7. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

„Das würde Gott und den Menschen Freude machen“

1. Lesung: Lev 19,1-2.17-18
2. Lesung: 1Kor 3,16-23
Evangelium: Mt 5,38-48

Was seit dem alten Bismarck schon bekannt
und seither immer wieder in unserem Land
von Politikern in den Mund genommen,
ist mir bei der Lektüre in den Sinn gekommen
bei dem, was die Schrifttexte heut präsentieren.
„Mit der Bergpredigt kann man nicht regieren!“
Man kann als Vision sie durchaus betrachten,
über die sich manche Gedanken schon machten,
Gedanken, die manchmal sicher nicht angenehm,
denn, was hier gefordert, kann uns nicht bequem
auf Sessel und Sofa zurücklehnen lassen.
Da gilt es sich an die eigne Nase zu fassen
und sich zu fragen: Wie will ich es halten?
Wie will ich Leben und Welt gestalten?

Da sind wir schon am entscheidenden Punkt angekommen:
Jede und jeder von uns wird hier in die Pflicht genommen.
Jesus denkt nicht an die Großen in Welt und Politik,
zumindest tut er das nicht auf den ersten Blick.
Das zu tun, sind wir freilich schon eher geneigt,
gerade jetzt, wie sich die aktuelle Lage im Osten zeigt.
Da haben wir den Eindruck, „Aug um Auge, Zahn um Zahn“
ist der Antrieb für so manche bis hin zum Wahn.
Da wird getötet, gedroht und Rache geübt.
Zu sagen, dass das Klima zwischen den Staaten getrübt,
würde die Lage nicht mal annähernd beschreiben.
Zumindest von Angstmache, wenn nicht gar von Krieg treiben
zu sprechen, würde der Situation wohl eher gerecht.
Mir wird bei so manchen Nachrichten richtig schlecht.
Ich gebe zu, all das, was grad so in der Welt passiert,
hat mein Denken tatsächlich auch dominiert,
als ich dran saß, diese Predigt heut vorzubereiten.
Und so ließ ich mich in der Tat dazu verleiten,
das Prinzip „Aug um Auge, Zahn um Zahn“ erst mal zu sehen
in Zusammenhang mit dem großen Weltgeschehen.
Erst nach und nach fing ich an anders, neu zu denken
und meinen Blick focussiert auf Jesu Botschaft zu lenken.
Der wollte ja gar kein Regierungsprogramm formulieren,
sondern die Rechtssätze des Alten Testaments weiterführen.
Selbst die wandten sich ja schon gegen Eskalation jeder Art:
Das mag verwundern, denn für unsere Ohren klingt's hart,
das mit den Augen und Zähnen als Vergeltungsnorm,
aber zum Schutz vor zügelloser Rache half sie enorm.

Das reicht aber Jesus nicht, er will noch mehr, viel mehr.
Und das, was er fordert, das klingt in der Tat schwer:
die linke Wange auch noch hinhalten, den Mantel geben,
der gar nicht gefordert, das ist doch fern vom realen Leben.
Das ist doch ganz anders, als wir's sind gewohnt.
Da wird doch glatt Böses mit Gutem belohnt.
Genau, Sie haben den Braten gerochen:
Jesus will, dass der Teufelskreis durchbrochen
wird des „Wie du mir so ich dir!“, des Zahn um Zahn.
Vergelte Böses mit Gutem ist der neue Plan,
den Jesus damals und auch uns heute offeriert,
den man so einfach und schnell kaum kapiert.
Das ist verständlich, das geb ich ehrlich zu,
kommt in die gewohnte Ordnung doch große Unruh.

Wo Gesetze das Miteinander regeln, scheint's leicht,
doch Jesus hält dagegen und sagt: Mit Liebe erreicht
ihr mehr. Nur damit ist das Böse zu überwinden,
mit Liebe könnt ihr den Weg zum Herzen derer finden,
die euch bislang unbekannt oder gar feind,
zu denen, von denen ihr bisher gemeint,
„Mit dem oder der hab ich gar nichts am Hut
und will es auch nicht, der reizt mich aufs Blut
seit Jahren!“ Mal ehrlich – mit soviel Hass
macht einem das Leben doch selbst keinen Spaß.
Mit anderen Worten: Wenn wir nicht umdenken,
werden wir eigene Lebensqualität verschenken.

Daran kann uns doch nicht wirklich liegen,
wir sollten also schauen, die Kurve zu kriegen
hin zu mehr Leben für uns und die drumherum.
Ich find' Jesu Idee mit der Liebe da gar nicht dumm.
Den anderen zu lieben, sogar meinen Feind,
damit ist natürlich nicht gemeint,
dass man alles, was einem geboten, muss akzeptieren.
Schauen wir nur mal auf Jesus: Was Sich-Positionieren
angeht, hat er uns gezeigt, wie es gehen kann.
In der Diskussion mit den Pharisäern stand er seinen Mann.
Das heißt nicht, dass er die eigene Regel gebrochen.
Er hat nur dem Bösen ganz klar widersprochen.
Gleiches mit Gleichem vergalt er seinen Gegnern nie,
sogar am Kreuz bat er um Vergebung für sie.

Unübersehbar, welch Geistes Kind er war.
Entscheidend die Frage heute: Wird offenbar
der gleiche Geist durch uns, unser Handeln und Reden?
Die Frage richtet sich an jede und jeden.
Die Bergpredigt ist kein Programm fürs Regieren
doch stell ich mir vor, wir würden's riskieren,
nach ihr zu leben, Du und ich und natürlich auch Sie.
Wir zwängen sicher manchen Konflikt in die Knie.
Und vielleicht, man soll ja nie aufhörn zu hoffen,
stünden dann auch ganzen Nationen Wege offen,
hin zum Ende von Kraft- und Machtbalance,
Wege, die mehr Frieden geben 'ne Chance.
Das würde Gott und den Menschen Freude machen,
da hätten wir nicht nur im Fasching Grund zu lachen.

 

Maria Gleißl, Pastoralreferentin