1. Adventssonntag (C)

Besinnung

Lesung aus dem Buch Jeremia (Jer 33,14-16)

Jer 33,14-16

Der Text

33,14 Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -, da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe.

33,15 In jenen Tagen und zu jener Zeit werde ich für David einen gerechten Spross aufsprießen lassen. Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land.

33,16 In jenen Tagen wird Juda gerettet werden, Jerusalem kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Jahwe ist unsere Gerechtigkeit.

Jahwe ist unsere Gerechtigkeit: Anspielung an den Namen des von Jeremia abgelehnten Königs Zidkija, der bedeutet: «Jahwe ist (meine) Gerechtigkeit»; der König trägt den Namen zu Unrecht.


Textbetrachtung

Schon 597 v.Chr. hatte Nebukadnezzar, König der Neubabylonier/Chaldäer (604-562 v.Chr.), erstmals Jerusalem erobert und eine Gruppe der Oberschicht Judas nach Babylon verschleppt. Da trat der Prophet Jeremia auf und warf dem König Zidkija in Jerusalem (618-586 v.Chr.) ein „ungerechtes“ Verhalten vor. Er kritisierte die von ihm geduldete Götzenverehrung und Untreue gegenüber dem Gott Israels im Südreich Juda. Bereits sieht er die drohende Strafe Gottes kommen, die dann auch 586 v.Chr. tatsächlich über König und Volk hereinbrach. Erneut eroberte Nebukadnezzar Jerusalem und Juda und verschleppte die führenden Leute und die Waffenschmiede ins Babylonische Exil (586-538 v.Chr.)

33,14 Mit dem Text vom ersten Adventssonntag prophezeit Jeremia einen Neuanfang, den Gott ermöglicht. Es werden Tage kommen, an denen er sein Heilswort über die beiden Reiche „Israel“ und „Juda“ erfüllen wird. Nicht nur dem Südreich „Juda“, sondern auch dem Nordreich „Israel“ - der früheren Doppelmonarchie von „ganz Israel“ - verheißt der Prophet einen Neuanfang.

33,15 In jenen Tagen wird sich die Davidverheißung, 2 Sam 7,12, erfüllen: Ein gerechter Nachkomme Davids wird für Recht und Gerechtigkeit im Land sorgen. „Gerecht“ meint in der biblischen Sprache, dass man sich an die Tora und Weisung Jahwes hält: „Nur dann werden wir (vor Gott) im Recht sein, wenn wir darauf achten, dieses ganze Gesetz vor dem Herrn, unserem Gott, so zu halten, wie er es uns zur Pflicht gemacht hat, Dtn 6,25.“ Der Messias aus dem Geschlecht Davids wird dafür sorgen, dass man sich so verhält wie es zwischen Gott und seinem Volk abgesprochen und in der Tora aufgeschrieben wurde.

33,16 Juda wird gerettet und Jerusalem wird in Sicherheit wohnen. Ihr Name wird sein: „Jahwe ist unsere Gerechtigkeit. Dann wird man die Tora Jahwes befolgen und nach seiner Weisung leben. Nebukadnezzar gab dem letzten König von Juda bei seiner Inthronisierung den Namen Zidkijahu, übersetzt bedeutet der etwa: Jahwe meine Gerechtigkeit. Doch nach Ansicht des Jeremia trägt er diesen Namen zu Unrecht, weil er nicht „gerecht“ nach Jahwes Tora und Weisung lebte.

 

P. Hieronymus Horn OSB