Ostermontag (C)

Predigtimpuls

Auf dem Weg des Vertrauens

Lesung: Apg 2,14.22-33
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
Evangelium: Mt 28,8-15 oder Lk 24,13-35
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Die resignierte Stimmung der Emmausjünger kennen wir wohl alle: „Wir aber hatten gehofft!“ Da zerschlagen sich Träume und Hoffnungen: in Familie, Beruf, Politik, ja auch in der Kirche, vor allem bei Skandalen und Krisen. Die hoffnungsvolle Aufbruchstimmung der Konzilsjahre 1962-65 kennen nur noch die Älteren; der jüngere Klerus ist leider oft erstaunlich und erschreckend reaktionär und vorkonziliar im Denken und Verhalten, ganz im Sinne vieler Kirchenfürsten, auch bei der Reaktion auf Skandale. Zerschlagene Hoffnung auf ein geeintes, statt zerstrittenes Europa, auf eine globale Bewahrung der Schöpfung, ohne Waffen und ohne selbstverschuldete Umweltzerstörung.

Die Erzählung von den Emmausjüngern ist auch für uns eine lehrreiche Symbolgeschichte, wie man zum österlichen Glaubensmut kommen kann in den Grundausrichtungen der Kirche: liturgia, diakonia, martyria, koinonia – also in Gemeinschaft; im Unterwegs-Sein; im Bibelteilen; im Sakrament; in der frohen Weitergabe der Frohbotschaft. Dazu ein paar kurze Anregungen.

Verzweifelt und hoffnungslos verlassen die beiden Jünger die Hauptstadt ihrer zerschlagenen Hoffnungen, aber sie gehen zu zweit. Und Jesus gesellt sich zu ihnen, holt sie dort ab, wo sie in ihrer Not stehen. - Kommunikation und Dialog sind immer not-wendig.

Im Unterwegs-Sein erfahren sie die Gemeinschaft von Zweifelnden und Glaubenden, sie reden miteinander und mit ihm, er lässt sie reden. Dann zeigt er ihnen in einer erstaunlichen Exegese und Homilie, wie Gottes Heilsplan anders verläuft als ihr bisheriges Verständnis. - Leid und Tod gehören zum Leben und sind Voraussetzung für Ostern; der Glaube bewahrt nicht vor Leid, aber im Leid; die Banalität der Konsum- und Erlebnisgesellschaft greift zu kurz.

Was der irdische Jesus sprach und tat, ist durch Gott in der Auferstehung bewahrheitet worden: seine neue Werteordnung der Bergpredigt; sein Gottesbild; sein Engagement für die Menschen am Rande; seine Ablehnung einer reinen Gesetzesreligion; seine Frohbotschaft vom Reich Gottes. - Wir brauchen eine neue Werteordnung. Bibelteilen (beispielhaft in Basisgemeinden) ist eine moderne Form, Glauben zu erfahren und weiterzusagen. Das karitative Engagement der Kirchen bejahen und erwarten auch Randchristen.

Die Emmausjünger erkennen ihn beim Brotbrechen und eilen zurück, um von ihrem Erlebnis zu berichten und es durch ihr Leben zu bezeugen, in mutiger und froher Weitergabe einer Frohbotschaft für alle Menschen. - Wir sind keine Buchreligion, sondern auf eine Person bezogen: nur die persönliche Glaubenserfahrung der Verbundenheit mit dem Auferstandenen (in Wort, Gemeinschaft, Sakrament) befähigt zum Kerygma durch Wort und Tat, mitten in der Welt („aggiornamento“ gegen falsch verstandene „Entweltlichung“). Diesen missionarischen österlichen Dienst erwarten die Menschen von uns: „Es macht Freude, Freude zu machen.“ Nietzsche sagte mal, die Erlösten sähen nicht wie Erlöste aus. Macht uns die österliche Glaubenshoffnung wirklich froh und glücklich?

Gott macht aus unserem Minus ein Plus, durch das Kreuzzeichen seiner Liebe. Oft genügt schon ein Wechsel der Perspektive, wie bei diesem Text von Paul Zulehner: Perspektivwechsel –

„Unsere Gemeinden sind die Hoffnung der Welt. Nein. Tatsache ist, dass Gott hier nicht mehr wohnt. Ich glaube nicht, dass Freude möglich ist, dass es sich in Gemeinschaft besser lebt, dass wir einander radikal lieben sollen. Die Wahrheit ist, dass die Gemeinden kurz vor dem Aus stehen. Ich weigere mich zu glauben, dass wir Teil von etwas sind, das über uns selbst hinaus reicht und dass wir verändert wurden, um zu verändern. Es ist doch ganz klar, dass Armut zu übermächtig ist, dass Rassismus nicht zu überwinden ist, dass das Böse niemals zu besiegen sein wird. Ich kann unmöglich glauben, dass Dinge sich in Zukunft zum Besseren wenden. Es wird sich herausstellen, dass Gott nicht helfen kann. Und du liegst falsch, wenn du glaubst, Gott kann. Ich bin davon überzeugt: man kann Dinge nicht verändern. Es wäre eine Lüge, würde ich sagen: Gott kümmert sich!“                                                                                        

Erschrecken Sie nicht! Hören/Lesen Sie jetzt den Text von hinten nach vorne! 

„Gott kümmert sich! Es wäre eine Lüge, würde ich sagen: man kann Dinge nicht verändern. Ich bin davon überzeugt: Gott kann. Und du liegst falsch, wenn du glaubst, dass Gott nicht helfen kann. Es wird sich herausstellen, dass Dinge sich in Zukunft zum Besseren wenden. Ich kann unmöglich glauben, dass das Böse niemals zu besiegen sein wird, dass Rassismus nicht zu überwinden ist, dass Armut zu übermächtig ist. Es ist doch ganz klar, dass wir verändert wurden, um zu verändern, dass wir Teil von etwas sind, das über uns selbst hinaus reicht, und ich weigere mich zu glauben, dass die Gemeinden kurz vor dem Aus stehen. Die Wahrheit ist, dass wir einander radikal lieben sollen, dass es sich in Gemeinschaft besser lebt, dass Freude möglich ist. Ich glaube nicht, dass Gott hier nicht mehr wohnt. Nein. Tatsache ist: Unsere Gemeinden sind die Hoffnung der Welt.“

Amen - ALLELUJA!

 

P. Hermann Bickel SVD