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Reicht Weisheit allein aus, die gerade notwendigen und richtigen Entscheidungen zu treffen?

Wäre es wirklich ein Glück für die Völker, wenn die Philosophen - wie das Platon in seinem Staat empfiehlt – sie führen würden? Reicht Weisheit allein aus, die gerade notwendigen und richtigen Entscheidungen zu treffen? 

Philosophen haben leider einen Nachteil. Sie spekulieren gern und entfernen sich so – oft ohne es zu merken - von der Wirklichkeit. Sie wandern mit ihren Gedanken gern auf Höhenwegen oder wagen sich in eine Steilwand, in die ihnen nicht jeder folgen kann, weil nicht jeder die dafür notwendige Ausrüstung oder Kondition besitzt, und dann in Absturzgefahr gerät. Zuweilen geraten auch Philosophen, weil sie es nicht lassen können, Zweifeln nachzugehen und Fragen immer wieder neu zu hinterfragen, in ein Gedankengestrüpp, in dem sie sich verirren.

Philosophen zeichnen sich nicht immer durch Klarheit aus und sprechen häufig eine etwas verworrene und abstrakte Sprache. Fast immer vergessen sie, bei ihrer Jagd nach Erkenntnis auch ein wenig Optimismus zu verbreiten und an das, was getan werden müsste, zu erinnern. Sie sind schon lange nicht mehr, was sie einmal sein wollten: Schiffsbaumeister, die Schiffe anbieten, mit denen man die Fahrt aufs offene Meer hinaus wagen kann. 

Wen soll man an die Spitze eines Volkes stellen? Bei den Jägern und den Sammlern mussten die Mutigsten führen. Das ganze Mittelalter hindurch glaubte man, der Adel sei von Natur aus dafür prädestiniert. Heute stehen die an der Spitze, die sich an die Spitze drängen. Die Lösung muss noch gefunden werden.


P. Walter Rupp, SJ