Hochfest Christi Himmelfahrt (B)

Predigtimpuls

Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium

1. Lesung: Apg 1,1-11
2. Lesung: Eph 1,17-23
Oder: Eph 4,1-13
Evangelium: Mk 16,15-20
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.sturber.de

 Der indische Maler Alfred Thomas malte mit 23 Jahren das farbenreiche Bild „Der Christus der indischen Landstraße“. Hindus, Muslime, Büßer, Freiheitskämpfer, Kinder, Wäscher, wassertragende Frauen und vornehme Inderinnen begegnen Christus nicht im engen „Raum der Kirche“, sondern auf der indischen Landstraße. Mutter Indien verehrt ihn und bringt ihm Lotos-Blüten dar.

Jesus erscheint als Sadhu; Kleidung und Einzelheiten der Umgebung, wo er seine Sendung und sein Amt ausführt, entsprechen diesem Ideal des indischen Christus. Das Bild ist zutiefst beeinflusst von dem Buch „The Christ oft he Indian Road“ von E. Stanley Jones. Der amerikanische protestantische Indien-Missionar schreibt in seinem Buch: „Ein Freund von mir sprach mit einem Brahmanen, als dieser sich zu ihm wandte und sagte: ,Ich mag den Christus Ihrer Glaubenskenntnisse und den Christus Ihrer Kirchen nicht leiden.‘ Mein Freund gab ruhig zur Antwort: , Würden Sie den Christus der indischen Landstraße leiden können?‘ Der Brahmane dachte einen kleinen Augenblick nach, und im Geiste malte er sich den Christus der indischen Landstraße aus – er sah ihn, in das Gewand eines Sadhu gehüllt, wie er am Wegrande saß, von den Volksmengen umlagert, und wie er Blinde, die ihren Weg zu ihm fanden, heilte, wie er seine Hände den Armen und Aussätzigen, die ihm zu Füßen fielen, aufs Haupt legte, wie er den geplagten Menschen die frohe Botschaft von seinem Reiche verkündigte, wie er mit einem gebrochenen Herzen einen einsamen Hügel emportaumelte und an einem Kreuz dicht an der Straße für die Menschen starb, und wie er dann doch triumphierend wieder auferstand und abermals auf jener Straße entlang wanderte. Da wandte sich der Brahmane plötzlich zu meinem Freund und sagte ernst: „Den der indischen Landstraße könnte ich lieben und ihm folgen. Freund und sagte ernst: ,Den Christus der indischen Landstraße könnte ich liebem und ihm folgen.´“

Inwiefern unterscheidet sich der Christus der indischen Landstraße von dem Christus der galiläischen Landstraße? Überhaupt nicht.
So sinnvoll und ansprechend dieses Bild ist, es schildert nicht die ganze Wirklichkeit Jesu Christi. Das heutige Fest der Himmelfahrt verweist weiter. Es kann mit Worten aus dem Psalm 118 zusammengefasst werden: Die Rechte des Herrn behält den Sieg, die Rechte des Herrn ist erhöht, die Rechte des Her behält den Sieg. Das bedeutet, dass Jesus Christus der Herr ist über das Böse, dass sein Thron feststeht in alle Ewigkeit. Es heißt aber auch, dass er als Herr mit uns geht über die „Landstraße“. Himmelfahrt feiern bedeutet für uns, Vertrauen, unsere Hoffnung und Liebe erneuern und stärken im Hinaufschauen zu dem, der Herr für immer ist. Aber zum Sieg und zur Verherrlichung des Herrn und zu unserem Vertrauen gehört noch ein Weiteres: dass wir die „Werke des Herrn verkündigen.“

Er hat uns zugesichert, dass er in aller Not, Angst und im ganzen Leben bei uns ist und mit uns geht, aber gleichzeitig soll die Heilsbotschaft von ihm verkündigt werden. Ganz schlicht gesagt: Jesus Christus ist König, er will, dass die Botschaft von seinem Leben und seiner Herrlichkeit aller Welt bekannt wird. Er sandte seine Jünger hinaus, damit sie auf Erden seine Zeugen und Kämpfer für Liebe und Recht sind. Er hat sie hinausgesandt, damit sie mithelfen, dass Menschen heil werden, dass Menschen die Freude finden, dass Menschen aus seinem Leben und seiner Herrlichkeit Zuversicht und Kraft finden. Er will, dass Menschen wissen, dass er mit ihnen die Landstraße zieht bis ans Ende der Zeit. „Jene aber zogen hinaus und predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen und bestätigte das Wort durch die begleitenden Zeichen.“

[Anmerkung der Redaktion: Die von P. Rzepkowski verfasste Predigt wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1994; S. 187f]


 

P. Dr. Horst Rzepkowski SVD