8. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

„Alles schon gerichtet. Sorge dich nicht.“

1. Lesung: Jes 49,14-15
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 1Kor 4,1-5
Evangelium: Mt 6,24-34

„Es ist ein Brauch von Alters her,
wer Sorgen hat, hat auch Likör.“
So hat einst Wilhelm Busch gedichtet,
wissend, dass seit Menschengedenken vernichtet
worden sind unzählige Menschen vom Alkohol
in der Annahme, dass solcher Genuss zum Wohl
des Menschen diene in Freude und Leid.
Tags drauf macht erst Brummschädel gescheit
und lässt erkennen, dass man sich geirrt.
Alkohol hat noch nie wirklich zur Lösung geführt.
Dass er die Sorgen mindert ist Trug,
drum sind die Frau, der Mann wirklich klug,
die wissen: Der Ausweg muss anderswo liegen.
Außerdem: Wer von uns will sich schon begnügen,
mit Scheinlösungen, die nur von kurzer Dauer.
Da macht der Blick in die Bibel doch schlauer,
grad in die Schrifttexte, die uns heut präsentiert,
deren Lektüre hat sich schon immer rentiert.
Und grad wenn ich mich umschau in dieser Zeit
macht sie Sinn, ja tut sie Not, liebe Leut.

Wie ich darauf komm, erkläre ich gern:
Red ich mit Nachbarn, schaue ich fern,
stelle ich fest, dass Sorgen und Ängste regieren,
in den Worten, im Verhalten ist es deutlich zu spüren.
Versicherungen bieten gegen und für Vieles Schutz,
sind jedoch nicht in jeder Lebenslage von Nutz.
Wer von uns könnt davon nicht schon was erzählen?
Wen wundert's da, dass viele, zu viele wählen
andere Wege, genauer: Menschen, Parteien,
deren Programme, Parolen lassen gedeihen,
die Hoffnung, dass mit ihnen alles wird gut.
Wenn ich das so hör', wird mir ganz anders zumut.
Den gleichen Leuten, die Ängste schüren,
wird zugetraut, dass sie aus ebendiesen führen
können, dass es mit ihnen Sicherheit gibt.
Ich frag mich da schon, ob nicht erheblich getrübt
ist der rechte Blick, der gesunde Verstand
von leider viel zu vielen im Land.
Fakt scheint nun mal: Wir müssen beklagen,
dass Menschen falschen Versprechen nachjagen.

Das ist nichts Neues, das wusst' schon der Prophet,
im babylonischen Exil vor den Juden er steht,
die den Glauben an Jahwe ihren Gott verloren.
In den Tiefen des Lebens wird halt geboren
die Versuchung, falschen Göttern nachzulaufen.
Enttäuschte Seelen waren stets leicht zu kaufen.
Und enttäuscht waren die Israeliten zweifellos,
solang der Tempel, weithin sichtbar und groß
in Jerusalem stand, vertrauten sie, dass im Bund
mit ihnen war Gott, doch schnell kam der Schwund
an Vertrauen und Glauben, als der Tempel zerstört.
„Er hat uns vergessen!“ Solch' Klag wurd´ gehört.
Die Zweifel wurden nicht kleiner, im Gegenteil,
im Exil erwarteten sie von Jahwe gar kein Heil
mehr. Und so war's für Jesaja nicht leicht,
Worte zu finden, deren aufbauender Inhalt erreicht
der enttäuschten und zweifelnden Juden Ohren.
Doch weil er von Gott zum Prophet auserkoren,
wollt' er erfüllen, was als Aufgab' ihm zugedacht
und hat die gute Nachricht in ein tolles Bild gebracht:

