5. Sonntag im Jahreskreis (A)

Besinnung

Textbetrachtung zu Jes 58,7-10;

Jes 58,7-10;

Der Text 

7 an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.

8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Wunden werden schnell vernarben. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach. 

9 Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du der Unterdrückung bei dir ein Ende machst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemand verleumdest,

10 dem Hungrigen dein Brot reichst und den Darbenden satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.


Textbetrachtung 

Der dritte Teil des Jesajabuches, Kap 56-66, stammt von einem unbekannten Verfasser dessen verschiedenartige Texte sich vor allem an die aus dem Exil (586-538 v.Chr.) Heimgekehrten richten. Die Liturgen haben den Text in der Sonntagslesung durch die Imperative deutlich als Jahwe-Rede gekennzeichnet: „So spricht der Herr: Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die Obdachlosen ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deinen Verwandten.“ 

7. Es geht im Zusammenhang um ein Fasten wie Gott es liebt, Jes 58,6. Wenn der Text das „Du“ anspricht, so ist doch immer das ganze Volk mit gemeint. Fasten ist nach diesem Bibeltext nur dann ein Gott wohlgefälliges Tun, wenn es zu Gunsten der Hungernden, Obdachlosen und Armen geschieht. Alle Schlankheitskuren, die vor allem im Frühjahr in den Illustrierten vorgeschlagen werden, obwohl täglich Abermillionen auf unserer Erde verhungern müssen, dienen dem Eigeninteresse und sind keineswegs ein Ausdruck unserer Liebe zu Gott und dem Nächsten.

8. Wie der Himmel sich am Morgen allmählich rötet, so würde sich eine Gesellschaft aufhellen und verändern, wenn die Menschen für die Armen fasten würden. Das Dunkel würde dem Licht weichen und die Wunden der sozialen Ungerechtigkeiten würden vernarben, nicht mehr schmerzen. Denn dein, -gemeint ist das ganze Volk-, richtiges, gerechtes Handeln an den Armen geht der Erkenntnis der herrlichen Göttlichkeit Jahwes voraus. Der barmherzige Umgang mit den Armen wird zur überzeugenden „Predigt“ vom barmherzigen Gott.

9. Gott wird dann dein Rufen beantworten und bei dir sein, wenn du die Unterdrückung der Unterschicht endlich beendest, auf niemanden mit dem Finger zeigst um ihn auf diese Weise zu verachten und wenn du keine Lügen mehr über ihn verbreitest. 

10. Vers 7a wird hier nochmals erinnert. Es ist jetzt nicht mehr die Rede von der „allmählichen Morgenröte“, V 8, denn diese wird auf die Dauer hell wie der Mittag werden.

P. Hieronymus Horn OSB