33. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

Der Jahreskreis schließt sich

1. Lesung: Dan 12,1-3
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Hebr 10,11-14.18
Evangelium: Mk 13,24-32

Der Jahreskreis schließt sich

Unsere Umgebung läutet gerade das Weihnachtsgeschäft ein. Für viele unserer Zeitgenossen endet das Jahr, wenn sich die Türen der Kaufhäuser zum Fest schließen.

Es ist nicht leicht, dagegen das christliche Zeitgefühl zu entwickeln. Für uns schließt sich ja mit dem November ein weiterer Jahresring der Geschichte. Die liturgischen Texte sprechen jetzt davon, dass letzten Endes alles in Gott seine Vollendung findet. Von Endzeit ist die Rede und von den Ängsten, die dazu auftauchen, bevor es dann im Advent wieder um den Neuanfang geht.

Aushalten, dass alles ein Ende hat
Die kirchliche Psychologie des Jahresfestkreises konfrontiert uns mit dem Thema Ende und Tod. In unseren Breitengraden fällt dies zusammen mit der Novemberstimmung, die nicht wenige sehr belastet. Vielleicht wird so verständlich, dass weihnachtliche Klänge schon vorzeitig aufgelegt werden, die adventlichen Lichter schon jetzt in den Straßen und in vielen Wohnungen entzündet werden. Es ist ja so schwer, auszuhalten im Dunkel des Endes, des Abschieds. Die traurigen Gefühle erscheinen erdrückend perspektivlos. Sich ihnen freiwillig stellen – nein danke. Dieses Opfer muss nicht sein.

Gehalten im Opfer des Einen
Die letzten Sonntage des Kirchenjahres möchten uns in der Angst vor den chaotischen Gefühlen im Trauern um das Ende eine therapeutische Hilfe sein. Wir stehen als christliche Gemeinde zusammen und hören die Texte vom Weltende. Ich lade Sie ein, sich hier und jetzt ganz persönlich mit Ihren Erfahrungen von Weltuntergang einzubringen.

Ja, manche möchte ich jetzt sogar eindringlich einladen, auf der Flucht vor den Tränen, vor dem Zusammenbruch freiwillig innezuhalten. Gerade den Verzagten und sich ganz tief unten Fühlenden mögen jetzt hier in diesem Gottesdienst die Schwestern und Brüder wahrnehmen, verbunden in dem, der das Opfer des Niedergangs einmal und für alle vollbracht hat. Sie dürfen sich einbringen in die Gemeinde derer, die sich schon für immer mit der Vollendung verbunden wissen. Hinter allen Nebelbänken, die unsere Schritte lähmen, streckt sich Dir die rettende Hand dessen entgegen, der als erster von uns zur Rechten Gottes sitzt.

Mitgehen in die Neue Welt
Das Ende des Kirchenjahres kann so zu einer Art Nagelprobe dessen werden, was uns in seinem Verlauf gelehrt wurde. Unser Glaube wird ja da in besonderer Weise befragt, wo es um die traurigen Stunden geht. Hier entscheidet sich, wie christlich unser Leben schon durchwirkt ist. Vermag ich dann zu schreien nach dem, der auf mich wartet? Vermag ich mir zu vergeben im Dunkel der Schuld durch den Glauben an den, der alle Vergebung erwirkt?

Dies braucht Weggefährten, die von Christus gelernt haben: Das Ende des Kirchenjahres wirft somit andererseits die Frage auf, wo ich mithelfe, dass sich in dieser Kirche Menschen aufgefangen fühlen, die am Ende sind.

Ich erinnere mich z.B., dass von Anfang an die Sorge um die Witwen und Waisen in der christlichen Gemeinde höchste Priorität hatten. Heute ließen sich weitere Gruppen von Menschen hinzufinden, die gerade bei uns eine hoffnungsvolle Atmosphäre suchen, um ihr Erleben des Scheiterns und Endens zu verarbeiten.

Lassen wir uns nicht in ein weihnachtsgeschäftiges Überspielen notvoller Stunden hineinziehen. Öffnen wir uns hoffnungsfrohen Herzens denen, die sich als Opfer der Liebe, der Arbeit, des Engagements sehen und für die eine Welt zusammengebrochen ist. Strecken wir im Namen Christi denen die Hände entgegen, die unsere Zeit und unsren langen Atem brauchen, eine neue Welt für ihr Leben schon heute zu entdecken.

 

Fr. Paulus Terwitte OFM cap