19. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

In Stille Gott begegnen

1. Lesung: 1Kön19,9a.11-13a
2. Lesung: Röm 9,1-5
Evangelium: Mt 14,22-33

Wie begegnet Gott den Menschen? Wie teilt er sich selber mit und wie erfahren wir seine Nähe? Die Antworten auf diese Fragen könnten sehr unterschiedlich lauten. Manche klatschen in die Hände, singen laut Halleluja und erfahren dabei Gottes heilende Nähe. Die anderen gehen in sich, in Stille und Meditation, da spüren sie Gottes Gegenwart am besten. Wie und wo erfahren wir seine Nähe? Sowohl die Lesung aus dem Ersten Testament sowie die Erzählung im Matthäusevangelium geben darüber Auskunft. Ich finde, das sind sehr schöne und symbolreiche Texte.

Als der Prophet Elija nach seinem weiten Weg durch die Wüste völlig am Ende ist und sich lebensmüde in einer Höhle verkriecht, hat er ein Erlebnis, das sein Leben verändert. Nicht zufällig geschieht dies am Berg Horeb, wo Mose den Namen Gottes erfuhr und die Zehn Weisungen zum Leben erhielt. Berge haben etwas heilig Erhabenes. Auf ihren Gipfeln scheinen wir dem Himmel näher zu sein. In der Bibel symbolisieren auf jeden Fall Berge die Nähe Gottes. Menschen, die gern in die Berge gegangen sind oder noch gehen, wissen es, wie schön es da oben, am Gipfel ist. Ich gehe auch gern in die Berge und solche schöne Erfahrung kenne ich auch.

Elija muss sich aus seiner Höhle herauswagen und „auf den Berg, vor Gottes Angesicht stellen“. Erst dann erfährt er Gott, indem er erkennt: Gott ist auch in den Gewalten seiner Schöpfung, im Sturm, im donnernden Erdbeben und im lodernden Feuer. Aber es muss still sein, um seine Stimme vernehmen zu können. Gott erscheint nicht mit lautstarkem Getöse, sondern leise, unscheinbar, mit einem kleinen Wehen. Erst in diesem Moment vermag Elija Gott antwortend zu begegnen. Ja, es gibt Lärm unterschiedlicher Art, aber nur eine Stille. Vielleicht ist es auch Ihnen schon passiert, dass Sie Spuren von Gottes Wirken erst im Nachhinein festgestellt haben, quasi nach seinem Vorüberziehen. Ach, da war doch Gott da, der mich getragen hat! Erst wenn der Sturm vorüber ist, kehrt Ruhe ein.

Das stimmt: Der Glaube bewahrt nicht vor Sturm und Gegenwind, vor Zweifel und Unsicherheit. Manchmal werden wir mehr herausgefordert, als es uns vermutlich zu Beginn bewusst war und lieb ist. Allerdings werde ich vielleicht auch dann die berührende Erfahrung machen: Jesus ist da, lebendig! Er hilft mir in der Krise, die mich nach unten zieht. Diese Erfahrung durfte Petrus machen, wie uns das heutige Evangelium berichtet. Hätte Petrus es nicht riskiert, aus dem sicheren Boot zu gehen, hätte er wahrscheinlich nicht gelernt, was an Jesus glauben heißt. Ich höre immer wieder von manchen, die sagen, dass wir eine/die Krise brauchen, damit Menschen zur Besinnung kommen. Muss das sein? Seit Anfang dieses Jahres macht die Corona-Krise uns und der ganzen Welt zu schaffen. Das Virus verbreitet sich immer weiter und ein richtiges Mittel dagegen ist noch nicht in Sicht. Tausende von Menschen sind Opfer dieser Pandemie geworden. Stark betroffen ist die Wirtschaft weltweit. Damit verbunden bangen viele Menschen um ihre Arbeitsstelle, viele haben sie schon verloren. Menschen kämpfen um ihre Existenz.

Wie geht es wirklich weiter? Keiner weiß es genau. Viele hoffen in dieser Krisenzeit auf Besinnung und Umdenken, in Bezug auf Lebensstil, Konsumverhalten, Umwelt und Schöpfung. Das wäre nötiger denn je. Gerade in solch schweren Zeit ist es wichtig, aufeinander zu achten und einander zu helfen, wo und wie wir es auch können, und nicht auf sich zu schauen, nicht auf Geld, Gewinn und Macht. Für Jesus waren alle, denen er begegnete, Menschen mit einer ganz persönlichen Lebensgeschichte, Menschen mit konkreten Ängsten und Nöten, Hoffnungen und Wünschen. Menschen, denen das Wasser bis zum Halse stand, die sich gerade noch über Wasser halten konnten. Jesus nimmt jede und jeden einzelnen bis in die Tiefe des Lebens wahr, er überwindet die Lebensangst, nimmt die Verzweiflung vom Menschen, heilt Krankheiten, schenkt neues Vertrauen und Hoffnung, befreit und ermutigt zum Leben.
Glauben wir daran, dass gerade in der heutigen Situation und Krise der Herr zu uns kommt! Wie damals ruft Jesus uns zu: "Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht."

 

P. Vijay Tirkey SVD