4. Adventssonntag – Besinnung

Besinnung

Lesung aus dem Buch Jesaja, Jes 7,10-14

Jes 7,10-14

Text

7,10 Der Herr sprach noch einmal zu Ahas; er sagte:

7,11 Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe.

7,12 Ahas antwortete: Ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen.

7,13 Da sagte Jesaja: Hört her, ihr vom Haus David! Genügt es euch nicht, Menschen zu belästigen? Müsst ihr auch noch meinen Gott belästigen?

7,14 Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.


Jungfrau: nach G und Mt 1,23; das hebräische Wort almáh wird auch als «junge Frau» gedeutet. Nach V. 16 besagt das Zeichen, dass das Unheil in wenigen Jahren hereinbricht.


Textbetrachtung

7,10 Schon öfters hatte Jahwe durch Jesaja zu Ahas gesprochen. Er regierte von 742-727 v.Chr. das Südreich Juda. Er vertraute den Götzen Kanaans mehr als dem einzigen Gott Israels, vgl. 2Kön 16,2-20. Darum sprach der Herr noch einmal durch den Propheten zu ihm. 733 v.Chr. schlossen sich Rezin von Damaskus im Land Aram und Pekach von Samaria, der Hauptstadt des Nordreiches Israel, zu einem antiassyrischen Bündnis zusammen, um sich gegen die Assyrer verteidigen zu können. Tiglat-Pileser, der König von Assyrien, eroberte und bedrohte von 745-726 v.Chr. in der Art der heutigen terroristischen Isis-Kämpfer (As-) Syriens durch grausamste Massaker, die abschrecken sollten, die Länder des sogenannten „Fruchtbaren Halbmondes“. Ahas glaubte sich vor Assyrien retten zu können, wenn er sich als tributpflichtigen Vasallenstaat Assyriens Tiglat-Pileser ausliefern und damit die Götter Assyriens, vor allem den Staatsgott Assur, in Jerusalem verehren würde.

7,11 In diesen politischen Verhältnissen soll sich König Ahas irgendein Zeichen von Jahwe erbitten, das ihn seine riskante und verfehlte Bündnispolitik mit Tiglat-Pileser einsehen lässt.

7,12 Aber Ahas will sich von Jahwe nicht dreinreden lassen, denn er ahnt ja schon, dass der Gott Israels mit seinen politischen Plänen gar nicht einverstanden sein kann und anderer Meinung sein wird. Er will aber nicht mit einem Zeichen ausprobieren, ob Gott recht bekommt oder ob er selbst mit seiner Bündnispolitik richtig entschieden hat.

7,13 Ahas gehörte in die Reihe der davidischen Könige. Er will aber einfach nicht auf Jesaja und Jahwe hören, und deshalb wird er beiden mit seinem eigensinnigen unbelehrbaren Dickkopf „lästig“.

7,14 Aber Gott lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Er gibt darum Ahab ein unerwünschtes Zeichen seiner besorgten Liebe. Die Königin Abi, eine Tochter Secharjas, hat schon bald dem Ahas seinen Sohn Hiskija (meine Stärke ist Jahwe; Jahwe hat mich stark gemacht) geboren, vgl. 2Kön 18,1-3. So jedenfalls erzählt es das 2. Buch der Könige. Wie dem auch sei, „die junge Frau“ wird einen Sohn gebären und ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben. Es wird also nach diesem Zeichen nicht mehr lange dauern, bis das politische Kalkül des Ahas scheiterte. Als Hiskija um 701 v.Chr. sich weigerte an Assur den geforderten Tribut zu zahlen, wurde Juda total verwüstet. Nur Jerusalem konnte man nicht erobern.


P. Hieronymus Horn OSB