30. Sonntag im Jahreskreis (C), Sonntag der Weltmission

Predigtimpuls

Verantwortung für die Menschen in Armut und Not

1. Lesung: Sir 35,15b-17.20-22a
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: 2Tim 4,6-8.16-18
Evangelium: Lk 18,9-14

Verbunden mit der Weltkirche feiern wir heute den Sonntag der Weltmission. Das Leitwort heißt: „Wir sind Gesandte an Christi statt“ (2 Kor 5,20). Es hängt mit dem Thema „Getauft und gesandt“ zusammen. Mit diesem Thema hat unser Papst Franziskus den Oktober 2019 als „außerordentlichen Monat der Weltmission“ verkündigt.

Der diesjährige Sonntag der Weltmission lenkt unseren Blick wieder einmal auf Indien bzw. auf den Nordosten Indiens. Ich begegne immer wieder Menschen, die in Indien gewesen oder die über Indien gut informiert sind. Ich höre beides: einerseits die Begeisterung über das schöne Land, über die Menschen, die farbenfroh, freundlich und gelassen sind. Andererseits sieht man die krasse Kluft zwischen Reichtum und Armut. Indien – ein Subkontinent der Gegensätze. So kann man es am besten formulieren. Das kann ich bestätigen. Sie wissen ja, Indien ist die größte Demokratie der Welt, das Wirtschaftswachstum ist enorm, es gibt hochqualifizierte Computerfachleute, die weltweit gefragt sind und die farbenfrohe Bollywood-Filmwelt. Indien ist jung. 80 % der Bevölkerung sind unter 45 Jahre alt. Demgegenüber stehen Armut und Elend. Millionen von Indern leben unter schlimmen Bedingungen. Viele Menschen werden auch heute diskriminiert und benachteiligt.

So auch in Nordost-Indien, das im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion des Hilfswerks Missio steht. In dieser Region war ich leider noch nicht. Aber unsere Steyler Mitbrüder leben und arbeiten dort seit vielen Jahren. Sie berichten immer wieder von der Vielfalt und dem Reichtum der Region, in ethnischer, kultureller sowie religiöser Hinsicht, aber auch von Armut, Ausgrenzung und Rechtlosigkeit. Viele Ordensleute wie unsere Steyler Mitbrüder sowie Ortspriester und Laien fühlen sich berufen: „Wir sind Gesandte an Christi statt“. Sie begleiten die Menschen dort, geleitet und getragen durch die Botschaft des Evangeliums.

Werfen wir einen Blick auf das Evangeliums dieses Sonntages, so wird es wieder offensichtlich, worauf es bei Jesus ankommt: auf ein gerechtes und bescheidenes Leben vor Gott. Jesus erzählt von zwei Männern, von einem Pharisäer und einem Zöllner. Der Pharisäer ist überheblich, ist ein Angeber, der auf die anderen herabschaut. Vor Gott ist er nichts. Der Zöllner dagegen setzt sein ganzes Vertrauen auf die Gnade und die Barmherzigkeit Gottes. Er gehört zu den Armen, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit Gottes. „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,3). Jesus hat den Gott verkündigt, der auf keinen herabschaut, keinen mit Leistungen misst, sondern sich allen mit Liebe und Barmherzigkeit zuwendet. Unser Gott ist der Gott, der ein offenes Herz für alle hat und der uns in unseren Sorgen und Nöten nicht allein lässt.

Der heutige Sonntag der Weltmission lenkt unseren Blick besonders auf die Menschen, die in Armut und Not leben müssen, die Ungerechtigkeit und Leid erfahren wie auch die Menschen im Nordosten Indiens. Gottlob gibt es dort Kirche, Ordensleute und Christen, die für ihre Rechte und Würde eintreten und für sie kämpfen. Sie ermöglichen ihnen die Chance, durch Bildung ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Im Monat der Weltmission, den Papst Franziskus ausgerufen hat und heute, am Sonntag der Weltmission, sollten wir uns unsere Berufung bewusst machen: Wir sind getauft und gesandt. Nicht nur Priester oder Ordensleute, sondern jeder getaufte Christ soll sich berufen fühlen, als Zeuge und Zeugin der frohen Botschaft Jesu Zeichen zu setzen, im Alltag sowie in der Begegnung mit den anderen. Es muss nicht unbedingt was Großartiges sein. Es können auch kleine Dinge und kleine Schritte sein. So können wir unsere Sendung wahrnehmen, durch unser Gebet und durch unser Teilen dessen, was wir besitzen: unser Leben und unsere Gaben.

Möge uns ein Wort Mut machen, das Mutter Teresa in der ihr eigenen Klarheit geprägt hat: „Wir sind uns bewusst, dass das, was wir tun, nur ein Tropfen im Ozean ist. Aber gäbe es diesen Tropfen nicht, würde es im Ozean fehlen“.

 

P. Vijay Tirkey SVD