Hochfest des hl. Josef

Predigtimpuls

Ein stiller Heiliger

1. Lesung: 2Sam 7,4-5a.12-14a.16
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Röm 4,13.16-18.22
Evangelium: Mt 1,16.18-21.24a
Zum Kantilieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Der heilige Josef, unser Tagesheiliger, ist ein ganz besonderer Heiliger, der Ehemann Marias. Ein Zimmermann von Beruf, so wird es überliefert.

Liebe Feiergemeinde, Schwestern und Brüder!

Der Heilige Josef reiht sich ein in die große Schar heiliger Frauen und Männer, die unserer Kirche geschenkt sind. Und diese große Schar der Heiligen zeigt in oft sehr unterschiedlicher Weise, wie sie im Heilsplan Gottes eine bedeutende Rolle gespielt haben. 

So auch Josef, der Mann Marias. Aber irgendwie ist er anders. Irgendwie unterscheidet er sich von den vielen anderen.

Von den Heiligen in der Kirchengeschichte sind uns teilweise Legenden überliefert. Viele tatsächliche Ereignisse sind uns bekannt. Großartige Lebenswerke werden uns erzählt und Wunder, die sie gewirkt haben. Bei Josef ist es anders. Er wird uns als einfacher Zimmermann beschrieben. Tagein tagaus ist er anscheinend dieser Tätigkeit nachgegangen. Mit seiner Hände Arbeit hat er für seine Familie gesorgt. Irgendwelche Wunder hingegen werden nicht berichtet.

Von anderen Heiligen wiederum sind uns ihre Bücher und Schriften erhalten. Große Philosophen und Kirchenlehrer haben uns ein Zeugnis ihrer Weisheit und ihrer Spiritualität hinterlassen. Wiederum ist es anders bei Josef. Es gibt keine Schriften von ihm und die Heilige Schrift zitiert kein einziges Wort, das aus Josefs Mund stammen sollte. Immer ist er der Ruhige, der nichts sagt aber immer sofort und entschlossen handelt.

Als er von der Schwangerschaft Marias erfuhr, da beschloss er zwar zuerst, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Die Botschaft des Engels im Traum aber hat ihn ganz anders handeln lassen. Und ganz schlicht aber entschieden beschreibt uns das Evangelium: "Als er erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte."

Und diesem ruhigen aber entschiedenen Josef begegnen wir in der Heiligen Schrift dann noch öfter. Nachdem die Sterndeuter die Heilige Familie im Stall von Bethlehem besucht hatten, da ist es abermals ein Engel im Schlaf, der Josef, das Kind und die Mutter nach Ägypten fliehen lässt.

Und noch ein drittes Mal ein kurzfristig entschiedener Josef: Nach dem Tod des Herodes wird Josef neuerlich aufgefordert weiterzuziehen. Wieder ist es der Engel im Traum und wieder ist es ein kurzfristig entschiedener Josef, der mit Frau und Kind in das Land Israel zurückzieht. Ohne ein einziges Wort zu sagen. Zumindest wird keines überliefert.

Ein immer schweigsamer Josef – ist es Zufall oder Absicht?

Ich glaube nicht, dass Josef nicht auch dieses oder jenes dazu gesagt hat. Ich glaube sehr wohl, dass er die Dinge mit seiner Frau Maria besprochen hatte. Das waren ja immer wieder große Entscheidungen und Aufbrüche. Sicher hat Josef mit Maria darüber geredet. Ganz ohne ein einziges Wort ist das alles vermutlich wohl nicht abgelaufen. Auch wenn kein einziges Wort berichtet wird.

Die Heilige Schrift stellt uns Josef als einen Heiligen vor, bei dem das rasche und entschiedene Handeln wichtig, ja sogar überlebensnotwendig war. Nicht das Reden stand im Mittelpunkt, sondern das Hören – das Hören auf den Engel und damit auf Gott. Nicht das Darüber-diskutieren rückt in den Vordergrund, sondern das Handeln.

In unserem Alltag ist es oft genau umgekehrt. Reden und diskutieren spielt eine große Rolle. Vieles wird analysiert und zerredet. Ein konkretes Handeln hingegen bleibt oft aus. Wir reden über die Dinge, aber oft nicht mit den Menschen die es betrifft. Und: wir reden oft sehr rasch und nehmen uns keine Zeit zum Hören – wir hören dem Anderen kaum mehr zu und wir hören vor allem auch oft sehr wenig auf Gott. Eine Zeit des stillen Hinhörens auf Gott räumen wir uns oft nicht mehr ein. Und so kann auch der Engel im Traum nicht mehr zu uns sprechen.

In der Person des Heiligen Josef schenkt uns die Kirche ein wunderbares Vorbild für unseren Alltag.

Durch die Stille und durch die Begegnung mit Gott hat er besonders in den schwierigen Zeiten immer erfahren dürfen, was jetzt zu tun ist. Und in einem tiefen Vertrauen auf Gott hat er dann einfach die nötigen Schritte gesetzt.
Ohne viel darüber zu reden! Amen.

P. Josef Denkmayr SVD