Zweiter Adventssonntag (B)

Predigtimpuls

Seine Ankunft ist nahe

1. Lesung: Jes 40,1-11
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 2Petr 3,8-14
Evangelium: Mk 1,1-8
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Seine Ankunft ist nahe 

Die Verheißung des Messias erfüllt sich (Jesaja), seine Ankunft steht unmittelbar bevor (Markusevangelium), aber auch unsere Ankunft am Ende unseres Lebens (2Petr). Drei Zeichen stimmen uns ein: die Frohbotschaft, der Täufer und der Weg. (Ich empfehle, die Predigt auf ein Zeichen zu beschränken).


Die Frohe Botschaft 

Wir hören sie in jedem Gottesdienst mit dem Ruf am Ende des Evangeliums: Frohbotschaft unseres Herrn Jesus Christus. Wir sind an diesen Ruf gewöhnt und gewohnheitsmäßig antworten wir: Lob sei dir Christus. Hören wir bewusst hin, fühlen wir uns angesprochen, macht uns die Frohe Botschaft froh?

Der Apostel Paulus spricht als erster von der Frohen Botschaft, er ist sozusagen ihr „Erfinder“. Er, der ein fanatischer Verfolger war und die Christen bekämpfte, änderte sein Leben, sobald ihm aufging, wer Jesus Christus wirklich ist. Es drängte ihn, wie er bekannte, Jesus Christus als Frohe Botschaft überall zu verkünden, über Israel hinaus auch den Heiden. Er musste sie geradezu hinausschreien. Für ihn war es eine Sünde wider den Geist, den Menschen die Frohbotschaft vorzuenthalten (weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde). 

Der Autor des Markusevangeliums (wir wissen nicht die Namen der Evangelisten) ließ sich von Paulus inspirieren und setzt Evangelium als Überschrift über seine Schrift von Jesus und seinem Wirken. Das ganze Leben Jesu von der Geburt bis zur Auferweckung und darüber hinaus beschreibt er als eine Frohe Botschaft für die ganze Welt. Alle Menschen zu allen Zeiten sollen diese Botschaft als frohmachende Nachricht von Gott vernehmen und mit Freude erfüllt werden.

Wer Jesus kennenlernt, indem er sich in das Leben und Wirken Jesu vertieft (anders ist Glaube nicht möglich), kann nicht länger automatisch auf den Ruf des Evangeliums bei der Messe antworten, sondern lernt begreifen, dass diese Botschaft seinem Leben Sinn verleiht. Freilich bleiben Ängste und Bedrohungen des Lebens weiterhin eine Realität, aber im Vertrauen auf die Botschaft von Gott können sie bewältigt werden. Das Ende unseres irdischen Lebens kann uns ebenfalls mit Angst erfüllen und unsicher machen, doch gerade in diesen Augenblicken stärkt uns der Glaube, so dass dieser größte Moment unseres Lebens voller Hoffnung ist. Verankert im Glauben sind wir gewiss, dass unser Advent angebrochen ist und Gott selbst uns erwartet. 

Heute am zweiten Adventsonntag liegt es auf der Hand, uns mit der Frohbotschaft zu befassen und unseren Glauben zu vertiefen. Daher ist es nötig, die Evangelien zu lesen und darüber zu meditieren. Nur so werden wir, ähnlich dem Erweckungserlebnis des Paulus, in der Lage sein, unserer Umwelt unseren Glauben durch das Leben zu bezeugen.

Wir bereiten uns auf das Fest der Geburt vor. Wir glauben und bezeugen, dass das Kind, dessen Geburt wir feiern, eine Gute Botschaft für alle Bewohner der Erde ist.

Der Täufer 

Er ist heute das zweite Zeichen. Er ist eine herausragende Gestalt. Die Muslime verehren ihn an seinem Grab in der großen Moschee von Damaskus. Die frühen Christen erkannten seine prophetische Sendung und seine Verbindung mit Jesus. Der Täufer war für sie die Brücke von der Verheißung an das jüdische Volk und zu den Christen.