Das Bild von der Mutter, die gibt Acht auf ihr Kind,
die von Geburt an, Tag und Nacht auf sein Wohlergehn sinnt.
So eindrücklich, so schön, das musst doch begreifen
ein jeder, eine jede. Da musste doch reifen
der Glaube, das Vertrauen, die Hoffnung auf einen Gott,
der für die Menschen da ist, auch in größter Not.
Bis heute hat das Bild nicht an Kraft eingebüßt,
denn auch heute wirkt: Eine Mutter vergisst
nie ihr Kind, egal was da mag kommen:
ob es sich gut oder schlecht benommen,
selbst sollte das Kind seine Mutter verstoßen,
wird das nichts ändern an ihrer Liebe, der großen.
So wie das Kind sich Zeit seines Lebens
sicher sein kann, dass es niemals vergebens
auf die Mutter immer wieder kann bauen, kann hoffen,
dass ihre Tür für es immer steht offen,
und das nicht nur, solange es hilflos und klein,
das bleibt auch so, wenn auf eigenem Bein
schon steht die Tochter, der Sohn,
und das vorbehaltlos und ganz ohne Lohn,

so kann der Mensch auf Gott sich verlassen,
und das auch in Situationen noch so krassen.
Das erfuhren die Juden in Babylon,
sie kehrten frei zurück nach Zion.
Sorgen und Ängste sind nicht wegzudenken
auch aus unserem Leben, doch wenn wir lenken
unseren Blick auf das, was vor zweieinhalbtausend Jahren geschehn,
dann können wir die Dinge in anderem Lichte sehn,
im Licht dessen, der sich in der Hand Gottes geborgen
weiß, und deshalb nicht fürchten muss das Morgen.
Ohne Plag' wird wie das Heute auch das Morgen nicht sein,
doch müssen wir unsre Tage nicht empfinden als Stein,
der auf unsrer Seele lastet, frei zu atmen uns hindert,
der unsre Lebensfreud und -qualität spürbar vermindert.
Ein Leben ohne Sorgen, ohne Ängste und Plagen,
ist nicht die Verheißung, nur das wir besser ertragen
können, was das Leben bereithält an Kummer.
Ich finde, das ist schon eine besondere Nummer,
die Gott präsentiert den Menschen, der Welt,
wie er sie schützend, bergend in Händen hält.

Hätten wir heute nur einen Vers länger gelesen,
was Jesaja geschrieben, wär's vielleicht noch leichter gewesen,
zu glauben Gottes Wort, seiner Ansage zu trauen:
Auf mich kannst du hoffen, Mensch, auf mich kannst du bauen,
denn ich hab' dich eingeschrieben in meine Hand,
dein Wohl und dein Wehe, du bist mir bekannt
und wichtig, aus meiner Hand lass ich dich nicht fallen.
Mögen sich über dir dunkelste Wolken ballen,
mögest du den Boden unter den Füßen verlieren,
mögest du die größte Einsamkeit und Verlassenheit spüren,
mögen Angst und Sorgen regieren Verstand, Seel' und Herz:
Ich bin bei dir, geh mit dir durch Tiefen, leid´ mit dir den Schmerz.
Vor gut siebzig Jahren saß einer gefangen,
musste mit Recht um Leib und Leben bangen.
Er hätte allen Grund gehabt, an Gott und seinem Wort zu zweifeln,
alles, was er von ihm gehört, als null und nichtig zu verteufeln.
Und doch hat Dietrich Bonhoeffer nichts von alldem getan.
Seine Worte zeugen heut noch, dass er sich besann
wohl auch auf das, was bei Jesaja und Lukas zu lesen,
sie sind, scheint's, zumindest mit seine Quelle gewesen.

Auch Texte, wie sie die Leseordnung heut präsentiert,
trugen sicher dazu bei, dass Bonhoeffer so trefflich formuliert,
wie von guten Mächten wunderbar geborgen,
mit Gott bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz bestimmt an jedem neuen Tag
wir getrost erwarten können, was da kommen mag.
Seine Lage, die Zeiten damals waren sicher extrem,
im Vergleich dazu scheinen die heute schon fast angenehm.
Aber das Muster ist doch sehr ähnlich, sei'n wir doch ehrlich:
Die Sehnsucht nach Halt und Geborgenheit ist unentbehrlich.
Und diese Sehnsucht trifft auf Gottes Zusage:
Sorge dich nicht, sei dein Leben auch mal Plage,
sei es, dass du mich darin nicht siehst, nicht kannst spüren.
Nie hab ich dich vergessen, nie werde ich dich verlieren
aus meinem Blick, aus meiner Hand.
Ich habe dich bei deinem Namen genannt.
Wenn mir schon das Unkraut auf dem Feld nicht egal,
dann du, Mensch, erst recht nicht, du bist erste Wahl
für mich, das warst du schon immer.
Mein Kind bist du, dich vergesse ich nimmer.

