Heiliger Maximilian Kolbe (G)

Predigtimpuls

Leben hingeben – Mich-Herschenken

Lesung: Dtn 34,1-12
Evangelium: Mt 18,15-20


Ein totalitäres Regime, das auf Gewalt und Vernichtung setzt, auf Einschüchterung und willkürliche Bestrafung, was kann ein Christ dem entgegensetzen?

Maximilian Kolbe war ein polnischer Franziskanerpater und überzeugter Marienverehrer. Schon früh zeigte er großen missionarischen Eifer, indem er nicht nur in der persönlichen Begegnung von seinem Glauben sprach, sondern auch über Funk und Radiostation sowie durch zahlreiche selbst herausgegebene Zeitschriften. Für sechs Jahre führte ihn sein Weg als Ordensmissionar über Vietnam und China nach Japan. Schließlich kehrte er 1936 in seine Heimat zurück und leitete das von ihm gegründete Kloster in Teresin.

Dem aufkommenden Nationalsozialismus trat er in seinen Predigten entschieden entgegen und war dem Regime wegen seiner Arbeit in den Medien mehr und mehr ein Dorn im Auge. So wurde er, teils zusammen mit anderen Mitbrüdern, mehrfach verhaftet. Im Februar 1941 wurde er dann erneut gefangen gesetzt und im Mai ins Vernichtungslager in Auschwitz eingewiesen.

Im Juli gelang dort einem Häftling die Flucht aus dem hoch abgesicherten Lager. Als Strafaktion und Vergeltung zeigte der Befehl habende Kommandant beim Appell willkürlich auf zehn Häftlinge, die dafür im Hungerbunker büßen sollten. Jeder wusste, dass sie von dort nicht mehr lebend herauskommen würden. Einer von den Zehn schrie deshalb vor Schmerz auf und klagte weinend, dass er zwei Söhne habe. Daraufhin trat Kolbe aus der Reihe hervor und bot sich selbst als Ersatz für den Vater der beiden Söhne an.

Im Hungerbunker soll Kolbe tagelang gebetet und gesungen haben. Einer nach dem anderen starb, nur Kolbe zeigte noch Zeichen von Leben, so dass der Lagerhenker ihm schließlich die Giftspritze setzte.

Den protestantischen Lagerarzt hatte Maximilian Kolbe zuvor mit folgenden Worten getröstet: „Jeder Mensch hat im Leben seinen Sinn, denn er hat sein Leben erhalten zum Wohle der anderen Menschen. Deswegen spricht auch hier im Lager die göttliche Vorsehung mit.“

Das Handeln von Kolbe ist wie eine Illustration zu den Worten Jesu (Joh 15,12-13): „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Sein Leben hinzugeben, das wird wohl nur in besonderen Situationen bedeuten, auch dem Tod ins Auge zu schauen. Es hat jedoch in unserem Alltag viel häufiger das Gesicht von Mich-Herschenken, mit meiner Zeit, mit meiner Liebe, mit meinem Engagement. So wie z. B. Eltern ganz viel von ihrem Leben herschenken, damit ihre Kinder behütet aufwachsen und sich entfalten können. Oder wie Krankenschwestern, Ärzte und Physiotherapeuten, Sanitäter der Ambulanzen, Feuerwehrfrauen und –männer, die über ihre berufliche Tätigkeit hinaus den Menschen auch mit seinen Nöten und Bedürfnissen wahrnehmen.

Ganz sicher hat das mutige und selbstlose Handeln von Kolbe eine Wirkung gehabt: auf den Freigekommenen, auf den Kommandanten, auf die anderen Häftlinge, auf uns heute. Er hat ein starkes Zeichen des Vertrauens auf Gott und auf das ewige Leben gesetzt inmitten einer Zeit, in der die meisten Angst um die eigene Haut hatten und sich deshalb lieber wegduckten. Er hat ein Salzkorn gestreut in die Augen der Ideologen, die die Menschen einteilen wollten in wert und unwert. Er hat ein Zeichen von Liebe und Mitmenschlichkeit gesetzt in einem System, das auf Härte und Abschreckung, auf Verachtung und Ausmerzung setzte.

So dürfen wir sagen, dass er nicht gestorben ist. Sein Leben hat weiter eine ermutigende und richtunggebende Wirkung für uns. Mit seinem Beispiel gibt er uns auch heute noch Mut und Inspiration, dass wir nicht machtlos sind angesichts von Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Wir brauchen nicht einzuknicken, sondern können bewusst unser christliches Zeugnis setzen. Das Leben des Kommandanten ist verraucht, er hat der Angst gedient und sich der Gewalt und Einschüchterung bedient. Das Leben von Maximilian Kolbe hat zeitlose Bedeutung gewonnen und steht in unserem Mut wieder auf, wo wir heute dem Bösen die Liebe und das Gute entgegensetzen.

Drei Fragen zur persönlichen Reflexion:
- Wo kann mich der heutige Heilige inspirieren, weniger an meinem Leben zu hängen und um mich selbst zu kreisen?
- Wo kann er mir Mut geben, mein Leben mehr als Gabe zu sehen und es großherzig im Dienst für andere Menschen einzusetzen?
- Wo kann ich Spiralen der Gewalt, der Ungerechtigkeiten und der Lüge durchbrechen, indem ich ein christliches Zeugnis der Liebe und Selbstlosigkeit gebe?


P. Thomas Heck SVD