Das Markusevangelium berichtet den Auftritt des Täufers als Vorboten Jesu. Es beruft sich auf den Propheten Jesaja, dessen Vorhersage auf den Täufer zutrifft: Er ist der Bote, die Stimme eines Rufers. Er ist der letzte Prophet, mit dem die entscheidende und definitive Etappe beginnt, da Gott selbst durch den Messias eingreift. 

Der Täufer ruft zur Vorbereitung auf, indem er die innere Erneuerung predigt. Dafür setzt er ein besonderes Zeichen: Die Taufe als Beweis der Umkehr und des Bekenntnisses der Sünden. Er weiß, dass die Zukunft schon angebrochen ist, denn seine Taufe mit Wasser ist nur eine Vorstufe auf die wirkliche Taufe durch den Heiligen Geist. Der von ihm angekündigte Messias wird mit der Kraft des Heiligen Geistes den endgültigen Bund zwischen Gott und den Menschen besiegeln. 

Seine Ankündigung wird in jeder Taufe Wirklichkeit. Für uns heute ergibt sich, dass die Taufe nicht zum einem folkloristischen Familienfest mit vielen Fotos verkommen darf, sondern dass der Geist Gottes den Täufling erfüllt.

Die vom Täufer geforderte Vorbereitung ist Voraussetzung für jede Taufe. Es ist unerlässlich, dass wir an die Taufgnade glauben, damit es nicht bei einem äußeren Ritus bleibt. Der Täufer sagt es: Der Ritus mit Wasser ist nur etwas Äußerliches, das Eigentliche ereignet sich im Glauben. (Anregung: Erneuerung des Taufversprechens).

Der Weg 

Das dritte Zeichen ist der Weg in die Wüste. Dort soll die Ankunft des Herrn vorbereitet werden. Für das jüdische Volk ist die Wüste die entscheidende Etappe seiner Befreiung. Der Ort ist unbewohnt und unfruchtbar. Zur Anschauung führt das Evangelium die Umstände an, unter denen der Täufer gelebt hat (Kleidung und Nahrung). Dieser unwirtliche Ort kann überwunden werden, wofür das Bahnen eines Weges steht. Dies ist kein Rat des Täufers, sondern dringender Aufruf und Voraussetzung. Er sagt: Nur wenn die Menschen alles daransetzen, werden sie die Ankunft des Herrn beschleunigen. Die zweite Lesung (2Petr 3,12) greift dieses Drängen auf: Wie heilig und fromm müsst ihr dann leben, die Ankunft des Tages Gottes erwarten und beschleunigen! Und sie spricht von einem Himmel und einer neuen Erde

Die Wüste ist heute Symbol für Umkehr und einen alternativen Lebensstil geworden. Manche Menschen gehen bewusst in die Wüste, um eine geistliche Erfahrung zu machen. Viele Menschen machen „Wüstentage“, indem sie „entschleunigen“, sich zurückziehen, Exerzitien machen, sich in ein Kloster begeben …. Allen Menschen wird für die Vorbereitung in der Adventzeit empfohlen, sich nicht von der vorweihnachtlichen Hektik anstecken zu lassen, sich jeden Tag eine Zeit der Stille zu gönnen. Ratsam ist, in der Adventzeit jeden Tag das Markusevangelium Abschnitt für Abschnitt zu lesen und darüber zu meditieren. 

Heute hören wir von der Notwendigkeit einer neuen Evangelisierung. Das einzige und wirkliche Mittel ist die Begegnung mit Jesus. Wir lernen Jesus nur kennen, wenn wir die Evangelien als Quelle des Glaubens lesen. Wenn wir uns um die Quellen des Glaubens bemühen, bahnen wir in der Wüste unseres Lebens unseren Weg. Der Lohn ist groß, denn wir setzen statt auf Angst, Unsicherheit und Jammern auf Freude und Hoffnung. Der hl. Hieronymus sagt: Wer die Heilige Schrift nicht kennt, kennt nicht Jesus.

P. Dr. Jakob Mitterhöfer SVD