3. Fastensonntag (C)

Predigtimpuls

„… wenn ihr nicht umdenkt“

1. Lesung: Ex 3,1-88.13-15
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 1Kor 10,1-6.10-12
Evangelium: Lk 13,1-9
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Den Bericht über das verabscheuungswürdige Blutbad, das Pilatus unter Galiläern angerichtet hat, nimmt Jesus zum Anlass für die Feststellung: „Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht?“ Diese Auffassung wird zurückgewiesen, allen droht dieses Geschick, wenn sie sich nicht „bekehren“. Es geht nicht um die besondere Schuld jener Galiläer, sondern um die Selbsterkenntnis, dass den Angeredeten nur ein Weg bleibt, dem Schicksal, das sie gleichfalls verdient haben, zu entgehen. Dieser ,,Appell an die eigene Initiative“ wird durch das Gleichnis unterstrichen. Die Umkehr bewahrt vor dem, was den Sündern droht; diese Möglichkeit gilt es zu ergreifen. Es wird eingeschärft, die Gelegenheit zur Buße wahrzunehmen; es gibt nur die Alternative Verderben oder Umkehr. Es geht um die Abkehr von schuldhaftem Tun. Daneben ist noch ein Zweites zu beachten, was in dem nachfolgenden Gleichnis vom Feigenbaum angesprochen wird. Gott gewährt eine Frist, die es zu nützen gilt.

Es dürfte nicht schwer sein, aus dieser ernsten Mahnung auf uns und unsere Bußzeit zu schließen. Aber das kann nicht der ganze Sinn und Inhalt der Botschaft sein. Sie spricht uns nicht nur in unserer persönlichen Schuld und unserer persönlichen Hilfsbedürftigkeit an. Sie meint mehr. Sie meint uns als Gemeinde und Gemeinschaft.

Wir müssen umdenken. Es gilt, die Erfolglosigkeit anzunehmen und Mut und Zuversicht aus Gottes Zusage zu finden. So wie der Weingärtner auf das nächste Jahr hofft.

Am 1. Dezember 1916 wurde in der Gebirgswüste des Hoggar in Nordafrika ein Einsiedler von aufständischen Fellachen erschossen. Sein Name ist Charles de Foucauld, dessen Leben als Missionar unter den Tuareg, menschlich gesehen, mit einem Fiasko endete. Jahrelang hatte sich Charles nach Gefährten gesehnt. Mit ihnen zusammen wollte er eine Brüdergemeinschaft bilden. Aber je mehr er sich anstrengt Gleichgesinnte zu finden, je heftiger er sich mühte, desto bitterer wurde er enttäuscht. „Man fühlt sich mehr und mehr allein auf der Welt“, schrieb er, „man kommt sich wie eine Olive vor, die nach der Ernte allein am Ende des Zweiges hängenblieb. Wir werden unsere Mühen nicht von großem Erfolg gekrönt sehen; denn der Diener ist nicht größer als der Herr.“

Ganz langsam und in einem schmerzhaften Prozess reift dann in ihm die Erkenntnis, dass gerade der Misserfolg zu seiner Sendung gehört. Erst vierzig Jahre nach seinem Tod horcht die Welt auf. Heute ist die Gemeinschaft der Kleinen Schwestern und Brüder des Charles de Foucauld auf der ganzen Welt bekannt. Sie gelten als Missionare, die das Evangelium in radikaler Konsequenz leben. Die Reihe derer, die nicht am Misserfolg ihres Lebens zerbrochen sind, ist lang. Sie haben es verstanden, sich in eine neue Sehweise einzuüben, die auch als „neuer Geist“, der die alte Wertordnung auf den Kopf stellt, bezeichnet werden kann oder schlicht wie das heutige Evangelium als „Umdenken“. Wir haben uns zu sehr daran gewöhnt, Erfolg an Zahlen, Statistiken, Leistungen und Profit zu messen. Für Sänger und Schauspieler ist Erfolg gleich Popularität. Sportler können ihren Erfolg durch Medaillen, Zinnbecher und Lorbeerkränze beweisen. Aber der Christ und Missionar? Wir müssen umdenken und aufmerksam werden auf das Leben der Menschen in unserer Umgebung. Umdenken bedeutet nicht, Gebete zu sprechen und in die Stille und Ruhe der Einsamkeit zu gehen. Es geht darum, unseren Glauben in das Leben einzubetten. „Wenn die Christen im Geist ihres Meisters zu uns gekommen wären, wir hätten ihnen nicht widerstehen können“, hat Gandhi einmal gesagt. Wir müssen uns der Gewissenserforschung stellen und fragen: Ist das, was wir leichthin als Erfolg bezeichnen, nicht in Wirklichkeit Misserfolg?

[Anmerkung der Redaktion: Die von P. Rzepkowski verfasste Predigt wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1992; S. 109-110]

 

P. Dr. Horst Rzepkowski SVD