Pfingsten am Vorabend

Predigtimpuls

Eine Rockballade als Anregung

1. Lesung: Joël 3,1-5
Zwischengesang: www.antwortpsalm.de
2. Lesung: Röm 8,22-27
Evangelium: Joh 7,37-39
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Eine Rockballade als Anregung
Teilweise können uns weltliche Gedichte, Lieder oder literarische Werke zum Nachdenken auch über spirituelle Dinge anregen. Ein Beispiel dafür ist die Rock-Ballade „I want to know what love is.“ Sie stammt aus dem Jahre 1984 und läuft auch heute noch im Radio.
(von Foreigner, https://www.youtube.com/watch?v=raNGeq3_DtM)
Im Refrain des Liedes heißt es auf Deutsch:
Ich will wissen, was Liebe ist
Ich will, dass du es mir zeigst
Ich will spüren, was Liebe ist
Ich weiß, dass du es mir zeigen kannst
Es geht dem Sänger darum die Zuwendung seiner Geliebten wieder zu finden, die er offensichtlich verloren hat. Und so pendelt er zwischen melancholischem Einsamkeitsgefühl und der Hoffnung sie wiederzusehen hin und her. Im Verlauf des Songs, bahnt sich immer mehr die Hoffnung ihren Weg. Es kommen mehr Stimmen dazu und im dazugehörigen Video trifft der einsame Sänger immer mehr Menschen, die wie er, nach Liebe suchen. Gegen Ende des Songs trifft der Sänger eine Menge Gleichgesinnter und kann endlich seine Geliebte in tiefer Freude umarmen.


Kirche pendelt zwischen Hoffnung und Schwermut
Dieses Darstellung kann als Beispiel dienen für die Situation der Kirche. Die Kirche ist am Vorabend von Pfingsten auch in Erwartung. Gewissermaßen erwarten die Christen eine göttliche Umarmung. Oder vielmehr einen göttlichen Hauch. Wir alle erleben in der Realität unserer Kirche in Deutschland ein Hin- und Herpendelen zwischen melancholischen Stimmungen und Stimmungen des hoffnungsvollen Aufbruchs. Und vielleicht wird dieses Pendeln noch viele Jahre andauern. Auch jeder Christ kennt in seinem Leben Phasen der Dürre und Leere. Für Christen, die wirklich an die befreiende Liebe Gottes glauben, ist es aber keine Option zu verzweifeln.


Aufgeben ist keine Option
Aber wie kommen wir aus der Niedergeschlagenheit der Kirche heraus? Darüber streitet die Kirche. Die einen meinen, man müsste eine strenge Ordnung einführen, sich an alt-bewährten Werte und Organisations- und Lehrmuster orientieren, dann würde sich alles wieder einrenken. Andere mahnen immer stärker Reformen in der Kirche an. Mag sein, dass es Reformen braucht. Reformen alleine aber genügen nicht. Und es genügt auch nicht seine Sonntagspflicht zu erfüllen. Es genügt auch nicht zu beten.


Hinwendung zum Kern der Botschaft
Jeder einzelne Christ ist aufgerufen, sich neu nach der Liebe und Barmherzigkeit Gottes auszurichten. Dies gelingt im täglichen Einüben dieser Liebe mit der Kraft des Heiligen Geistes. Jesus hat uns den Weg dazu gezeigt: Freundlich zu uns selbst zu sein. Uns so anzunehmen wie wir sind. Uns nahestehende Menschen Gutes wünschen. Fernstehende Menschen Glück und Zufriedenheit wünschen und schließlich auch Menschen segnen, inneren Frieden und Kraft wünschen, mit denen wir uns schwer tun. Über dieses mühevolle tägliche Einüben der Liebe verändern wir unsere Haltung, unsere Gewohnheiten, unser Denken, Reden und Tun. Es ist ein tägliches Abenteuer, mit Rückschlägen, Durststrecken und neuen Aufbrüchen. Aber nur auf diesem Weg erreichen wir eine Erneuerung.

Zusammenfassend könnte man es nach der Vorlage der Rockballade so umformulieren:
Ich übe mich in der Liebe.
Ich will, dass Gott sie mir zeigt.
Ich will, seine Liebe spüren.
Ich weiß, dass er sie mir zeigen kann.
Und je mehr Menschen täglich sich erneuern, desto mehr wird sich auch die Kirche zum Guten verändern. Und dann können die Christen hoffentlich gemeinsam sagen:
Wir üben täglich die Liebe ein.
Wir wollen, dass Gott sie uns zeigt.
Wir wollen seine Liebe spüren.
Wir wissen, dass er sie uns zeigen kann.

 

P. Oliver Heck SVD