3. Sonntag der Osterzeit (B)

Predigtimpuls

Der Weg zum Glauben

1. Lesung: Apg 3,12a.13-15.17-19
2. Lesung: 1Joh 2,1-5a
Evangelium: Lk 24,35-48
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Alles ist offen
Ostern öffnet. Es öffnet das Grab, es ist leer. Es öffnet die Augen, sie gehen ihnen auf, wenn er das Brot bricht, und sie erkennen ihn. Es lässt ihr Herz aufgehen und es brannte, als er unterwegs mit ihnen redete und den Sinn der Schriften erschloss. Heute lesen wir im Evangelium: Darauf öffnet(e) er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.

Keine Auferstehungserzählungen
Die Vorstellung von leiblicher Auferstehung, als würde ein Toter zum Leben erweckt, hat sich tief in uns eingeprägt. Unser Tagesevangelium vom dritten Sonntag nach Ostern könnte auch so (miss)verstanden werden.

Die Emmausjünger kehren nach Jerusalem zurück und finden die Elf versammelt. Gegenseitig erzählen sie, was sie erlebt haben: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen, er ist auch den Emmausjüngern erschienen. Der Auferstandene ist an keinen Ort gebunden, er erscheint an verschiedenen Orten. Und plötzlich tritt er in ihre Mitte.

Wie er in ihre Mitte tritt durch die Tür – war sie verschlossen? – wird nicht gesagt. Sie erschrecken, haben Angst und glauben, sie sähen einen Geist.

Hier müssen wir unterscheiden zwischen Gespenst und Geist. Im Markus-Evangelium glauben sie, ein Gespenst zu sehen, als Jesus auf dem Wasser auf sie zugeht. Hier vermeidet Lukas das Wort Gespenst, er schreibt bewusst Geist (griech. Pneuma). Sie sind bestürzt, weil sie an einen Totengeist denken. Jesus nimmt ihnen dieses Bedenken und erklärt ihnen: Ich bin es selbst. Er zeigt ihnen Hände und Füße. Im Alten Testament sind „Fleisch und Bein“ die Zeichen der Blutsverwandtschaft. Jesus sagt ihnen damit „Ich bin einer von euch“!

Das Mahl
In Emmaus erkennen die Jünger Jesus beim Mahl. Im Evangelium heute fragt Jesus: Habt ihr etwas zu essen? Es geht nicht darum zu beweisen, dass er kein Gespenst ist, sondern er hält Mahl mit ihnen. Die Apg erklärt es: Nach seiner Auferstehung von den Toten haben wir mit ihm gegessen und getrunken (Petrus in Apg 10,41). Petrus spricht vom Brotbrechen der Gemeinden, so auch unser Tagesevangelium. Diese Feiern sind der Ort, um dem Auferstandenen zu begegnen, ihn zu erkennen und zu be-kennen.

Der Weg zum Glauben
Im Evangelium heute öffnet Jesus den Sinn für das Verständnis der Schrift. Unterwegs nach Emmaus hat er den zwei Jüngern die Schrift eröffnet und ihr Herz brannte, sie begannen zu begreifen. Lukas verweist auf die Schrift und bezieht sich auf Mose, die Propheten und Psalmen. Mose, um ein Beispiel herauszuholen, spricht vor ganz Israel und erklärt die Tora (Dtn 1,1). Wie Mose erklärt hier Jesus die Schriften. Alles, was zu Ostern an Öffnungen geschieht, genügt nicht, um zum Glauben zu führen. Der Schlüssel liegt allein im Verständnis der Schrift. Deshalb sagt das Evangelium heute, dass Jesus die Augen für das Verständnis der Schrift öffnet.

Diese Öffnung geschieht nicht plötzlich, sie braucht Zeit. Darum befiehlt Jesus den Jüngern: Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet. Dieser wichtige Satz fehlt heute im Evangelium. Ergänzen wir ihn, denn er ist notwendig. Er sagt uns nämlich, dass es Zeit braucht, um in den Geist der Schrift einzudringen.

Die Ostererzählungen sind eine Katechese mit dem Ziel, zum Glauben vorzudringen. Sie deuten den Prozess an, den die ersten Jünger durchlaufen mussten, um aus dem Verständnis der Schrift zum Glauben an den Auferweckten zu gelangen. Sie sind wegweisend. Die klügsten Methoden und Strategien gehen am Wesentlichen vorbei: Erneuerung geschieht aus der Schrift und dem Bemühen um Verständnis.
 

P. Dr. Jakob Mitterhöfer SVD