Eine frohe Botschaft, fürwahr, grad in Zeiten wie diesen,
wo nicht nur Sorgen um die Zukunft vielen von uns vermiesen
das Leben, sondern auch die vorhin schon genannten
Unheilspropheten und Machtaspiranten,
die mit ihren Partei- und Regierungsprogrammen
zwar keinen Zweifel daran lassen, welchem Geist sie entstammen.
Weil so viele Menschen mit Ängsten und Sorgen sich quälen -
es gibt auch heute noch die „aufgescheuchten Seelen“,
von denen schon Dietrich Bonhoeffer geschrieben -
ist auch uns heut die Aufgab' geblieben,
zu tun, was seit Jesaja Unzähl'ge getan:
Den Menschen Zeugnis zu geben von Gottes Heilsplan,
von der Hoffnung, mit der Gottes Geist uns erfüllt,
die durch Jahrhunderte manchen Kummer gestillt,
und die das auch tun wird in künftigen Zeiten.
Durch uns will Gott alle Menschen begleiten
auf ihrem Weg durch das Leben, die Welt,
an jedem Platz, an den wir gestellt.
Was sind dagegen selbsternannter Heilsbringer Parolen?
Das erkannt, können sie eins nur uns bleiben: gestohlen.

Gefeiert haben wir, dass Jesus geboren, vor zwei Monaten grad,
da hat sich erfüllt, was Jesaja im Exil verheißen hat.
Nicht mehr ganz zwei Monate, dann feiern wir wieder,
dann singen wir wieder jubelnde Lieder.
Geboren und auferstanden zu unserem Heil,
welch Glück wurde so allen Menschen zuteil.
Mag sein, dass viele das heut nicht mehr glauben,
mag sein, dass hie da Kirchen und Bibeln verstauben,
weil sie nicht mehr besucht und gelesen,
weil immer mehr Gott haben vergessen
und das, was er getan und noch tut.
Auch sie bleiben in Gottes und unserer Hut,
auch für sie gilt Gottes Heilsversprechen.
Wie die Mutter mit dem Kind wird niemals brechen
Gott mit dem Menschen, der ihm so viel wert.
Der Mensch mag Gott vergessen, doch umgekehrt
wird dies, darauf ist Verlass, niemals geschehen.
Dass Gott uns vergisst, hat kein Mensch je gesehen.
Er kennt nicht nur der Gläubigen Sorgen,
bei ihm sind alle Menschen geborgen.

Ich stell mir nun vor, es könnt' uns gelingen,
dieses Wissen ins Herz und ins Hirn aller Menschen zu bringen.
Wie anders wär' dann das Klima um uns herum -
und nebenbei schauten die falschen Propheten dann dumm -,
auf die würde man dann auch weniger hören,
doch außer ihnen selbst würd' das auch keinen stören.
In solchem neuen, guten Klima könnt' sich aufrichten,
wer gedrückt war von Kummer, könnten Sorgenwolken sich lichten.
Da würden sich Menschen treffen mit frohen Mienen,
vielen müssten weder Likör noch Karneval (Fasching/Fastnacht)als Gelegenheit dienen,
um zu vergessen, was ihnen schwer macht das Herz.
Statt Klagen und Jammern käm' ein Lachen, ein Scherz
über die Lippen, vielleicht sogar ein Loben, ein Danken
für den, den man erkannt hat als Quelle zum Tanken
von Hoffnung, Freude und Lust am Leben.
Die soll's für uns ja nicht nur an den tollen Tagen geben.
Eine schöne Vorstellung, welch eine schöne Vision!
Menschlicher Sehnsucht setzt Gott letztlich auf die Kron
mit seinem Versprechen an uns: Mensch, sorge dich nicht.
Für die Fülle deines Lebens hab ich alles gericht´.

Maria Gleißl, Pastoralreferentin