3. Sonntag im Jahreskreis (B) – Bibelsonntag

Predigtimpuls

„Komm her, folge mir nach.“ Welche Netze würde ich liegen lassen?

1. Lesung: Jona 3,1-5.10
2. Lesung: 1Kor 7,29-31
Evangelium: Mk 1,14-20

Schwestern und Brüder im Herrn!

Es klingt alles so einfach und es ging alles so schnell – damals, bei den ersten Jüngern, bei den Fischern am See.

So, als hätten sie ohnehin schon jeden Tag darauf gewartet, dass er, Jesus, jetzt endlich einmal vorbeikommt und sie mit ihm ziehen dürfen.

„Kommt, folgt mir nach!“ – sagt Jesus… und „sogleich ließen sie ihre Netze liegen“ – so lesen wir es von Simon und Andreas.

Und bei Jakobus und seinem Bruder Johannes war es ähnlich:
„Sofort rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus.“

Einfach so. Kurz entschlossen. So als würde Jesus gesagt haben: „Kommt, gehen wir schnell was trinken.“ Wir sind eh gleich wieder zurück. Ja, so klingt es doch ein wenig – oder?

Dabei war es alles andere als ein schnelles und kurzes Einmal-wohin-Gehen. Es war eine Nachfolge für immer, bis zum bitteren Ende. Ob die Jünger es gewusst haben? Ob sie schon etwas ahnten? Wir wissen es nicht.

Und vermutlich wird es sich auch nicht ganz und gar so in aller Kürze abgespielt haben, wie es der Evangelist Markus da schildert. Vielleicht ist Jesus auch vorher schon zwanzig Mal vorbeigekommen. Vielleicht haben sie schon unzählige Gespräche geführt und Pläne geschmiedet. Vielleicht hat Jesus auch vorher schon mit dem Vater gesprochen … alles möglich und durchaus vorstellbar.
Die Erzählung von der Berufung der ersten Jünger will in seiner knappen Form einfach deutlich machen, dass hier Männer, einfache Fischersleute, ganz und gar bereit waren. Es hielt sie nichts mehr zurück. Es fiel ihnen nicht schwer, sich von allem zu lösen, „die Netze liegen zu lassen“ – wie es auch bildlich so schön ausgedrückt ist. Das Netz, die Garantie sozusagen für Einkommen und Sicherheit, das konnten sie zurücklassen. Ja sogar von ihrem eigenen Vater konnten sie Abschied nehmen. Ganz und gar bereit für eine totale Neuausrichtung ihres Lebens. Diese „Entschiedenheit“ will die knappe Erzählung ausdrücken. Ob es wirklich in dieser Kürze, also innerhalb weniger Minuten abgelaufen ist, das glaube ich weniger. Ich meine, da haben sich diese Männer vom See von Galiläa schon auch irgendwie vorbereitet.

Und genau von diesem Vorbereiten spricht ja auch das Evangelium heute. Ja es beginnt sogar damit. Jesus tritt auf und verkündet: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“

Und nicht umsonst geht diesem Evangeliumstext von heute auch eine Lesung voraus, welche genau auch so von der Umkehr spricht:
Gott spricht zu Jona und fordert ihn auf, die Menschen zu mahnen: Es wird ein böses Ende nehmen, wenn sie sich nicht besinnen und ihr Leben neu ordnen. Die Leute dieser großen Stadt Ninive haben sich verstrickt in das Netz von Schuld und Sünde. Und wo man sich in einem Netz immer heilloser verstrickt, da ist es dann oft auch recht schnell möglich, dass man darin er-stickt.

Man muss das Unheil oft deutlich aussprechen und benennen, damit Menschen rechtzeitig umkehren und sich neu ausrichten.

Die Leute von Ninive haben es geschafft und das drohende Unheil blieb aus.

Jona mahnt zur Umkehr. Jesus predigt: Kehrt um!
Und dann erst beruft er Menschen.

Das eine hat also nicht nur etwas mit dem anderen zu tun. Das eine geht dem anderen voraus. Nachfolge setzt immer wieder die Umkehr voraus. Nur dann kann sie gelingen.

Und so, wie es bei den ersten Jüngern vermutlich wohl nicht so von einem Augenblick auf den anderen passiert ist, so ist es auch bei uns Menschen heute ein oft langer und mühsamer Prozess.

Der Weg der Umkehr ist kein einmaliges und kurzes Geschehen. Es ist ein oft mühsamer und schmerzlicher Weg.

Immer wieder und allzu leicht verfangen wir uns in den Netzen von Schuld. Immer wieder nehmen wir uns selber die Freiheit und fesseln uns mit Abhängigkeiten, schlechten Gedanken und Gefühlen, emotionaler Unausgeglichenheit, falschen Hoffnungen und Sehnsüchten… und so weiter.
Die Netze, welche auch uns immer wieder fesseln und den Atem nehmen, sind vielschichtig.

Es braucht die Umkehr, die Ab-kehr von all diesem, um wieder besser in der Nachfolge Jesu zu stehen.

Oder stellen wir es uns ruhig ganz bildlich vor:
Ich sehe mich am See von Galiläa. Ich sehe mich am Ufer entlanggehen.
Da kommt Jesus auf mich zu – auf jeden einzelnen von ihnen – und sagt:
Komm her, folge mir nach.

Welche Netze würde ich dann gerne liegen lassen, damit ich ganz frei bin, ihm zu folgen? Amen!

 

P. Josef Denkmayr SVD