Vaters bestätigt ihn als den Sohn, an dem er sein Gefallen gefunden hat. 

Die schlichte Schilderung des Markus ist voll von biblischen Bezügen, die man mithören muss, wenn man verstehen, erkennen will, was in dieser Stunde vor sich gegangen ist. Da öffnet sich also der Himmel, in dem nach Ansicht der Menschen der ferne, unnahbare Gott seine Wohnung hat, obwohl ihn die Himmel der Himmel nicht fassen können, wie Salomo im Weihegebet des Tempels spricht (vgl. 1Kön 8,27). Gott lässt sich erfahren, er kommt zu den Menschen, um sich zu erkennen zu geben und um Menschen in seinen Dienst zu rufen. Das hat etwa der Prophet Ezechiel erfahren, wie es im ersten Kapitel seines Buches geschildert wird. Der Himmel reißt auf, wenn Gott kommt (Ez 1,1), um Not zu wenden. Jesaja (s. 63,19) ruft mit diesen Worten die Hilfe Gottes an. Er weiß: letzten Endes kann nur Gott aus aller Not retten. Gott ist also kein weltferner Gott, sondern er kümmert sich um seine Schöpfung, vor allem um die Menschen. Das klingt schon an, wenn das Herabkommen des Geistes in der Art einer Taube beschrieben wird. Auch hier muss man den Anklang kennen, um die Bedeutung des Bildes zu verstehen. Diesmal wird angespielt auf das Schweben des Geistes Gottes über der Urflut, wie wir es im Buch Genesis zu Beginn des Alten Testamentes lesen (vgl. Gen 1,2). Es wird an die göttliche Kraft erinnert, die zu einem Werk beauftragt und befähigt, wie es etwa die Königin von Saba zu Salomon sagt (vgl. 1Kön 10,6), und die dem Messias verheißen ist (Jes 11,2; 61,1; 42,1). Er wird in der Fülle des Geistes sein Werk vollbringen. Die Stimme aus dem Himmel meint die Stimme Gottes, der seinen Sohn als den Erwählten anerkennt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“ (Mk 1,11b). Jesus ist der, der bei Jesaja als der „Knecht“ bezeichnet wird. Über ihn reden und singen die vier sogenannten Gottesknechtslieder. Von ihm sagt Ps 2: „Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.“ Dieses „heute“ wird in der Taufe aktuell, so wie es bei der Geburt und in der Auferweckung Wirklichkeit wurde. Der Vater bekennt sich immer wieder zu seinem Sohn und steht zu ihm, weil der Sohn zu seinem Gott und Vater steht, weil er tut, was er als den Willen des Vaters erkennt. Bisher haben wir betrachtet, was die Taufe Jesu durch Johannes im Lichte des Alten Testamentes für Jesus selbst bedeutet hat. Wir haben gesagt, dieser Tag hat zwei Markierungen, eine im liturgischen Kalender und eine im Leben Jesu. Im Blick auf die Texte der heutigen Liturgie können und müssen wir von einer dritten Marke sprechen, die gesetzt wird - –m Blick auf unser Leben als Christen. So wichtig die Taufe durch Johannes im Leben Jesu war, so wichtig ist sie auch für uns. Das kann man an den Texten des Stundengebetes und der heiligen Messe ausführen. So hat z.B. das Tagesgebet von dem Ereignis gesprochen, das uns auch das Evangelium berichtet hat. Die Oration fährt dann fort: „Gib, dass wir alle, die aus dem Wasser und dem Hl. Geist wiedergeboren sind, in deinem Wohlgefallen stehen und als deine Kinder aus der Fülle dieses Geistes leben.“ Hier wird unsere Taufe als Grundlage dafür genannt, dass wir in der Nachfolge des Herrn eben die sind, die auch wohlgefällige Töchter und Söhne sind und die aus der Fülle des Geistes leben. Was Jesus in der Taufe geworden ist, das widerfährt auch uns bei unserer Taufe. 

Wann immer die Kirche Taufwasser segnet, ob in der Osternacht, oder bei der aktuellen Tauffeier, auch bei der Wassersegnung für das Taufgedächtnis in der Eucharistiefeier, erinnert sie an das Hinabsteigen Jesu in den Jordan: „Durch Christus hast du im Jordan das Wasser geheiligt, damit durch das Wasser der Wiedergeburt sündige Menschen neu geboren werden.“ Das Taufwasser, mit dem wir abgewaschen und neugeschaffen werden, hat seine Kraft aus der Tat Christi. 

So sind wir heute aufgerufen, in die Sendung Jesu einzutreten. Wir hören, was Jesus durch die Taufe geworden ist, und lassen uns sagen, dass wir in seine Spuren eintreten. Wie sich der Vater zu seinem Sohn bekannt hat, so bekennt er sich zu uns. Wie er ihn ausgerüstet hat mit der Fülle seines Geistes, so hat er auch uns begabt. Er hat uns bei unserem Namen gerufen und hat uns sein Wohlgefallen geschenkt. Werden wir uns für Gott einsetzen, wie es unser Herr getan hat? Wird der Vater sich zu uns bekennen können, wie er es bei seinem Sohn getan hat? Wie Jesus nicht allein für sich berufen wurde, sondern vor allem für die Welt, geht es auch bei unserer Berufung vor allem um das Zeugnis, um den Einsatz für die Welt. Der Vater hat an seinem Sohn demonstriert, wie der Knecht aussieht, der die Welt erlösen soll. Werden wir in diese Sendung eintreten?

In sehr poetischer Form singt davon der Hymnus, der heute zu Beginn der Lesehore des Stundengebetes erklingt:


Jordan, sing!
Schwing deine Wasser
über die Wüste hin.
Trunken bist du vom Glanz darin:
Jesus, der Christus,
steht als Lamm in den Fluten.

Menschheit, auf!
Lauf ihm entgegen, deine Geburt ist nah!
Sieh, der Geliebte, die Hochzeit ist da:
Trink seinen Wein,
den neuen, glühenden, guten!

Herrliches All!
Fall vor ihm nieder,
bring dich als Gabe dar!
Christus verwandelt dich wunderbar.

Ewiges Leben
wird dich im Tode durchbluten!


P. Dr. Winfried Glade SVD - [Anmerkung der Redaktion: Die von P. Glade SVD verfasste Predigt wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1994/; S. 13-14]