20. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

Jesus Christus – unser Leit- und Vorbild

1. Lesung: Jer 38,4-6.8-10
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Hebr 12,1-4
Evangelium: Lk 12,49-53

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Jeder von uns liest gerne Texte, die uns etwas Positives zu sagen haben. Wir mögen Botschaften, die zu Herzen gehen, die von Harmonie und Gerechtigkeit sprechen. Das heutige Evangelium gehört ganz sicherlich nicht zu diesen Schriften. Wenn wir es genau betrachten, dann steht dieser Abschnitt etwas quer zu all dem, was wir sonst in den Evangelien erwarten. Und dabei wird hier eine unumgängliche Wahrheit angesprochen, die wir alle nicht gerne hören wollen. Zum einen spricht Jesus von einer Taufe, die noch aussteht. Er spricht von sich und seinem Schicksal, das sich in Kreuz und Leiden erfüllen wird. Es werden zwei Begriffe benutzt und parallel zueinander gestellt: „Feuer“ und „Taufe“. Beide meinen die gleiche Wirklichkeit. Feuer ist in den alten Schriften ein Bildwort für das Gericht Gottes. Beide können aber auch vom Heiligen Geist her verstanden werden. Dann ist der Geist Gottes das Feuer, in dem alles geprüft und geläutert und in Reinheit vollendet wird. Wie auch immer wir es drehen und wenden, Jesus muss am Ende einen schmählichen Kreuzestod erleiden. Dieser bleibt strittig und bietet bis zum heutigen Tag Anlass für hitzige Diskussionen und Spaltungen unter den Gläubigen. Das große Happy End, die Auferstehung, ist eine Sache des Glaubens, des Glaubens an die Zeugen der damaligen Zeit.

Die Evangelien kennen Begegnungen nach Kreuzestod und Ostern, aber diese sind alles andere als real greifbar. Was aber klar und deutlich vor aller Augen steht, worüber unstrittig berichtet wird, ist die Tatsache, dass Jesus Zeugnis ablegte für die Wahrheit. Seine Rede, seine Predigt hielt sich immer an die feste Überzeugung, dass Gerechtigkeit, Frieden und Barmherzigkeit ganz oben anstehen, wenn es um den Menschen geht. Ihn interessierten Macht und Einflussnahme in keiner Weise. Deshalb mochten ihn die Großen auch nicht und machten ihm den Prozess. Insofern ist Jesus mit Jeremia aus der ersten Lesung zu vergleichen. Dieser Vergleich hinkt natürlich, aber dennoch gibt es Parallelen. Jeremia hatte eine unbequeme Nachricht zu überbringen, wegen der er leiden musste. Jesus hatte eine ebenso unbequeme Botschaft, die ihm den Kreuzestod brachte. Beide Botschaften waren zu ihrer Zeit notwendig und drückten den Willen Gottes aus. Beide Überbringer mussten leiden, nicht nur weil sie die Wahrheit sagten, sondern weil diese Wahrheit bestimmten Kreisen nicht schmeckte.

Eine oft gestellte Frage bei biblischen Texten ist die: „Was haben diese alten Geschichten mit uns heute zu tun?“ Bei unseren aktuellen Lesungen liegt die Antwort auf der Hand: Viel moderner geht es nicht!
Wir sehen in vielerlei Hinsicht, wie unsere Welt, unsere Gesellschaften in Schieflage geraten sind: Klimaschutz, Klimakatastrophen, Migration, Flüchtlingsproblematik, billiger politischer Populismus, Verfall traditioneller Werte, verfehlte und unzulässig geschönte Bildungspolitik – man könnte den Katalog noch weiterführen. Aber darum soll es hier nicht gehen. Zu all diesen Problemfeldern gibt es Stimmen, die mehr oder weniger gehört werden. Manchmal gibt es sogar Applaus von prominenter Seite. Aber wenn es um die notwendigen Konsequenzen geht, um tatkräftiges Handeln, dann verlässt die meisten der Mut, denn dann geht es um Einschränkungen und Veränderungen, um Einschnitte, die auch uns empfindlich treffen können. Dann kommt es zu den Konflikten, die im Evangelium beschrieben sind. Wir sind uns nicht mehr so einig und der eine stellt sich gegen den anderen.

Und jetzt müssen wir uns alle die Frage gefallen lassen, wie wir als Christen mit all dem umgehen. Es ist schon einiges getan worden, ganz sicher. Aber wir laufen immer wieder Gefahr, die neuen „Propheten“ in die verschlammten Zisternen werfen zu wollen. Wir können nicht die ganze Welt retten, aber wir sind als gläubige Menschen in der Pflicht, dem nachzufolgen, der Gerechtigkeit, Frieden und Barmherzigkeit immer in den Mittelpunkt stellte. Wir vermögen nicht alles, aber bei allem, was wir tun und können, sollte Jesus Christus Leit- und Vorbild sein. Amen.

 

P. Fabian Conrad SVD