4. Sonntag im Jahreskreis (A)

Besinnung

Textbetrachtung zu Zef 2,3; 3,12-13;

Zef 2,3; 3,12-13;

Der Text 

2,3 Sucht den Herrn, ihr Gedemütigten im Land, die ihr nach dem Recht des Herrn lebt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zornes des Herrn.

3,12 Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn.

13 Der Rest von Israel wird kein Unrecht mehr tun und wird nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man kein unwahres Wort mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.


Textbetrachtung: 

Zwischen 630 – 620 v.Chr. trat Zefanja (Jahwe hat schützend/rettend geborgen) prophetisch in Jerusalem auf. Er verkündete eine „Theologie der Armen“. Scharf kritisiert er das Unrecht und die Rücksichtslosigkeit der Großgrundbesitzer und der Oberschicht. Weil Jahwe der Schutzgott der Armen und Schwachen, der Ausgebeuteten und Gedemütigten ist, kann er doch nicht zum Unrecht schweigen. Und zum gegebenen Zeitpunkt wird er alles richten und richtig stellen.  

2,3 Die Gedemütigten im Land sollen „Jahwe suchen“, auf sein Recht hören und entsprechend leben, damit sie ihm wahrhaftig gehören. Jahwe suchen heißt, sich um Gerechtigkeit und Demut zu mühen. „Gerechtigkeit“ ist in biblischer Sprache ein Verhältnisbegriff und meint das faire, liebevolle Verhalten zweier Partner, die sich gegenseitig gut sein wollen. Doch warum sollen die Gedemütigten demütig sein? Demut, das ist die realistische Selbsteinschätzung eines Menschen, dazu gehört unbedingt die Anerkennung der allmächtigen Liebe Gottes. Und gerade das sollen die Gedemütigten bedenken, dass ihr Gott ihnen gegen das erlebte Unrecht Recht sprechen wird. Am Tag seines Zornes können dann alle Gedemütigten, die Gott suchen, erwarten, dass sie in seiner Liebe geborgen bleiben. 

3,12 Inmitten Israels wird ein demütiges und armes Volk seine Zuflucht beim Namen (meint seine Person) Jahwes suchen. 

13 Die Gedemütigten, die Gott suchen, werden einmal als „Heiliger Rest“ das neue Gottesvolk begründen. Die Voraussetzungen für ein Leben nahe bei Gott meditieren die Psalmen 15 und 24: „1 Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen Berg? 2 Der makellos lebt und das Rechte tut; der von Herzen die Wahrheit sagt“ (Ps 15,1f). Mit dem friedlichen Bild einer weidenden Kleinviehherde wird noch einmal die Hoffnung auf eine zukünftige heile Welt geweckt.

 

P. Hieronymus Horn OSB