Feier des Einzugs Jesu in Jerusalem - Palmsonntag (C)

Predigtimpuls

Begeisterung der einfachen und armen Menschen – Angst und Nichtverstehen der Mächtigen

Evangelium: Lk 19,28-40
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de
1. Lesung: Jes 50,4-7
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Phil 2,6-11
Passion: Lk 22,14–23,56

Begeisterung der einfachen und armen Menschen – Angst und Nichtverstehen der Mächtigen

Wir sind eingezogen mit den Palmen in unsere Pfarrkirche, nachdem wir den biblischen Text vom heutigen Festtag gehört und die Palmen gesegnet haben.
In den kommenden Tagen werden wir uns an das Leiden und Sterben Jesu, aber auch an seine Auferweckung erinnern und darüber nachdenken.

Es erstaunt mich jedes Jahr von neuem: Da jubelt man am Palmsonntag, beim Einzug in Jerusalem, Jesus zu und heißt ihn als Messias willkommen und schon wenige Tage später verlangt man seinen Tod.

In den Texten vom Palmsonntag spürt man die Erwartung und die Freude der zumeist einfachen Menschen, dass der Messias, der Erlöser in Jesus kommt. (Im Text aus der Kinderbibel macht Petrus dies sehr deutlich.) Die Menschen, die sich auf Jesus einließen, haben erfahren, dass er anders mit ihnen umgeht. Er hört ihnen zu, er erfährt ihre Sorgen und Nöte und er redet anders von Gott und den Erwartungen des Reiches Gottes. Er erinnert sie an die Texte der Propheten. Die Menschen spüren dabei: Es geht nicht um Jesus und seine Person, sondern es geht um sie, die zuhören, und um das von Gott erwartete Heil. Er spricht anders als die Priester und die Mächtigen der Welt. Daraus schöpfen die Menschen Hoffnung und Vertrauen in seine Worte und sein Handeln. In die Erwartungen mischen sich auch jene von einem irdischen Reich der Macht, wie damals bei den großen Königen, das Jesus aufbauen würde. Doch Jesus will keine politische Macht, er will wohl die Welt verändern, aber nicht alleine. Er weiß, die neue Welt, Gottes Reich – und auch die Kirche – lässt sich nicht von oben herab oder gegen die Menschen, sondern nur mit den Menschen verwirklichen. Zujubeln und protestieren alleine reichen nicht. Jesus will das Reich Gottes mit den Menschen zusammen verwirklichen, dazu muss jeder etwas beitragen. Es braucht dazu auch die Hilfe Gottes und Gottvertrauen.

Doch die Botschaft Jesu und seine Wirkung bei den einfachen Menschen macht den Mächtigen in Religion und Politik Angst. Es ist nicht das Gottes- und Menschenbild, das sie vertreten. Es entspricht nicht ihren Vorstellungen der Macht, die von oben kommt, die sie gelernt haben und die sie vertreten. Sie verstehen Jesus nicht, hören vielleicht auch seiner Botschaft nicht genau zu, aber sie lassen auch ihr Gottes- und Menschenbild nicht in Frage stellen. Sie haben Angst, nicht nur ihre Macht zu verlieren, sondern dass das, was sie lehren und gelehrt haben, nicht ganz stimmen könnte; dass Gott anders handelt, Gott bei und durch die Menschen erfahrbar wird. Sie haben auch Angst, dass aus der Botschaft Jesu ein Aufstand gegen die Römer und ihre Macht wird. Daher ist es besser, Jesus und seine Botschaft zum Schweigen zu bringen.

Jesus kennt diese Gefahr und zieht daher bewusst auf einem Esel in Jerusalem ein. Der Esel als friedliches Tier, das die Last auf sich nimmt und trägt. Dieses Bild bringt die Haltung Jesu in diesen Tagen zum Ausdruck. Einerseits hält er an seiner gewaltfreien Botschaft fest und vertraut bis zuletzt auf die Möglichkeit der Umkehr, dass seine Botschaft vom Reich Gottes gehört und verstanden wird. Andererseits geht er konsequent seinen Weg und bringt seinen Auftrag zu Ende und weist den Weg Gottes, der die Menschen liebt. Das bringt ihm die Verurteilung und den Tod.

In diesem Geschehen erfahren die Jüngerinnen und Jünger – auch wenn es eine Zeit braucht –, dass Gott Jesus nicht im Stich lässt; dass Gott Jesus bestätigt als seinen geliebten Sohn, der seine Liebe zu den Menschen erfahrbar gemacht hat. Diese Liebe Gottes zu den Menschen zu bezeugen, sind auch wir beauftragt. Der Jubel und die Freude über den Palmsonntag sollen uns dazu die Kraft geben.

 

P. Albin Strassmann SVD