Dreifaltigkeitssonntag (H)

Predigtimpuls

Alles ist im Bild des dreieinigen Gottes geschaffen

1. Lesung: Ex 34,4b.5-6.8-9
2. Lesung: 2Kor 13,11-13
Evangelium: Joh 3,16-18
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Als Katholiken beginnen wir gewöhnlich unser Gebet mit dem Kreuzzeichen, wobei wir sprechen: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir sprechen zu dem einen Gott in drei Personen. Im Matthäusevangelium hören wir die Abschiedsworte Jesu kurz vor seiner Himmelfahrt an seine Jünger. Jesus sagt ihnen, was nun ihre Aufgabe sein wird, wenn er nicht mehr leiblich unter ihnen sein wird. In feierlicher Form kleidet er seine letzten Worte ein: Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Darum sollen die Jünger in alle Welt hinausgehen und Menschen aller Nationen und Rassen zu seinen Jüngern und Jüngerinnen machen und sie taufen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dies sollen sie tun unter dem Namen des Gottes, den Jesus ihn verkündet hatte: Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nur im Glauben an einen dreieinigen Gott, so heißt es im heutigen Evangelium nach Johannes, ist uns Teilnahme am Leben Gottes in alle Ewigkeit zugesagt.

Unser Glaube an Gott ist ein Glaube an die Trinität: Ein Gott in drei Personen. Dabei müssen wir uns bewusst bleiben, dass dies ein Geheimnis ist, das wir nie voll begreifen können, wie man es uns vom ersten Tag unseres Religionsunterrichts immer wieder gesagt hat.

In meinem Leben hatte ich die Gelegenheit, mit anderen Religionen und deren Gottesvorstellungen ins Gespräch zu kommen. Unsere Vorstellung von einem Gott in drei Personen stößt hier auf oft totales Unverständnis.

Das ist nicht nur schwer denen zu erklären, sondern auch uns selber fällt es nicht leicht. Viele Heilige und Theologen haben es immer wieder versucht, blieben aber immer wieder vor einem Geheimnis oder Rätsel stehen.

Bekannt ist die Geschichte von dem Professor, der einen Theologiestudenten am Ende einer schlechten Prüfung fragte: “Können sie denn wenigstens die Dreifaltigkeit erklären?" - Da strahlt der Student und meint: „Na, wenigstens das kann ich! Also, die Dreifaltigkeit kann man so erklären..." - Worauf der Professor ihn unterbricht: „Das tut mir leid, aber sie sind durchgefallen. Die Dreifaltigkeit kann niemand erklären.“

Als Kind hörte ich Jahr für Jahr die folgende Geschichte: Einst ging Augustinus – so wird erzählt – am Meer spazieren und dachte über das Geheimnis der Dreifaltigkeit nach. Da bemerkte er ein Kind, das mit seinem Eimerchen Wasser aus dem Meer in einen kleinen, abgegrenzten Bereich schöpfte. „Was machst du da?“ „Ich möchte das Meer in meinen Teich schöpfen!“ Da lachte Augustinus: „Das wird dir nie gelingen!“ Da richtete sich das Kind auf und sagte: „Ich mache es genauso wie du: Du willst mit deinem kleinen Verstand das Geheimnis des dreieinigen Gottes verstehen.“

Bei seinen Missionstätigkeiten in Irland bemerkte Patrick, dass seine Zuhörer die größten Schwierigkeiten hatten, das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit zu verstehen. Er nahm daher der Legende nach ein dreiblättriges Kleeblatt vom Boden und erklärte, dass es nur einen Stil, aber drei Blätter habe, in der Vielfalt eine Einheit bilde wie bei der Dreifaltigkeit. Man verstand dies sofort und seither ist das dreiblättrige Kleeblatt, der "Shamrock", das Symbol Irlands.

Ich erinnere mich als Kind, wie uns unser Kaplan das Geheimnis der Dreifaltigkeit als ein Gott in drei Personen zu erklären versuchte. Er nahm drei einzelne Kerzen und zündete sie an. Dann hielt er die drei Flammen der drei Kerzen so zusammen, sodass sie zu einer einzigen Flamme wurden, und fragte uns: „Kinder, wie viele Kerzen seht ihr?“ Wir Kinder riefen laut: “drei”. Und dann fragte er, indem er die Kerzen so zusammenhielt, dass nur eine Flamme aufleuchtete: “Wie viele Flamen seht ihr?“ Und wir Kinder riefen im Chor: “Eine”. Dann schloss er seine Vorführung, indem er mit Überzeugung erklärte: Und so ist das mit dem Geheimnis des dreifaltigen Gottes. Es gibt in Gott drei Personen wie die drei Kerzen hier, aber nur eine Gottheit wie die Flamme der drei Kerzen.

