Narren

Es gibt verschiedene Narren: den Clown, die Figur des tölpelhaft Witzigen;

den Spaßmacher, der nur unterhalten will; die vielen, die sich von Modeerscheinungen gängeln und zu Narren machen lassen; die Narren des Faschings, die ohne froh zu sein, sich lustig geben; die Spinner, die von einer fixen Idee nicht lassen können; die Narren, die man als rückständig beschimpft, weil sie sich der herrschenden Meinung nicht unterwerfen und die Narren um Christi willen - zu denen sich der Völkerapostel Paulus zählte - die nach den radikalen Forderungen der Bergpredigt leben und von der Weisheit dieser Welt nichts halten. 

Aber wer bestimmt, was Narrheit ist? Im frühen Mittelalter war es das Volk; zur Zeit des Humanismus der Rat der Weisen; im Hochmittelalter die Inquisition, im Absolutismus der König; zur Zeit der Aufklärung die Vernunft, in Diktaturen der Diktator und in unserer Zeit sind es Psychiater, Soziologen und vor allem Journalisten. Einst holten die Monarchen Narren an ihre Höfe, weil sie sie für unentbehrlich hielten. Seitdem die Politiker sich mit Experten, Wissenschaftlern und diplomierten Ratgebern umgeben, lassen sich törichte Entscheidungen nicht mehr vermeiden. Auch die Dichter der Vergangenheit wollten in ihren Stücken auf den Narren, der kein Tölpel war und keine Albernheiten äußern durfte, nicht verzichten. Sie vertrauten diese Rolle dem besten Spieler an, der philosophisches Talent besaß und sich darauf verstand, mit Worten etwas auszusagen. 


Walter Rupp, SJ