Pfingsten (H), am Vorabend

Besinnung

Textbetrachtung zu Joël 3,1-5

Joël 3,1-5

Der Text
1 Danach aber wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, eure Alten werden Träume haben und eure jungen Männer haben Visionen.
2 Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen.
3 Ich werde wunderbare Zeichen wirken am Himmel und auf der Erde: Blut und Feuer und Rauchsäulen.
4 Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und schreckliche Tag.
5 Und es wird geschehen: Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet. Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem gibt es Rettung, wie der Herr gesagt hat, und wen der Herr ruft, der wird entrinnen.



Textbetrachtung 

Dieses Buch gehört zum sogenannten „Zwölfprophetenbuch“ und ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. entstanden. 

1. Im Zusammenhang einer Heilszusage für sein Volk Israel ist auch dieser Text zu lesen. Gott wird seinen Geist über alles Fleisch ausgießen. Das hebräische Wort für „Geist“ hat die Bedeutung von „Wind“. Man deutete ihn als „Atem“ Gottes. Er ist die dynamische Energie Gottes, die alles Fleisch belebt: „Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen, Gen 2,7.“ Die Söhne und Töchter werden am Tag Jahwes Propheten sein und Gott unter den Menschen zur Sprache bringen. Zu den Alten wird Gott dann in ihren Träumen reden. Den jungen Männern wird sich Gott anschaulich in Visionen offenbaren. 

2. Selbst Knechte und Mägde werden am Tag Jahwes von Gott begeistert sein.

3. Doch bevor dieser anbricht, werden Zeichen am Himmel erscheinen, auf der Erde werden blutige Kriege geführt werden, Häuser, Dörfer und Städte werden durch Feuer vernichtet. 

4. Die Sonne wird sich verfinstern, blutig rot erscheint der Mond, ehe der große und schreckliche Tag des Herrn kommt.

5. Doch wer den Namen Jahwes in Jerusalem, wo er in seinem Tempel anwesend ist, anruft, wird aus all dem gerettet. Dort gibt es Rettung wie Jahwe versprochen hat. Wen er dorthin zu sich ruft, wird all dem Schrecklichen entrinnen können, das dem Tag des Herrn vorausgeht, mit dem die Begeisterung aller für ihn beginnen wird. Jahwe wird dann seinen Geist über alles Fleisch ausgießen. Junge und alte Knechte und Mägde werden dann Geistliche sein.

 

P. Hieronymus Horn OSB