21. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

„Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“

1. Lesung: Sach 12,10-11; 13,1
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Gal 3,26-29
Evangelium: Lk 9,18-24

Liebe Schwestern und liebe Brüder im Herrn!
Diese Aufforderung Jesu aus dem heutigen Evangelium klingt sehr eindringlich, fast schon wie eine Mahnung: „Bemüht euch mit allen Kräften“.

Denn, so sagt Jesus weiter: viele werden es versuchen, aber nur wenigen wird es gelingen.

Jesus möchte den Ernst der Situation hervorheben. Ihr müsst euch anstrengen, ihr müsst eure Kräfte einsetzen, ihr müsst alles euch Mögliche tun, um hineinzugelangen. Das geht nicht einfach so automatisch – schwupps – und drinnen ist man. Nein, das braucht unseren vollen Einsatz. Und wer es versäumt, der bleibt draußen, die Tür wird zugesperrt und dann bleibt uns nur mehr das Heulen und mit den Zähnen zu knirschen. Wer sich nicht anstrengt, der bleibt ausgeschlossen.

Bevor wir uns also überhaupt Gedanken darüber machen, was Jesus mit dieser engen Tür meinen könnte, dürfen wir eines schon feststellen: Was Jesus hier sagt, das meint er sehr ernst. Hier geht es um sehr Wesentliches, hier geht es um dabei sein dürfen oder sich selber ausschließen, um gemein-sam oder um ein-sam.

Die enge Tür und die großen weiten Tore:
Wenn Jesus im Evangelium von der engen Tür spricht, dann kennen er und seine Zuhörer wohl auch das Gegenteil, die großen weiten Tore. Ich versuche mir beide vorzustellen, die großen mächtigen Tore zuerst, Heldentore, große Bauten alter antiker Städte, Steinmonumente, die an erlangte Freiheit erinnern, wo Krieger mit Rossen und Wagen durchmarschierten. Oder andere große Tore: Eingänge in unsere Kirchen, prunkvoll verziert, massiv und schwergewichtig. Oder wieder andere Eingänge, jene in große Einkaufzentren und in die Banken unserer Stadt. Große Glastüren, sauber geputzt, sie gehen automatisch auf und zu, sind weit, damit man ja möglichst viel mitnehmen kann, viel Geld und viel käuflich Erworbenes.
Hütet euch vor diesen Toren, möchte uns Jesus heute sagen. Sie, diese weiten Türen, führen euch nicht zur Gemeinschaft am Tisch im Reich Gottes. Sie mögen euch zwar viel versprechen, aber sie werden nicht halten, was sie versprechen. Ihr werdet letztlich leer ausgehen, trotz Taschen voller Geld und vollgepackter Einkaufswagen.

Denn die Tür, die zur Gemeinschaft, zum Heil, führt, die ist eng. Ganz schmal. Einkaufswagen gehen da nicht durch. Mitnehmen kann man da nichts, es würde sich verhaken. Nur das, was man in seinem Herzen trägt, das geht durch. Man muss sich selber ganz klein machen und ganz schmal. Es ist nicht so leicht. Man muss sich anstrengen, mit allen Kräften.

Aber wenn man durch ist, dann hat man es gut. Dann darf man Platz nehmen am Tisch im Reich Gottes, zusammen mit all denen, die zusammengeströmt sind von Osten und Westen, von Norden und Süden. Gott ruft sie alle, alle sind sie eingeladen, so sagt es uns auch die heutige Lesung. Der Tisch ist groß genug für alle. Alle dürfen Platz nehmen. Vorausgesetzt – wir haben uns klein genug gemacht, um durch die enge Tür hindurchzukommen.

Wer die Größe hat sich klein zu machen, für den ist Platz am Tisch.

Bleibt nur noch die Frage, wo wir diese enge Tür finden. Ist sie ausgewiesen wie „Eingang in das Reich Gottes“?

Ich glaube nicht, dass Jesus diese eine letzte Tür meint, die wir am Ende unserer Tage durchschreiten werden. Ich glaube, dass Jesus die vielen Türen meint, die wir jetzt in diesem Leben immer wieder durchschreiten. Wo gehe ich hier und heute in meinem Alltag ein und aus? Welche Türen ziehen mich an und welche Schwellen überschreite ich?

Wo findet mein Leben statt? Nur vor den großen Türen der Einkaufszentren und Banken, der Vergnügungsviertel und Wellness-Zentren? Wo findet mein Leben statt? Zurückgezogen und verschlossen in meinen eigenen vier Wänden, gesichert durch Sicherheitsschlösser und Alarmanlage, damit ja niemand eindringt in meine Welt, schön ausgestattet, wo ich mich geborgen und sicher weiß?

Jesus warnt heute vor den großen Türen, er warnt uns vor den Bequemlichkeiten des Lebens, wo uns alles offensteht und wo wir alles mitnehmen können.
Jesus warnt uns, aber er lässt uns letztlich die Freiheit, selber zu wählen, welche Türen wir durchschreiten. Wir selber gestalten unser Leben. Wir selber bestimmen, wo wir ein- und ausgehen und was wir dabei mitnehmen. Wir selber öffnen uns die Türen, aber wir selber verschließen uns genauso so manche Wege. Und so denke ich, ist es nicht Gott, der uns eine Tür zuschlagen und uns aussperren könnte. Gott möchte uns sicher keinen Zugang verwehren. Es sind vielmehr wir selber: wir selber könnten uns ausschließen aus der Gemeinschaft mit Gott in seinem Reich. Wir selber versperren uns den Weg zu ihm, wenn wir nicht loslassen können, wenn wir alles hinüberretten wollen, und dazu eben eine große Tür brauchen würden. Wir versperren uns so mögliche und gute Wege, denn die Tür zu Gott ist klein und schmal. Da ist kein Platz für Egoismus und Habgier, für Stolz und Überheblichkeit. Gehobene Nasen und kraftstrotzende Muskeln gehen nicht durch, durch die enge Tür.

Nur das Kleine und Bescheidene findet Aufnahme und Eingang bei Gott.

So möge dieser Gott uns helfen, immer mehr nach dieser wahren Größe zu streben, eine innere Größe, die auch durch enge Türen hindurchkann. Ein weites Herz, ein Herz, das Raum hat für andere. So ein großes Herz kann die enge Tür zu Gott immer passieren.

 

P. Josef Denkmayr SVD