Ich war mit seinen Erklärung irgendwie zufrieden. Als ich nach Haue kam, versuchte ich voll Stolz meiner Mutter das Experiment der drei Kerzen und der einen Flamme zum Verständnis des dreifaltigen Gottes vorzuführen. Meine Mutter, die eine besondere Verehrung zur Dreifaltigkeit hatte und das Fest der Dreifaltigkeit als höchstes Fest betrachtete, zeigte sich nicht sehr beeindruckt von meiner ersten theologischen Erklärung ihres so hoch gearteten Dreifaltigkeitsgeheimnisses. Ich war so enttäuscht, dass ich meine theologische Demonstration des Geheimnisses Gottes nie wieder einem anderen vorgeführt habe.

Das Geheimnis bleibt. Wenn ich später als Theologieprofessor meinen Studenten dieses Geheimnis zu erklären versuchte, habe ich immer begonnen mit den drei Worten, die wohl in der Bibel am besten Gottes Wesen verdeutlichen. Es sind die folgenden: Gott ist die Liebe, das Leben und die Freude. Das will nichts anderes sagen als: Unser Gott lebt, in ihm ist innige Bewegung, er ist ein Wesen, das gibt, empfängt, sich in unendlicher Liebe erfreut und sie feiert.

Der berühmte Pater Lombardi, der Gründer der Besseren-Welt-Bewegung predigte immer nur über ein Thema mit dem Titel: Gott ist Familie. Für ihn war das dann der Ausgangspunkt, über das Geheimnis der Dreifaltigkeit zu reden. Die Kirchenväter taten genau dasselbe, wenn sie über Gott als Gemeinschaft redeten. Dabei betonten sie die innere Beziehungen in Gott, etwas, was ständig sich vollzieht. Indem sie das Leben einander mitteilen, bilden sie eine Einheit in ihrer Verschiedenheit.

Das kann uns helfen, wenn wir einmal auf Jesus selber sehen. Seine Beziehung zu Gott hat er mit dem Wort Abba, Vater, ausgedrückt, an dessen Leben er teilnahm und von dem her er sich verstand. Er war so erfüllt von diesem Leben im Vater, das er als unendliche Liebe wie Feuer auf die Erde werfen wollte, damit wir alle in dieses Leben mit hineingenommen werden sollten. Dieses Feuer der Liebe verstand er als Gottes heiligen Geist, den auf die Erde zu bringen er als seine eigentliche Sendung ansah.

In Jesu Beziehung zum Vater und in seinem Überwältigt-Sein von der Liebe zu ihm können wir vielleicht etwas erahnen, was das heißt: Gott ist Liebe, Leben und Freude. Die frühe Kirche kam zu einem besseren Verständnis des Gottes Jesu erst nach der Auferstehung Jesu und nachdem sie den Heiligen Geist als das große Geschenk ihres Meisters empfangen hatten. Es war die Erfahrung dieses lebenspendenden Heiligen Geistes, die ihnen die Augen öffnete für den wahren Gott, den Jesus als Leben, Liebe und Freude verkündet hatte. Die Geisterfahrung wurde für sie zu einer Gotteserfahrung, die sie teilnehmen ließ an diesem Geheimnis der Gemeinschaft mit dem Gott Jesu. Das erfüllte sie so sehr, dass es nur eine Botschaft für sie zu verkünden gab: Gott ist Vater, Sohn und Heiliger Geist, weil er das Leben, die Liebe und die Freude ist und alle Geschöpfe teilnehmen lassen will an diesem Geheimnis. Diese neue Gemeinschaft erfuhren sie dann immer wieder neu, wenn sie sich zum Mahl der eucharistischen Feier versammelten.

Da alles im Bild des dreieinigen Gottes geschaffen ist, wird auch die ganze Schöpfung ihre Vollendung in der Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott finden. Am Ende der Welt wird es offenbar werden, dass Himmel und Erde geschaffen wurden, um zu einer neuen Erde und einem neuen Himmel zu werden, wo Gott selber uns teilnehmen lässt an seiner Gemeinschaft von unendlichem Leben, nie voll zu begreifender Liebe und ewiger Freude, die er selber ist. Die Bibel drückt das in der großen Vision der Endzeit aus, wo es heißt: Gott selber wird vom Himmel herabsteigen und Wohnung nehmen unter den Menschen, er wird für immer ihr Gott sein und sie werden für immer sein Volk sein, das an seinem Leben für immer teilnehmen wird.

 

P. Dr. Johannes Füllenbach SVD