32. Sonntag im Jahreskreis (A)

Besinnung

Die törichten Jungfrauen

(zu Mt 25,1)

Einmal sprach er über die Wachsamkeit und brachte folgendes Beispiel: Nachdem sie keine Jungfrauen mehr waren und vom Leben nichts mehr zu erwarten hatten, erinnerten sich die Frauen ihrer Vergangenheit nicht mehr, zogen Trauerkleider an und machten sich auf den Weg. Sie wollten von jetzt an auf den himmlischen Bräutigam warten. Da sie jedoch lange warten mussten, wandten sie sich frommen Schriften zu, suchten die verschiedenen Wallfahrtsorte auf, vertieften sich in geheimnisvolle Prophezeiungen, um mehr über die Zukunft zu erfahren. Sie klagten über den Sittenverfall der Zeit und über die Verdorbenheit der Menschen und sprachen nur noch vom Untergang der Welt.

Als der Bräutigam auch nach der dritten Nachtwache nicht kam, wurden sie unerträglich. Sie liefen mit verweinten Augen umher und verbreiteten an allen Orten Angst und Missmut, so dass die Menschen schließlich den Umgang mit ihnen gänzlich mieden. Sie aber sahen darin den Beweis, dass sie Gott sehr nahe sind. Und meinten, ihre Sehnsucht nach dem Himmel hätte sie von den Menschen und von der Welt entfernt.


                                        Einmal sagte er zu ihnen: Sodom und Gomorra wird es am
                                     Tag des Gerichtes nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt
                              Kapharnaum. Da dachten einige bei sich: Wenn so große Sünder
                          nicht verloren gehen, dann müssen wir uns wegen unserer kleinen
                                                                                         Vergehen keine Sorgen machen.
 

In: Walter Rupp SJ, Der verlorene Vater - Erstaunliche Gleichnisse, München 2003


P. Walter Rupp SJ