32. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Weise am Weisen ist die Haltung

1. Lesung: Weish 6, 12-16
2. Lesung: 1Thess 4,13-18
Evangelium: Mt 25, 1-13

Wenn die Haltung nicht stimmt, wird das Ziel uninteressant Ein Mensch unseres Jahrhunderts, der sich erfolgreich auf die Suche nach der in der Lesung so hochgerühmten Weisheit gemacht hat, ist Bertold Brecht. Zu den im wahrsten Sinne des Wortes kleinen Leckerbissen dieses philosophischen Literaten gehören seine Keuner-Geschichten. Die Worte aus dem Buch der Weisheit im Hinterkopf, bin ich auf folgende gestoßen:

Zu Herrn K. kam ein Philosophieprofessor und erzählte ihm von seiner Weisheit. Nach einer Weile sagte Herr K. zu ihm: „Du sitzt unbequem, du redest unbequem, du denkst unbequem.“ Der Philosophieprofessor wurde zornig und sagte: „Nicht über mich wollte ich etwas wissen, sondern über den Inhalt dessen, was ich sagte.“ „Es hat keinen Inhalt“, sagte Herr K. ,,Ich sehe dich täppisch gehen, und es ist kein Ziel, das du, während ich dich gehen sehe, erreichst, Du redest dunkel, und es ist keine Helle, die du während des Redens schaffst. Sehend deine Haltung, interessiert mich dein Ziel nicht.“

Barte Worte des Her K., an denen der sich so klug vorkommende Professor sicher zu knabbern hatte. Zu knabbern hatten und haben Menschen seit jeher auch an den Worten der Heiligen Schrift, von denen heute im Evangelium einige zu hören waren. Gemeint sind die Worte, mit denen die Evangelisten das apokalyptische Szenario entwerfen. Leider oder Gott sei dank bekommen wir Sonntag für Sonntag nur Perikopen zu hören. Gott sei dank, weil womöglich eine geballte Ladung Weltuntergangsstimmung dem einen oder anderen Hörer doch zu viel werden könnte. Leider, weil bruchstückhafte Informationen Zusammenhänge nicht erkennen lassen und so das richtige Verständnis erschweren oder unmöglich machen. Wie aber sind die endzeitlichen Reden zu verstehen? Ganz gewiss geht es nicht um Panikmache Gerade die Matthäus-Stelle, die uns heute zu Gehör gebracht wurde, macht dies deutlich. Schließlich wird ja von einer Hochzeit berichtet. Jesus wählt dieses Bild aus gutem Grund, kann er doch so seinen Jüngern veranschaulichen, was es bedeutet, ihn zu begleiten. Denn mit dem Bräutigam im Gleichnis ist niemand anderer gemeint als Jesus. Die, die ihn begleiten, dürfen sich auf das bevorstehende Fest freuen. Sie werden dabei sein, das hoffen sie ganz stark, da sind sie sich fast sicher. Am Beispiel der zehn Jungfrauen zeigt Jesus ihnen allerdings auf, wie sie selbst ihre Hoffnung zunichte machen würden. Wir können auch sagen: Jesus macht ihnen den Unterschied zwischen weiser Hoffnung und törichter Hoffnung bewusst.

Von weiser Hoffnung und törichter Hoffnung
Alle Jungfrauen haben Lampen dabei. Übrigens: Dass es genau zehn sind, spielt keine Rolle. Entscheidend ist lediglich, dass ein Teil von ihnen nicht nur die Lampen. Sondern auch einen Ölvorrat für alle Fälle mitnimmt. Der Fall der Fälle tritt ja dann auch ein: Der Bräutigam verspätet sich, die Brautjungfern, die ihn erwarten, um ihn zum Haus der Braut zu geleiten, schlafen ein. Erst als sie aufwachen, merken fünf von ihnen, wie kurzsichtig ihr Verhalten war. Die anderen fünf waren gescheiter. Sie hatten vorgesorgt. Hätten sie sich nun nicht solidarisch zeigen müssen? Nicht nur an sich, sondern mehr auch an die anderen denken müssen? Aus unserer heutigen und westlichen Sicht ist es vielleicht sogar verständlich, den Fünfen Egoismus zu unter stellen, aber aus damaliger orientalischer Sicht konnten sie nicht mit einer solchen Strenge des Bräutigams rechnen, wie sie dann sich offenbart hat. Ihr Rat an die Törichten, sich bei den Händlern, deren Geschäfte ja die ganze Nacht geöffnet hatten, neues Öl zu besorgen, war gut gemeint, und alle Zehn sind in dem Moment davon ausgegangen, konnten davon ausgehen, dass sie alle miteinander an der Hochzeit teilnehmen würden. Auch als sich dann herausgestellt hat, dass, während die einen sich neues Öl besorgten, der Bräutigam kam und halt nur von fünf Brautjungfern begleitet in den Festsaal zog, war dies noch nicht Anlass, sich übermäßige Sorgen zu machen. Wenn wir auch heute einen Trend feststellen, sich abzugrenzen, eine geschlossene Gesellschaft zu bilden, deren Rahmen vom jeweiligen Anlass vorgegeben ist, so ist es doch gerade bei Hochzeitsfeiern nicht unüblich, eine offene Tür zu haben für Freunde, Nachbarn, Bekannte, die gratulieren wollen. Noch offener müssen wir uns so eine orientalische Hochzeit vorstellen. Ganz im Gegensatz zu dem, was uns das Gleichnis sagt, wird da keine Tür verschlossen. Gäste kommen und gehen, manchmal sieben Tage lang. Wenn jemand später kommt, was soll’s? Er kann immer noch mitfeiern. Völlig unerwartet werden die fünf törichten Jungfrauen aus dem Gleichnis also mit der verschlossenen Tür konfrontiert. Und womit ebenso wenig irgendjemand rechnen konnte: keine Bitten und kein Betteln half der Bräutigam blieb hart und die Tür definitiv zu. Die unerwartete Wendung, der überraschende, wir dürfen wohl auch sagen, enttäuschende Ausgang der Geschichte bestätigt, worauf der einleitende Vers ,,Mit dem Himmelreich wird es sein wie …“ schon hindeutet: Jesus spricht hier nicht von einer ganz normalen Hochzeit und schon gar nicht von einem ganz normalen Bräutigam. Jesu Thema ist seine Parusie, seine Wiederkunft, und das Endgericht und seine Botschaft unmissverständlich: Seid bereit, jederzeit bereit, denn sonst könnte es euch passieren, dass ihr einmal vor verschlossenen Türen steht, vor endgültig verschlossenen Türen. Es besteht die Gefahr, dass sich Eure Hoffnung, am Fest teilnehmen zu können, nicht erfüllt. Aber wie es auch kommt, es liegt wesentlich an Euch.

 

Maria Gleißl, Pastoralreferentin