19. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

„Eucharistie sollte verbinden nicht trennen“

1. Lesung: 1Kön 19,4-8
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Eph 4, 30 - 5, 2
Evangelium: Joh 6, 41-51

Vorbemerkung
Das Evangelium von heute ist ein Ausschnitt aus einer Rede Jesu in der Synagoge von Kafarnaum (Joh 6,24-71). Die Liturgie teilt die gesamte Rede auf vier Sonntage: 18. - 21. Sonntag auf. Um die Rede Jesu zu verstehen, ist der Gesamt-Zusammenhang wichtig. Ich werde also zum besseren Verständnis auch auf das Evangelium vom übernächsten Sonntag (21. Sonntag) vorgreifen. Inhaltlich geht es in der Rede Jesu um die Eucharistie.

Eucharistie ist (noch) ein trennendes Element
Im aktuellen Verhältnis zwischen katholischer Kirche und evangelischen Kirchen ist die Eucharistie offiziell ein trennendes Element. Während in den meisten evangelischen Gemeinden auch Katholiken zum Abendmahl eingeladen sind, lehnt die katholische Kirche eine allgemeine, offizielle Zulassung von evangelischen Christen zur Kommunion ab. An der Basis, also konkret vor Ort, sieht es in den katholischen Gemeinden anders aus. Dort werden evangelische Christen von vielen katholischen Pfarrern zugelassen. Viele Christen denken, dass die Eucharistie oder das Abendmahl nicht etwas Trennendes sein sollte, sondern ein verbindendes Element unter den Christen sein.


Jahrhundertelanges Auseinandertriften der Konfessionen
Jahrhundertelang hat die katholische Kirche sich abgegrenzt und genau geschaut, was ihr Eigenes ist, und das Trennende zu anderen Kirchen gesucht. Es entstand eine Burgmentalität. Die Folge war, dass die Kirche wie auf einer Insel lebte. Das gleiche taten auch die evangelischen Kirchen. Das hat (grob gesprochen) zur Entwicklung von zwei Arten von Christen geführt: den Evangelischen und den Katholischen. Jede bildete verschiedene Traditionen und Lehren heraus, mit denen sie sich von den anderen unterscheiden.
Ein Beispiel dafür ist das Fronleichnamsfest. Katholiken demonstrieren ihre Frömmigkeit öffentlich in Prozessionen. Evangelische Christen lehnen diese Form der Frömmigkeit ab. In manchen konfessionell gemischten Gemeinden spitzte sich das zu einem Konflikt zu. So wird berichtet, dass evangelische Bauern an Fronleichnam ihren Mist auf die Felder fuhren und die katholischen Bauern es ihnen am Karfreitag mit gleicher Münze heimzahlten.

Auch unter den Theologen versuchte man das Trennende in den Vordergrund zu schieben. Von manchem evangelischen Theologen wird Luther so stark in den Mittelpunkt gerückt, das er wichtiger wird als für die Katholiken die Heiligen oder sogar der Papst. Auf der anderen Seite haben katholische Theologen sich zu Spitzfindigkeiten über die Eucharistie aufgeschwungen, die kein Normalsterblicher versteht. Dazu bedienten sie sich der griechischen Philosophie, weil die Evangelien das einfach nicht hergeben. Katholische Theologen nennen es Transsubstantiationslehre. - Ein echter Zungenbrecher.

Das sind nur drei Beispiele für Entwicklungen, die nicht zu einem gemeinsamen Ziel führen. Was verbindet die Kirchen miteinander? Wir hörten heute im Evangelium davon.

Jesus macht Eucharistie zur Gewissensentscheidung
Jesus mutete in seiner Rede seinen Jüngern einiges zu: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm“ (Joh 6,56). Das ist nun wirklich nicht nach dem Buchstaben zu verstehen. Wie kommt er zu dieser befremdlichen Aussage?

Versetzen wir uns zur Klärung in die Lage Jesu. Jesus diskutiert in der Synagoge von Kafarnaum mit verschiedenen Leuten. Unter den Zuhörern sind seine treuen Anhänger, einige, die ihm nur wegen seiner Wunder folgen, und schließlich einige Quertreiber, die ihm sogar schaden wollen. Was soll er nun tun? - Er provoziert die Versammlung mit seinen Worten. Auf diese Weise „siebt“ er seine Jünger aus (Joh 6,64). Auf seine Worte hin trennen sich einige von ihm (vgl. Evangelium vom übernächsten Sonntag, dem 21. Sonntag). Um seine treuen Anhänger nicht im Regen stehen zu lassen, weist Jesus auf sein Problem hin: „Es gibt einige unter euch, die nicht glauben“ (6,64), und gleichzeitig gibt er seinen treuen Zuhörern den Schlüssel, um seine Worte zu verstehen: „Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben“ (Joh 6,63), (Evangelium vom übernächsten Sonntag, dem 21. Sonntag).

Jesu Methode für unsere Problem
Jesus schickt niemanden fort. Er macht die Frage der Eucharistie zu einer Gewissensfrage. Vielleicht waren unter seinen Jüngern auch einige, die ihn nicht so ganz verstanden haben, ihm aber vertrauten. Auch das genügte ihm. So bekannte Petrus: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens“ (Joh 6,68).

Als Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern feierte, fragte er sie nicht nach einer Lehre oder sogar philosophischen Spitzfindigkeiten. Ihm war wichtig, dass seine Jünger sich mit ihm verbunden fühlten und sie diese Verbindung durch das Abendmahl bestätigten und vertieften wollten.

Diesen Umgang Jesu mit seinen Jüngern finde ich wegweisend.


Wäre der Weg Jesu nicht eine gute Lösung für unser Problem der Eucharistie und des Abendmahls?
Jeder sollte vor seinem Gewissen entscheiden, ob er Jesus nachfolgt und zur Kommunion oder zum Abendmahl geht. Wer glaubt, dass durch das Abendmahl und die Eucharistie Jesus zu ihm kommt, kann teilnehmen. Damit hätte man für alle Christen eine Entscheidungshilfe. Dann würden die Eucharistie und das Abendmahl auch zum Zeichen der Einheit unter den Christen.

¹ Ich bin mir bewusst, dass das nicht der offiziellen katholischen Norm entspricht. Allerdings wird dieser Methode schon vielfach an der Basis angewandt.

 

P. Oliver Heck SVD