Die Philosophen

Schopenhauer erlaubte sich mit bissiger Schärfe, die meisten Philosophen seiner Zeit als Geschäftsmänner der Katheder,

als Unsinn-Schmierer, Kopfverdreher und erbärmliche Wichte zu beschimpfen. Er warf ihnen vor, dass sie ihre Hörer in unverständlicher Sprache traktieren und versuchen, ihre Gedanken mit den herrschenden Ansichten der Zeit in Einklang zu bringen. Wir Heutigen neigen dazu, die herrschenden Ansichten unserer Zeit mit einer Ehrfurcht zu behandeln, als handle es sich um philosophische Erkenntnisse. Die vielen Bildungsexperten, Wirtschaftsweisen, Meditations- oder Coaching-Lehrer haben es geschafft, dass sie als Weisheitslehrer gelten. Und die Unternehmer reden statt von Unternehmens-Führung lieber von Unternehmens-Philosophie. Sogar die Fußball-Trainer ziehen es vor, das, was man bisher Taktik nannte, als ihre Philosophie vorzustellen.
Aber auf den Fußballplätzen spielt nicht Weisheit gegen Weisheit. In Wirtschaftsunternehmen oder Bankenzentren geht es nicht um die ewigen Wahrheiten, sondern um Erfolg und Geld. Auch in Parlamenten geht es nicht um die großen Menschheitsfragen, sondern um die Krisen und Probleme der Gegenwart. Philosophen wollen mehr. Sie geben sich nicht mit dem Schein und dem, was sichtbar ist, zufrieden. Sie wollen hinter die Dinge blicken. Sie haben das eine große Ziel vor Augen: Wie der Wahrheit näherkommen? Sie sind stets auf der Suche nach dem Schlüssel, mit dem man einige der vielen Rätsel unserer Welt enträtseln kann.

Walter Rupp, SJ