5. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

Alles dürfen wir unserem Bruder Jesus sagen.

1. Lesung: ljob 7,1-4.6-7
2. Lesung: 1Kor 9,16-19.22-23
Evangelium: Mk 1,29-39

In der ersten Lesung haben wir von Ijob gehört, der hoffnungslos am Ende ist. Im Evangelium haben wir von vielen Menschen gehört, die auch zumindest irgendwie an einem Ende sind, und wir hörten von Jesus und schauten auf ihn, wie er sich dieser Menschen annimmt, sich ihnen zuwendet, ihre Krankheiten heilt und sie aus ihren Gebundenheiten befreit. Jesus erweist sich als „Heiland“; er schenkt den Menschen ein neues Leben.

Wir können aus diesem Evangelium Wichtiges für unser Leben lernen.
Jesus kommt mit seinen Jüngern, dem Brüderpaar Johannes und Jakobus, aus der Synagoge und geht in das Haus eines anderen Brüderpaars, Petrus und Andreas, in dem die Schwiegermutter des Petrus mit Fieber im Bett liegt. Petrus und Andreas sprechen mit Jesus über die Kranke, was offensichtlich bedeutet, sie baten ihn für sie.

Worüber „sprechen“ wir mit Jesus oder mit dem himmlischen Vater, wenn wir beten? Denken wir da nur an unsere eigenen persönlichen Anliegen, Wünsche, Sorgen, oder denken wir auch an die anderen, an Verwandte, Bekannte, auch Unbekannte, Kranke, Leidende, Menschen in Not?

Jesus geht zu der kranken Schwiegermutter und heilt sie. Und sie steht auf und fängt gleich an, Jesus und seine Begleiter zu bewirten.

Das ist ihr Dank für die Heilung. Sicher hat sie Jesus auch wortreich gedankt, aber sie hat auch gleich geschaut: Was kann ich für Jesus tun?

Die oft hat Gott uns erhört und geholfen, vielleicht nicht im Handumdrehen, sondern in einem langen Prozess. Danken wir dafür? Oder bemerken wir gar nicht, dass wir erhört worden sind, schreiben die Hilfe nur den Mitteln zu, die Gott benutzt hat, dem Arzt, den Medikamenten… Gott danken ist so wichtig. Erst wenn wir danken, merken wir und erkennen an, dass Gott uns geholfen hat; so wird uns bewusst, dass Gott uns im Blick hat, dass er uns liebt.

Auch die tätige Antwort ist wichtig. Wo und wie kann ich die Liebe Gottes, die Liebe Jesu erwidern? In tätiger Liebe gegenüber den leidenden Mitmenschen, den Brüdern und Schwestern Jesu. So kommt Jesus in seinem Wirken an uns ein Stück voran, wir werden ihm in der Liebe etwas ähnlicher. Sein Ziel ist es ja, uns sich ähnlich zu machen, uns zu selbstlos liebenden Menschen zu machen.

Die Heilung spricht sich herum. Die Leute strömen zusammen. Aber sie kommen nicht nur, um ihre Neugier zu befriedigen oder, von innerer Sehnsucht getrieben, ihn zu hören, sie bringen ihre Kranken mit. So versammelt sich am Abend vor dem Haus in dem Jesus mit seinen Begleitern weilt, gleichsam das ganze Elend der Stadt. Und Jesus heilt und befreit alle.

Gehen wir nicht nur für uns selbst zu Jesus oder zum himmlischen Vater. Nehmen wir die Kranken und Leidenden, die Süchtigen und auf unterschiedliche Weise Gebundenen mit. Nehmen wir das Elend der Welt und die Not der Kirche mit vor Gott.

Diese Solidarität ist so wichtig. Sie weitet unser Herz, festigt das Bewusstsein, in einer Gemeinschaft vor Gott zu stehen und Verantwortung füreinander zu haben. Kirche ist Gemeinschaft. Kirche sind nicht „die da“, Papst, Bischöfe und Priester, Kirche sind wir alle gemeinsam, jeder an seiner Stelle mit seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten und Aufgaben. So unterschiedlich die Fähigkeiten, Aufgaben und Verantwortungen sind, die der Geist Gottes in der Kirche verteilt – der Auftrag und die Aufgabe des Gebetes sind allen gegeben, jede und jeder ist eingeladen in eine persönliche Begegnung und Freundschaft mit Jesus Christus.

Am nächsten Morgen flüchtet Jesus gleichsam aus dem Haus und aus der Stadt, geht zum himmlischen Vater. Er denkt nicht daran, sich auf seinem „Erfolg“ auszuruhen, ihn auszukosten. Er verweist die Jünger auf seine Aufgabe und macht sich an die Arbeit, auch in den anderen Orten die frohe Botschaft zu verkünden.

Immer wieder sucht Jesus die Gemeinschaft mit dem Vater, verweilt stundenlang im Gebet. Wenn diese Gebetszeit für den Sohn Gottes so wichtig war, um wie viel wichtiger, nötiger, ist sie dann für uns, wenn wir unseren von Gott gegebenen Auftrag erfüllen, nach den Geboten Gottes leben wollen.

Scheint Ihnen beten zu schwer? Es muss nicht schwerer sein als ein Gespräch mit einem Menschen, den wir gernhaben, dem wir vertrauen und von dem wir uns akzeptiert, ja geliebt wissen. Jesus lehrt uns, Gott als den liebenden Vater zu sehen; ihm darf ich alles sagen, was mich innerlich bewegt, Freude und Angst, Hoffnung und Sehnsucht, Wünsche und Schwierigkeiten… Alles dürfen wir ihm und unserem Bruder Jesus sagen. Gott will von uns nicht schön formulierte Gebete, gleichsam Gedichte, hören, er sucht unser Vertrauen und möchte hören, was uns bewegt, was unser Leben ausmacht. Es ehrt ihn, wenn wir ihm unser Herz ausschütten.

Vertrauen wir Gott. Vertrauen wir, dass er unser Gebet hört und es beantworten wird, immer, auch wenn er oft nicht so antwortet, wie wir es uns erhoffen, weil wir meinen, das wäre für uns das Beste; Gott weiß besser als wir, was für uns gut ist, was uns schadet und was besser ist als das, was wir uns vorstellen. Vertrauen wir auf ihn. Geben wir uns in die Hand Jesu, die er für uns durchbohren ließ.

 

P. Lothar Janek SVD