Schön

Der schönste Tag des Lebens ist für viele der Tag, an dem sie ein besonderes Erlebnis hatten

Der schönste Tag des Lebens ist für viele der Tag, an dem sie ein besonderes Erlebnis hatten: eine gute Nachricht, ein Amt oder eine Auszeichnung erhielten. Für die meisten ist der schönste Tag der Hochzeitstag oder ein Jubiläum, und für manchen der Tag der Ehe-Scheidung. Aber wahrscheinlich gibt es den schönsten Tag gar nicht, sondern nur den Tag, an dem man die vielen schönen Dinge, an denen man sonst gedankenlos vorübergeht, dankbar und bewusst wahrnimmt.
Schön scheint vielen nicht genug zu sein, sie sind damit nicht zufrieden. Sie wollen mehr, das Noch-Schönere. Es wurde inzwischen üblich, anderen nicht nur einen schönen Tag, sondern einen wunderschönen Tag zu wünschen. Wenn wir jedoch von jedem Tag etwas Besonderes erwarten, stellen wir eine Hürde auf, die uns daran hindert, dass wir glücklich sein können. Schönheit ist doch nicht etwas Seltenes. Überall um uns herum ist Schönheit, wir müssen nur die Augen auftun. 

Schon die alten Philosophen vertraten die Ansicht: dass diese drei: das Gute, das Wahre und das Schöne untrennbar verbunden sind. Was ist, ist immer auch gut, das Gute ist immer auch wahr, und das Wahre ist immer auch schön. Wir müssen die Natur nicht natürlicher, die Sonnenstrahlen nicht strahlender und die Blumen nicht blühender machen. Wir sollten den Drang in uns nach dem Mehr zähmen und es unterlassen, das, was gut ist, noch guter, was wahr ist, noch wahrer und was schön ist, noch schöner zu machen. Das Bessere ist nicht immer das Beste!


P. Walter Rupp, SJ