Erster Adventssonntag (B)

Predigtimpuls

Hoffnung

1. Lesung: Jes 63,16ff
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 1Kor 1,3-9
Evangelium: Mk 13,24–37
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Zeit der Erwartung 

Die Evangelien erzählen das Wirken Jesu bis zu seinem Tod und seine Auferstehung. Sie beleuchten es von der Auferstehung her, so dass das Licht von Ostern die Erzählungen durchleuchtet.

Erwartung 

Die Ankunft des Messias ist ebenfalls vom Osterlicht her zu verstehen. Der gläubige Christ sieht schon im Kind in der Krippe das Ereignis des Gekreuzigten und Erweckten. Die Vorbereitung auf das Fest der Geburt geht über ein berührendes Gedächtnis der Geburt hinaus, es ist bereits das Fest der Erlösung. Die zwei großen Feste, Weihnachten und Ostern, werden ca. 30 bzw. 40 Tage lang vorbereitet.

Diese zeitliche Aufeinanderfolge erleichtert den Christinnen und Christen, sich in die Heilsereignisse hineinzudenken. 

Im Advent gilt unsere Erwartung der Ankunft des Messias. Wir unterscheiden uns von den Menschen der Antike, die „Advent“ als Ankunft einer Gottheit im Tempel oder die Ankunft des Kaisers oder dessen Thronbesteigung verstanden. Die Christen in Rom hingegen verstanden Advent anders: Sie bereiteten sich auf die Ankunft des Herrn vor. Er wird kommen, um unter uns Menschen zu leben.

Irische Mönche gaben dieser Vorbereitungszeit einen Aspekt der Buße.
Äußerlich war die liturgische Kleidung violett und es wurde das Gloria ausgelassen. Die Vorbereitung dauerte bis zum 17. Dezember, dann setzte bis zum 24. Dezember die intensivere Vorbereitung ein. Das Fest der Geburt wird durch gut ausgewählte Texte der Hl. Schrift gefeiert. 

Wenn die Aufmerksamkeit, wie es allgemein geschieht, der historischen Ankunft Jesu gilt, liegt der eigentliche Aspekt der Christen auf der Hoffnung. Darauf verweist das Evangelium des heutigen Tages.

Hoffnung 

Der Advent kann verglichen werden mit einer Mutter, die vor der Geburt steht und ihre ganze Hoffnung auf die Zukunft ihres Kindes setzt. Der Mensch ist ja ein Pilger in der Welt. Sein ganzes Leben ist ein Gehen nach vorwärts, bis er an sein Ziel kommt, das über sein irdisches Leben hinausführt.

Der Eintritt des göttlichen Wortes in unsere menschliche Welt muss aber richtig erzählt werden. Die Welt, in die das göttliche Wort eintritt, ist eine Welt der Hoffnung. Diese Hoffnung greift das Evangelium des ersten Adventsonntags auf. Eine Welt, oft mit Aussichtslosigkeit und Verzweiflung, darf aus der Ankunft des Herrn Hoffnung schöpfen. Darum gehen unsere Gedanken und Erwartungen über das Kind in der Krippe hinaus hin zur Erlösung, die durch diese Ankunft bereits geschehen ist.

Botschaft der Hoffnung 

In den Lesungen rufen Jesaja, Paulus und Markus zu einer wachsamen Hoffnung auf. Sie lebten alle in einer Welt, die von unserer Realität gar nicht so verschieden ist. Jesaja erlebte das Exil (587-538 v.Chr.), er sprach dem Volk Mut zu und weckte Hoffnung. Paulus und Markus erlebten Verfolgungen, darum stärkten sie die Hoffnung der Christen. 

Die Kirche heute erhält Zuspruch, weil sie sich in den Dienst der Armen stellt und für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Umwelt und gegen den Hunger einsetzt. Sie verteidigt die Menschenwürde und erntet, wie einst Jesus, Abneigung und oft offene Feindseligkeit. Das Markusevangelium verurteilt radikal die Missstände in der Welt (Beispiel: Mk 9,43: Wenn deine Hand böses tut, hau sie ab). Der Abschnitt heute weist auf das Ziel unseres Lebens hin, auf unsere Ankunft am Ende des Lebens. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir, wie uns das Evangelium heute so eindringlich sagt, wachsam sein. 

Der Ruf ist drängend: Wacht, seid wachsam! Viermal sagt Jesus: Gebt acht und bleibt wach! Haltet die Augen offen! Der Türhüter soll wachsam sein. Zu den Jüngern: Seid also wachsam! Abschließend: Seid wachsam! 

Es ist nicht punktuell der „letzte Tag“ gemeint, sondern unsere Gegenwart, in der wir leben, soll jetzt schon durch die Zukunft Jesu Christi erleuchtet sein. Die Kirche möchte uns helfen, dass wir als Gläubige unsere Aufmerksamkeit auf die Erlösung, die Jesus gewirkt hat, richten.

Advent ist ein Schrei, ist Aufruf, uns zu Gott zu wenden, ist Weckruf zur Hoffnung.

P. Dr. Jakob Mitterhöfer SVD