18. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

„Von der Raupe Nimmersatt zum Menschen Immersatt“

1. Lesung: Ex 16,2-4.12-15
2. Lesung: Eph 4,17.20-24
Evangelium: Joh 6,24-35

Der ganz große Teil der Menschen wünscht sich ein Leben ohne große Sorgen, in Glück und Zufriedenheit, in Freiheit und Wohlstand. Niemand möchte anzweifeln, dass diese Wünsche gut sind für den Menschen. Aber leider kennt der Mensch dabei oft keine Grenzen.

Das erinnert an ein Kinderbuch, dass seit über 50 Jahren gut bei den Kleinsten ankommt. Es handelt von der einfachen Geschichte der Raupe Nimmersatt. Am ersten Tag frisst die Raupe ein Loch in einen Apfel. Am zweiten Tag findet sie zwei Birnen und frisst sich durch. Am dritten Tag sind es drei Pflaumen. Am vierten Tag vier Erdbeeren. Und so weiter, bis sie sich verpuppt und zu einem Schmetterling wird.

Warum ist dieses Buch so erfolgreich? Sicherlich weil es ein großes Thema von Kindern anspricht: Wie werde ich möglichst schnell groß? Und wie lerne ich all das, was die Erwachsenen können? Beim Hören der Geschichte lernen die Kinder nebenbei auch noch zählen und schließlich wird die Raupe ja auch verwandelt in einen Schmetterling.

Hat dieses Buch auch einen Bezug zu unserer Welt? Unser politisches System ist auf Wirtschaftswachstum ausgelegt. Gibt es kein Wirtschaftswachstum, müssen Betriebe schließen und Menschen stehen auf der Straße. Alles ist auf Nimmersatt ausgelegt. Und so fressen wir uns buchstäblich durch den gesamten Planeten. Damit meine ich die Ausbeutung der Bodenschätze, die Verschmutzung der Umwelt und schließlich die Veränderung der gesamten Atmosphäre des Planeten wodurch sich sogar das Klima ändert.

Wir brauchen kein Patentrezept um dieses System zu ändern. Wir brauchen ein Rezept wie der Mensch sich ändert. Denn am Anfang und am Ende aller diese Be-strebungen steht immer der Mensch.

Es ist nicht weit hergeholt, wenn wir heute ins Evangelium schauen. Dort gibt Jesus zur Antwort, dass die Menschen nicht nur nach materiellen Dingen wie dem Brot suchen sollten, sondern nach ihm, der das Brot des Lebens ist.
In der Tat kann jeder, der sich auf Jesus einlässt irgendwann einmal sagen: „Jetzt bin ich mit meinem Leben zufriedener.“ Jesus beschenkt uns mit regelrechten Super-lativen. An einer Stelle sagt er, dass er in uns sein möchte und wir in ihm sein sollen. Eine solche tiefe Verbundenheit kann niemand sonst geben. Und dabei verbindet uns Jesus nicht nur mit sich als Person, sondern mit der gesamten Schöpfung. Denn er ist der Ursprung, die Mitte und das Ziel der gesamten Schöpfung. Kommt man in diese Verbundenheit mit Gott und der Schöpfung hinein, ändert man auch seine Bestrebungen. Man findet Frieden darin und wird nicht mehr getrieben vom Mehr und Mehr.

Man könnte vermuten, dass es mit einer solchen Haltung nur noch Stillstand gäbe. Alle werden bescheiden und leben in Harmonie – alles schön. Es gibt allerdings viel zu verbessern in der Welt und in der Art und Weise, wie wir leben. Da können wir uns keinen Stillstand leisten. Es wäre auch nicht im Sinne Jesu, einfach nur seine Nähe zu genießen und die Welt um sich herum zu vergessen.
Wir benötigen massive Verbesserungen auf dem Gebiet der Verteilung der Reichtümer. So viele Menschen leiden unter Mangelernährung. Das ist sehr ungerecht und erzeugt großen Unfrieden.

Wir brauchen unbedingt Verbesserungen auf technischer Ebene.
Wir haben große Probleme für alle sauberen Strom zu produzieren.
Wir haben große Probleme für alle Menschen z.B. sauberes Wasser zu besorgen und genügend Nahrung zu liefern.

Auf diesen Gebieten brauchen wir ein Wachstum in Richtung Verbesserung.
Das Streben des Menschen sollte umgewandelt werden von einem Immer-Mehr zu einem Immer-Besser. Verbunden mit mehr Bescheidenheit, können die Menschen auf dieser Erde besser leben.

Dazu passt das Wort Jesu und kann als Anleitung fürs Leben dienen. Er sagt von sich: Ich bin das Brot des Lebens.

Wird dies zum Lebensmotte, kann es den Menschen verwandeln: von einer Raupe Nimmersatt zum Menschen Immersatt.

P. Oliver Heck SVD