17. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Schatzsuche

1. Lesung: 1Kön 3,5.7-12
2. Lesung: Röm 8,28-30
Evangelium: Mt 13,44-52

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Jugendliche und liebe Kinder, mein SCHATZ !!!

Gollum, im Film: „Der Herr der Ringe“ sieht darin alles und es lässt ihn symbolisch gesehen auch zu zwei verschiedenen Persönlichkeiten werden, der Gute und der Böse. Ja, wie wird es mit dem Himmelreich sein? Das ist der rote Faden im heutigen Evangelium: Wir dürfen aus dem Schatz Neues und Altes hervorholen.

Gehen wir auf Schatzsuche …
Irgendwie wäre es schon toll, so ein richtiger Schatzgräber zu sein – wer träumt denn nicht davon, einen richtig wertvollen Schatz zu finden und zu besitzen: Gold und Edelsteine, Perlen, Schmuck und Geld.

Ich stelle mir da so eine Schatztruhe vor, mit einem großen Schloss, alt, das ich erst mühsam öffnen muss, und dann klappe ich den Deckel auf und – es strahlt und funkelt mich der Schatz an – wie im Film, ein besonderer Ring, ein Schatz.
Von zwei „Schatzgräbern“ haben wir gerade im Evangelium gehört. Der Mann auf dem Acker und der Kaufmann.

Betrachten wir uns diese beiden Figuren einmal.
Beim Mann mit dem Acker, ist das eigentlich Spannende: Was ist das denn für ein Schatz? Er wird nicht näher bezeichnet, er wird nicht beschrieben, nicht geschätzt, wie viel er wohl wert ist; es heißt nur: „Ein Mann entdeckte ihn!“
Es scheint für die Allgemeinheit nicht wirklich wichtig zu sein, was das für ein Schatz ist.

Er war nur eben für diesen bestimmten Mann etwas unsagbar Wertvolles, über das er sich so sehr freuen konnte, dass er ihn unbedingt haben wollte und alles andere dafür verkauft – mutig oder waghalsig?

Er hat diesen Schatz wohl nicht einmal gesucht, nein „er entdeckte ihn“, vielleicht bei der Arbeit, ganz zufällig, er fällt ihm einfach zu, ohne dass er dafür etwas tun musste.

Beim Kaufmann war das ähnlich, aber nicht genau gleich:
Er hat gezielt nach einem ganz bestimmten Schatz gesucht, nach schönen Perlen.
Und als er endlich diese eine kostbare Perle gefunden hat, gibt er alles dafür her.
Diese unglaublich schöne Perle ist für ihn so wichtig – obwohl sie objektiv betrachtet gar nicht so einen großen Schatz ausmacht.

Was ist schon eine Perle, verglichen zum Beispiel mit einer ganzen Perlenkette?
Was fängt man denn mit einer einzelnen Perle an? Als Kaufmann müsste er es doch wissen, doch irgendwie ist es ein Schatz für ihn.

Beide Männer haben einen Schatz gefunden. Sie haben alles dafür hergegeben, so wertvoll waren ihnen diese Schätze.

Auch für uns ist vieles wertvoll, auch für uns ist vieles ein Schatz, den wir am Anfang zumindest, unbedingt haben wollen:
• Ein neues Smartphone
• Ein neues Auto
• Ein neues Spielzeug
• Ein neues Trikot
• Unser Haus
• Eine eigene Wohnung
• Eine gute Partnerschaft / Ehe
• …

Für all diese Dinge sind wir auch bereit, einiges zu tun, wenn wir vom Sinn und Nutzen, vom Wert überzeugt sind.

Wir arbeiten dafür, wir sparen dafür, wir jammern und murren, wir betteln und schreien (Kinder) danach – alles, um diesen Schatz zu bekommen.
Aber ist es das wirklich wert?

Ist das neue Smartphone, das neue Spielzeug den Streit, die Diskussion, eventuell das Gebrüll wirklich wert?

Will ich es so unbedingt haben, dass ich dafür vieles tue und in Kauf nehme? Dies trifft oft die jüngere Generation … doch es gilt auch für uns Erwachsene:
Ist die Beförderung, der neue Job, die Karriere wirklich so wichtig, dass dafür meine Familie, meine Partnerschaft zu kurz kommt?

Dass ich dafür Stunden über Stunden bei der Arbeit sitze?
Ich glaube, wir (ihr Kinder und Jugendliche und wir Erwachsene) müssen uns immer wieder neu die Frage stellen: Was ist mein Schatz?

Diese Frage will Jesus mit den zwei Gleichnissen / Metaphern in uns sensibilisieren.

Was ist mein Schatz?
Und eigentlich verrät uns da schon unsere Sprache:
Zu wem oder was sage ich denn: „Du bist ein Schatz?“
Ich zumindest sage das nicht zu einem Ring, zu meinem Auto, zu meinem Smartphone, zu meiner Wohnung oder zu einem Spielzeug.

Machst du es? Machen Sie es?
Ich finde es schön, dass ich diese Dinge habe, sie machen mein Leben angenehmer, leichter und schöner.

Aber „Du bist ein Schatz!“ Sage ich zu meiner Mutter, …
„Du bist ein Schatz!“ Das sage ich zu meinen Brüdern, …
„Du bist ein Schatz!“ Das habe ich bestimmt auch schon zu einem Ministranten und oder einer Ministrantin gesagt, die mir etwas Gutes getan hat.

Wer war alles ein „Schatz“ in der Coronakrise?
Hier kann man auch zu der Nachbarin sagen: „Du bist ein Schatz!“, wenn sie am Nachmittag mal zwei Stunden auf die Kinder aufpasst oder mir die Butter besorgt, die ich das letzte Mal vergessen habe.

„Du bist ein Schatz!“ Sagt der Mann zu seiner Frau, weil sie wieder etwas Leckeres gekocht hat.

„Du bist ein Schatz!“ Sagt die Frau zu ihrem Mann, weil er die Küche aufgeräumt hat und sie dafür ruhig auf der Couch lesen konnte.

Und am allermeisten müsste eigentlich zu den Kindern gesagt werden: „Du bist ein Schatz!“ Weil sie etwas ganz Kostbares auf dieser Welt sind.

Sie / Ihr funkelt und strahlt uns oft ganz unvermittelt und unverhofft an, so dass es einem ganz warm ums Herz wird und wir uns einfach nur freuen können an euch/ an Ihnen.

Gehen wir, in dieser neuen Woche, auf Schatzsuche!!!

 

Michael Schmitt, Pfarrvikar